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Wien (ots) - Mit einem klaren programmatischen Fokus und einer Haltung der
Offenheit startet das mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien unter
der Leitung der seit 1. Oktober 2025 amtierenden Generaldirektorin Fatima
Hellberg in eine neue Phase. Das Museum soll verstärkt als Resonanzraum
etabliert werden sowie als Ort, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in
Dialog treten.
" Ein Museum lebt durch das, was es aufnimmt, und durch das, was es zurückgibt
", sagt Hellberg. " Es reagiert auf seine Zeit, verändert sich und schafft neue
Verbindungen zwischen Kunst, Menschen und Ideen. "
Verwurzelt, um zu wachsen
Das mumok knüpft mit dieser Neuausrichtung bewusst an seinen Gründungsimpuls an:
1962 als Museum des 20. Jahrhunderts gegründet, war das Haus Ausdruck einer
kulturellen Aufbruchstimmung in einer Ära, in der zeitgenössische Kunst
zunehmend in den Alltag integriert wurde. Gründungsdirektor Werner Hofmann
forderte, " den Mut zu haben, das Monument neben das Dokument zu stellen - das
Meisterwerk neben das unverbürgte Zeitphänomen ". Diese Haltung integriert
Hellberg in ihr Programm und ihren kuratorischen Ansatz: ein Denken, das nicht
nur über Kunst spricht, sondern mit ihr.
Diese Wurzeln sind für Fatima Hellberg die Grundlage für die Zukunft: " Unsere
Geschichte ist kein Erbe, das stillsteht, sondern ein Fundament, auf dem Neues
wächst. Wir führen diesen Geist weiter, mit Offenheit, Präzision und Neugier ."
Drei Säulen der Neupositionierung
Die neue Ausrichtung des mumok ruht auf drei klar definierten Schwerpunkten: der
Sammlung, dem Museum als Erfahrungsraum und dem Ermöglichen neuer Kunst.
1. Sammlung als Motor
Die Sammlung ist Ausgangspunkt und treibende Kraft für das künftige Programm.
Längerfristige, dynamisch wechselnde Ausstellungen sollen mehr Werke aus dem
Depot ins Museum bringen, neue Verbindungen herstellen und neue Interpretationen
ermöglichen. " Mit einem programmatischen Fokus auf die Sammlung möchte ich sie
als Quelle für Diskurs, Forschung und Begegnung reaktivieren. Sie zeigt, wie
Kunst und Gesellschaft miteinander verbunden sind ", so Hellberg.
Damit möchte Hellberg stärkere Synergien zwischen den Ausstellungen schaffen und
größere wie kleinere Erzählungen miteinander verbinden. Diese Neuausrichtung
signalisiert, dass " das, was das Museum bewahrt, der Öffentlichkeit gehört und
immer wieder neu erfahrbar gemacht werden soll ".
2. Museum als Erfahrungsraum
Kunst erleben, nicht nur betrachten: Das mumok soll ein Ort sein, der
Wahrnehmung erweitert und Erlebnisse ganzheitlich denkt. Hellberg schöpft aus
ihrer langjährigen Beschäftigung mit Besucher*innenerfahrung und widmet den
öffentlichen Räumen des Museums neue Aufmerksamkeit. Neue Raumkonzepte vom
Eingangsbereich bis zum Café stärken künftig die Offenheit und Gastlichkeit.
Auf Ebene -3 entsteht ein neu gestalteter Bereich für Aktion und Reflexion: ein
Stockwerk für Kreativität, Workshops und partizipative Formate. Hier können
Kinder, Jugendliche und Erwachsene aktiv Kunst erleben und gestalten. Begleitet
werden diese Erneuerungen von einem dynamischen Programm interdisziplinärer
Veranstaltungen, die die Themen der Ausstellungen aufgreifen und vertiefen.
3. Ermöglichen neuer Kunst
Durch Aufträge, Kooperationen und langfristige künstlerische Zusammenarbeit wird
das mumok künftig verstärkt die Entstehung neuer Werke ermöglichen. Das Museum
soll nicht nur ein Ort des Zeigens sein, sondern sich auch als einer des
Entstehens etablieren. " Wir möchten Kunst nicht nur bewahren, sondern auch
entstehen lassen ", betont Hellberg. " Ich sehe es als Teil unserer Aufgabe,
Künstler*innen Räume zu geben - für Experimente, für Risiken, für neue Formen
des Ausdrucks. "
Um diese Schwerpunkte umzusetzen, wurde eine zentrale Schlüsselpositionen neu
besetzt. Lukas Flygare , bisher Sammlungsleiter und Kurator am MMK Frankfurt,
bringt fundierte internationale Erfahrung ein und wird Chefkurator sowie
stellvertretender Generaldirektor des mumok.
