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Potsdam (ots) - Vor 70 Jahren, am 12. November 1955: Die Bundeswehr feiert ihren
Gründungstag. Wie entstand im westlichen Teil des zerstörten Deutschlands mit
seinem diktatorischen Erbe eine neue Armee der Demokratie? Darüber spricht Prof.
Dr. Sönke Neitzel von der Universität Potsdam mit Oberstleutnant Michael Gutzeit
aus dem ZMSBw.
Die noch junge Bundesrepublik bekommt nur zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
wieder Streitkräfte, auch mit alten Wehrmachtssoldaten. Die Gründung der
Bundeswehr markiert für Westdeutschland einen Wendepunkt auf dem Weg von
Besatzung zu Bündnispolitik und westdeutscher Souveränität. Doch der Weg dorthin
war hart umkämpft: Der Koreakrieg hatte den Westen unter Führung der USA
alarmiert, während in Deutschland Proteste gegen eine Wiederbewaffnung
aufflammten. Denn die Angst vor einem "Staat im Staate" saß nach historischen
Erfahrungen tief.
Altes und Neues
Im Gespräch mit Sönke Neitzel beleuchtet die neue Zugehört-Folge die
politischen, militärischen und gesellschaftlichen Spannungen während der
Aufbauzeit der Bundeswehr. Besonders die ersten zwanzig Jahre nach ihrem
Gründungstag liegen im Fokus, denn diese waren doch so prägend wie wenige
danach. Die Entstehung der "Himmeroder Denkschrift" als Schlüsseldokument der
westdeutschen Wiederbewaffnung, aber auch der Personalgutachterausschuss und
seine Arbeit demonstrieren, wie stark ehemalige Wehrmachtsangehörige am
Neuaufbau der Streitkräfte beteiligt waren. Gleichzeitig entstand mit der
"Inneren Führung" das Leitbild des "Staatsbürgers in Uniform" - ein Versuch,
demokratische Verantwortung und soldatische Tradition zu verbinden. Aber die
neue Führungsphilosophie war alles andere als unumstritten.
Licht und Schatten
Dazu sprechen wir über innere Konflikte wie die Auseinandersetzung der
"Leutnante von Hamburg" mit den "Hauptleuten von Unna". Auch Skandale und
Affären werden thematisiert, wie das Iller-Unglück 1957, der Spiegel-Skandal von
1962, die Nagold-Affäre 1963, oder die von der Schnez-Studie 1969 ausgelöste
Debatte. Neben allen Zweifeln der Nachkriegszeit sprechen wir aber auch über
Lichtblicke, wie die Fluthilfe der Bundeswehr an der Elbe im Jahr 1962. Des
Weiteren spannt die Folge einen Bogen von der Einführung der Wehrpflicht und der
Atomwaffenfrage bis hin zur Ostpolitik der 1970er-Jahre, in einer Zeit, als die
Bundeswehr eine Stärke von fast einer halben Millionen Soldaten erreicht. Am
Ende zieht Prof. Neitzel eine Bilanz, vor allem darüber, was wir aus unserer
Geschichte für unsere Gegenwart und Zukunft lernen können.
Die Folge ist auf Spotify, Apple Podcasts oder der Website des ZMSBw (https://zm
s.bundeswehr.de/de/mediathek/soenke-neitzel-die-fruehen-jahre-der-bundeswehr-603
7936) zu hören.
Pressekontakt:
Oberstleutnant Michael Gutzeit
Leiter der Informationsarbeit
Telefon: 0331 9714 400
mailto:ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/171701/6158897
OTS: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bu
ndeswehr
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