Berlin (ots) - Festredner Stefan Kornelius: "Für den Puls der Demokratie sind
nicht nur der Kanzler und das Kabinett zuständig"
Über gelingende politische Kommunikation hat sich Regierungssprecher Stefan
Kornelius bei der Verleihung des Journalistenpreises der Digitalpublisher und
Zeitungsverleger - Theodor-Wolff-Preis (TWP) Gedanken gemacht. "Wir müssen über
den Puls der Demokratie sprechen", sagte Kornelius, zuvor langjähriger
Ressortleiter Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung und selbst Mitglied der
TWP-Jury vor rund 300 geladenen Gästen in Berlin. "Dafür sind nicht nur der
Kanzler und das Kabinett zuständig", das gehe vielmehr die gesamte Gesellschaft
an.
Heute werde eher zu viel als zu wenig kommuniziert, glaubt der
Regierungssprecher. Und sagt mit Blick auf das Verhältnis von Journalismus und
Politik: "Kommunikation will gelernt sein - und muss am Ende auch ertragen
werden." Von den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen wünscht Kornelius sich, die
Balance zwischen Drama und Dringlichkeit zu wahren. Denn "Demokratie braucht
Zeit zum Reifen. Spontane Weltrettung ist nicht vorgesehen."
Und dies sind die Preisträger der renommiertesten Auszeichnung, die die
Zeitungsbranche zu vergeben hat:
In der Kategorie Meinung geht der Preis an Martin Spiewak für seinen in der ZEIT
(Hamburg) erschienenen Kommentar "Jung, männlich, abgehängt". Spiewak liefere
eine umfassende, tief recherchierte Analyse von beträchtlicher Relevanz - frisch
und cool aufgeschrieben. "Das Thema Geschlechtergerechtigkeit wird systematisch
gegen den Strich gebürstet. Die Erkenntnisse sind nicht leicht auszuhalten, aber
extrem hilf- und aufschlussreich", heißt es dazu von der Jury.
In der Kategorie Reportage zeichnet die Jury Thorsten Schmitz und Peter Münch
für "7. Oktober" aus, erschienen in der Süddeutschen Zeitung (München). Die Jury
empfand den Doppel-Artikel als "unglaublich faszinierend und bedrückend - auch
heute noch, wo man bereits so viel zu dem Thema, dem Krieg, den Opfern gelesen
hat". Der Beitrag, konsequent aus der Sicht der Opfer erzählt, stärke bei dem
Leser das Gefühl von Solidarität und Empathie für beide Seiten. "Die beiden
Erzählungen zeigen das Dilemma, in dem wir stecken: Die Versuchung, für eine
Seite Partei zu ergreifen und die andere dabei zu vergessen", urteilte die Jury.
Die Würdigung in der Kategorie Bestes lokales Stück erkennt die Jury Sophie
Sommer für ihren investigativen "Ich spüre noch seine Hände auf mir", erschienen
in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (Essen). Der Artikel sei, so die Jury,
eine "selten intensive Recherche in einem Komplex, der sonst unbeleuchtet
bleibt. Ein Bereich, der schnell ins Verschwörungstheoretische abdriftet, wird
hier auf eine abgesicherte Ebene gehoben. Die Erzählform ist brillant, der Text
bleibt im Gedächtnis."
Erfolgreich in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt sind Helmut
Frangenberg und Laura Ostenda mit ihrem Podcast "Attentat am Blumenstand - Der
Angriff auf Kölns Oberbürgermeisterin und die Gefährdung der Demokratie",
produziert für den Kölner Stadt-Anzeiger. Für die Jury ist es eine Arbeit, "die
unter den lokalen Podcasts hervorsticht, politische Relevanz hat und mit
innovativen Elementen im Storytelling überzeugt".
Beim Thema des Jahres "Demokratie unter Druck: Was uns auseinandertreibt - was
uns zusammenhält" vergibt die Jury den Preis an Bastian Berbner und die ZEIT für
den Beitrag "Überall hier wird 2024 gewählt". Ein Text, "der beunruhigt und
gleichzeitig beruhigt. Er zeigt, was die Demokratie schon überstanden hat und
schafft einen weiten Blick auch auf Methoden, die Demokratie zu vermessen,
würdigt die Jury. Und: "Man lernt sehr viel daraus."
Die fünf ausgezeichneten Beiträge werden ebenso wie die nominierten Stücke auf
der Website http://www.theodor-wolff-preis.de ausführlich vorgestellt.
Der Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und
Zeitungsverleger (BDZV) getragen. An der Ausschreibung hatten sich mehr als 400
Journalistinnen und Journalisten mit 344 Beiträgen beteiligt. Der Preis ist mit
insgesamt 30.000 Euro dotiert.
Mitglieder der Jury sind: Annette Binninger (Chefredakteurin Sächsische
Zeitung), Nico Fried (Politikchef Stern), Lars Haider (Chefredakteur Hamburger
Abendblatt), Julia Lumma (Chefredakteurin und Geschäftsführerin Content VRM),
Benjamin Piel (Chefredakteur Weser-Kurier), Anja Reich (Chefin Dossier Berliner
Zeitung, Juryvorsitz 2025), Julia Schaaf (stellv. Ressortleiterin Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung), Ulrike Winkelmann (Chefredakteurin taz - die
tageszeitung). Vorsitzender des Kuratoriums ist Helmut Heinen , Herausgeber der
Kölnischen Rundschau.
Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des
legendären Berliner Tageblatts, Theodor Wolff (1868 - 1943). Wolff musste 1933
vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der
Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
Die Namen der rund 500 Preisträger seit 1962 sowie Details zum Preis finden Sie
im Internet unter http://www.theodor-wolff-preis.de .
Erste Fotos von der Preisverleihung können ab ca. 22.00 Uhr von der Website
heruntergeladen werden. Foto © BDZV/Anikka Bauer
Pressekontakt:
Anja Pasquay
Leiterin Kommunikation
Telefon: 030/726298-214
E-Mai mailto:pasquay@bdzv.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/6936/6119150
OTS: BDZV - Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.
V.
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