|
Osnabrück/München (ots) - Getränkepappbecher, Verpackungspapiere und Tapeten
gehören bisher nicht in die Altpapiertonne. Denn herkömmliche
Recycling-Nassprozesse können sie nicht auflösen. Mit Förderung der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat ein Projektkonsortium sowohl ein innovatives
Trockenzerfaserungs-Verfahren als auch eine digitale Rohstoffplattform
entwickelt, die bislang ungenutzte Faserquellen erfasst und für den
Wiedereinsatz in der Industrie vorbereitet. Die DBU will damit einen Beitrag zur
Kreislaufwirtschaft und zum Klimaschutz leisten und förderte mit rund 640.000
Euro.
Erfolgsstory im Umweltschutz: Papierrecycling und Steigerung der Altpapierquote
Eine Erfolgsstory im Umweltschutz ist das Papierrecycling: Laut Umweltbundesamt
(https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-au
sgewaehlter-abfallarten/altpapier#vom-papier-zum-altpapier) (UBA) setzte die
Papierindustrie im Jahr 1990 knapp 49 Prozent Altpapier ein, 2015 bereits 74
Prozent und im Jahr 2023 rund 83 Prozent. Diese Steigerung senkte den Holz-,
Wasser- und Energieverbrauch pro Tonne Papier. Jedoch lässt sich die hohe
Altpapiereinsatzquote laut UBA kaum noch erhöhen. Denn es gibt enorm
widerstandsfähige Papier- und Kartonprodukte, die aufgrund ihrer Anforderungen
nassfest ausgerüstet oder stark beschichtet sind. Über den herkömmlichen Prozess
der Nasszerfaserung lassen sie sich entweder nicht auflösen oder nur mit Hilfe
eines hohen Energie- und Chemikalieneinsatzes. Ein Forschungskonsortium wollte
sich damit nicht zufriedengeben. Mit DBU-Förderung entwickelte es ein ganz neues
Verfahren, mit dem die Wiederverwertung schwer zerfaserbarer Papiere möglich
gemacht wird: die Trockenzerfaserung. "Das Vorhaben zeigt, dass sich mit
innovativer Technologie selbst komplizierte Materialien effizient verarbeiten
lassen - und das mit deutlichen Einsparungen bei klimaschädlichen
Kohlendioxid(CO2)-Emissionen und beim Ressourcenverbrauch", sagt
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde .
Verlust von zwei Millionen Tonnen Sekundärfasern
Bisher gehörten zum Ausschuss im Zuge des Papierrecyclings etwa
Flaschen-Etiketten, Futtermittelsäcke, Dekorpapier und Zellhandtücher. "Sie alle
haben die Anforderung, dass sie bei Nässe und Feuchtigkeit stabil bleiben
müssen", sagt Projektleiter Dr. Tilo Gailat , Geschäftsführer der Firma
https://fiber-rec.com/ mit Sitz in München. Das macht ihm zufolge ein Auflösen
durch nasse Zersetzungsverfahren kaum möglich. Gailat: "Dadurch haben wir im
Altpapierkreislauf einen jährlichen Verlust von zwei Millionen Tonnen
Sekundärfasern." Mit DBU-Förderung ist fiber-rec dieses Problem gemeinsam mit
der Firma Gotic (https://www.gotic.de/) und dem Institut für Naturstofftechnik
(https://tu-dresden.de/ing/maschinenwesen/int) der Technischen Universität
Dresden angegangen - mit Erfolg und zusätzlichen Vorteilen. "Der Prozess der
Trockenzerfaserung spart im Vergleich zu herkömmlichen Recyclingverfahren
Energie und Wasser bei deutlich verringertem CO2-Ausstoß", so Gailat. Mehr noch:
Die aus den Reststoffen gewonnenen Trockenfasern finden nach seinen Worten
sowohl in der Papierindustrie als auch als Dämmstoffe, Lärmschutzwände oder
Verpackungen Wiederverwendung.
Digitale Rohstoffplattform soll Kreisläufe effizient schließen
In einem Folge-Projekt entstand schließlich die Entwicklung einer digitalen
Rohstoffplattform, die schwer recycelbare Materialien erfasst, analysiert und
passende Einsatzmöglichkeiten vorschlägt. Diese Plattform richtet sich an mit
Erzeugung, Verarbeitung, Entsorgung und industrieller Nutzung beschäftigte
Unternehmen und soll helfen, Kreisläufe effizient zu schließen. Gailat: "Die
Plattform baut auf einer umfassenden Datenbank auf, in der Fasern systematisch
bewertet werden - vom Zustand der Ausgangsstoffe über Optionen der Verarbeitung
bis hin zur Qualität des wiedergewonnenen Faserstoffs." Beim Plattformprojekt
hat die Firma ROHPROG (https://www.rohprog.de/) mit Sitz in München
mitgearbeitet, die jetzt auch Gesellschafterin bei fiber-rec ist.
Testbetrieb: 50 Tonnen Trockenfasern erfolgreich aufbereitet und industriell
eingesetzt
Im Testbetrieb konnten bereits mehr als 50 Tonnen Trockenfasern aus nicht
klassisch recycelbaren Quellen erfolgreich aufbereitet und industriell
eingesetzt werden - unter anderem in Papiermaschinenversuchen. Gailat: "Die
CO2-Einsparungen sind signifikant, insbesondere wenn aufbereitete Fasern
Primärrohstoffe ersetzen." Zudem wurde ein Aufbereitungszentrum eingerichtet, um
die Prozesse zu simulieren und erste Kundenmuster bereitzustellen.
DBU-Fachreferent Dr. Michael Schwake : "Das Potenzial ist größer als zunächst
angenommen - etwa bei Fasern aus Pflanzenresten oder Spezialpapieren, die meist
verbrannt oder deponiert werden." Das Vorhaben zeige, wie durch neue
Technologien und digitale Systeme nachhaltige Stoffkreisläufe für Naturfasern
wie Cellulose aufgebaut werden können - "ein wichtiger Schritt für die
Bioökonomie, Ressourcenschonung und den Klimaschutz", so Schwake.
Pressekontakt:
Klaus Jongebloed
- Pressesprecher -
Kerstin Heemann
Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
0541|9633-521
0175|4998993
mailto:presse@dbu.de
http://www.dbu.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/6908/6158215
OTS: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
|