Auftakt 2026: Eine Premiere in mehreren Akten
Am 19. Juni 2026 schlägt das mumok dieses neue Kapitel mit der groß angelegten
Ausstellung Terminal Piece auf, die sich über sechs Ebenen des Hauses erstreckt.
Jede Ebene wird als Akt inszeniert - ein begehbares Gesamterlebnis mit Elementen
aus Theater und Museum.
Ausgangspunkt ist die gleichnamige Installation der wegweisenden Künstlerin,
Aktivistin und Autorin Kate Millett aus dem Jahr 1972. Die Installation Terminal
Piece , die zugleich der erste Ankauf unter Hellbergs Leitung ist, ist ein
feministisches Schlüsselwerk der US-amerikanischen Kunstgeschichte und
thematisiert Strukturen von Macht, Wahrnehmung und Teilhabe. Die Architektur des
Werks, lesbar als Käfig oder Bühne, verändert ihre Bedeutung mit dem Standpunkt
der Betrachtenden. Ein solch bedeutendes feministisches Werk einer
US-amerikanischen Künstlerin gerade jetzt zu wählen, ist kein Zufall: Die Rechte
und Errungenschaften, die Millett vor 50 Jahren beschäftigten, sind in der
Gegenwart zunehmend prekär. Zusammen mit der Installation geht auch das Archiv
von Millett zu Terminal Piece in die Sammlung des mumok ein.
Die Eingangsebene wird von der Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock in ein
begehbares Gesamtkunstwerk verwandelt. In dieser Arbeit verschränkt Viebrock
Bereiche, die den Zuschauer*innen zugänglich sind, mit solchen, die ihnen
ansonsten verborgen bleiben. Damit macht sie die versteckten Prozesse des
Museumslebens sichtbar. In diesem Spiel mit Sichtbarkeit und der Rolle der
Betrachtenden finden Werke aus der Sammlung von Künstler*innen wie Lutz Bacher,
Rudolf Schwarzkogler und Paul Thek ihren Platz, neben Arbeiten, die seit Langem
nicht mehr gezeigt wurden. [1] (#_ftn1)
Parallel dazu eröffnet die erste museale Einzelausstellung der georgischen
Künstlerin Tolia Astakhishvili . Ihr Zugang zu Raum ist geprägt von einem tiefen
Verständnis für dessen Vergänglichkeit und der fortwährenden Präsenz seiner
Vergangenheit: seiner früheren Funktionen, Nutzungen und Nutzer*innen. Die
umfassende Präsentation neuer, ortsspezifischer Arbeiten wird sich um die "Figur
des Kindes" drehen. Es steht als Sinnbild für ein Wesen, das zugleich über große
Autonomie und einen freien Geist verfügt, sich jedoch in tiefgreifenden
Abhängigkeiten bewegt. Die Ausstellung von Astakhishvili bringt ihre Arbeiten in
einen direkten Dialog mit der Sammlung des mumok und unterstreicht deren Rolle
als Fundament für einen kontinuierlichen Austausch mit der Gegenwart.
Präzise Aufmerksamkeit
Mit ihrer Vision entwickelt Fatima Hellberg das mumok aus seinem eigenen
Ursprung heraus weiter. Durch eine offene kuratorische Praxis, eine einladende
räumliche Neugestaltung und eine strategische Neuausrichtung etabliert sie das
mumok als Haus des Dialogs und der Gastfreundschaft.
" Wir wollen kein Museum der lauten Effekte sein. Unsere Kraft liegt in der
Präzision - in der Aufmerksamkeit, im genauen Hinsehen und Zuhören. Museen
verändern sich, wenn wir sie gemeinsam mit den Künstler*innen, dem Team und dem
Publikum mit Leben füllen ", schließt Fatima Hellberg.
Das detaillierte mumok-Jahresprogramm 2026 wird im Jänner vorgestellt.
Den Download Link für Pressetext, Biographien und Bildmaterial finden Sie hier:
https://www.mumok.at/pressemeldungen/verbindungen-die-zukunft-tragen
[1] (#_ftnref1) Im Jahr 2026 werden das mumok - Museum moderner Kunst Ludwig
Stiftung Wien und das MAK - Museum für angewandte Kunst Wien zwei neue, sich
ergänzende Auftragsarbeiten der Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock
zeigen. Mit einem Gesamtkunstwerk, das im mumok entwickelt wird und einer
künstlerischen Inszenierung, die mit dem MAK als zentrales Narrativ einer
Ausstellung erarbeitet wurde, werden zwei Facetten von Viebrocks wegweisender
Praxis hervorgehoben und gewürdigt.
Pressekontakt:
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Mag. Katharina Murschetz (Leitung)
Telefon: +43-1-52500-1400
Mag. Katharina Kober
Telefon: +43-1-52500-1309
mailto:presse@mumok.at
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/70119/6158628
OTS: MUMOK - Museum für moderne Kunst
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