Giessen (ots) - Mittelhessen / Wetteraukreis: Wachsam sein gegenüber
Lovescamming - Mann um über 80.000 EUR geprellt
Oftmals beginnt es mit einer vermeintlich harmlosen Anfrage in einem sozialen
Netzwerk. Eine angeblich einsame Person, die zum Beispiel vorgibt als Angehörige
der US-Streitkräfte im Ausland stationiert zu sein, ist auf der Suche nach
Kontakt und einem netten Austausch. Nachdem sich die Kommunikation schließlich
auf andere Kanäle verlagert, findet eine Annäherung statt. Es seien Gefühle
entstanden und schließlich wird behauptet, man habe sich in den neuen
Gesprächspartner verliebt. Diese Anbahnung kann dabei durchaus mehrere Tage oder
Wochen dauern. Schließlich träumt man von einer gemeinsamen Zukunft, wenn der
Einsatz im Ausland beendet sei. Dieser dient im Übrigen auch direkt als
Erklärung und Entschuldigung, weshalb es mit einem persönlichen Treffen noch
nicht klappen kann. Ab einem gewissen Punkt wird schließlich eine Geschichte
aufgetischt, bei der man die Hilfe des neuen Partners benötigt - eine Hilfe
finanzieller Art. Dieser soll für ein Paket mit wertvollem Inhalt, eine
Erbschaft, gestohlene oder konfiszierte Pässe, einen Krankenhausaufenthalt nach
einem Unfall oder Probleme mit Kreditkarten Geld per Bargeldtransfer senden.
Später würde das Geld auf jeden Fall zurückgezahlt.
Betrüger nutzen hierbei die Einsamkeit von Menschen und deren Bedürfnis nach
Nähe und Vertrautheit aus. Sie ziehen die Masche solange durch, wie sie Geld von
ihren Opfern bekommen können. Was früher landläufig als Heiratsschwindler
bekannt war und teilweise über Zeitungsannoncen ablief, wird heute unter dem
Begriff "Lovescam" zusammengefasst und für die Betrüger geht deutlich schneller
und einfacher über soziale Medien und Dating-Plattformen im Internet.
Auf genau eine solche Masche fiel ein 61-Jähriger Mann aus dem östlichen
Wetteraukreis herein. Im August letzten Jahres trat eine Frau über Facebook an
ihn heran und gab vor, als US-Soldatin im Jemen stationiert zu sein. Die
Kommunikation wechselte auf WhatsApp und man tauschte sich längere Zeit aus,
nachdem die Betrügerin vorgab, Gefühle für den Mann zu hegen. Schließlich
behauptete sie eine Erbschaft im Wert von über vier Millionen Euro von ihrem
Vater erhalten zu haben. Diese umfasse neben Geld auch mehrere Goldbarren. Die
Goldbarren habe die angebliche Soldatin bei sich im Jemen in einer Kiste. Da
diese dort jedoch nicht sicher seien, wolle sie die Kiste nach Deutschland zu
dem 61-Jährigen schicken. Dieser solle sie verwahren, bis die Frau aus dem
Einsatz zurückkehre und man schließlich ein gemeinsames Leben in Deutschland
beginnen könne. Zunächst müsse der Mann jedoch ein englisches
Transportunternehmen bezahlen. Anschließend wurden kosten für den Zoll in
verschiedenen Ländern gefordert, die durch den Wetterauer beglichen werden
mussten, damit die Kiste weitergeschickt werden konnte. Im Glauben an die
tatsächliche Existenz der angeblichen US-Soldatin und ihrer Erbschaft, zahlte
der 61-Jährige sämtliche Forderungen und nahm letztlich sogar Kredite dafür auf.
Nach ersten Schätzungen überwies er über 80.000 EUR an die Gauner. Der Betrug,
der sich über ein Jahr erstreckte, flog erst Anfang dieser Woche auf.
Die Betrüger schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu
machen - und das ohne ein einziges Treffen. Morgens eine romantische Nachricht,
am Mittag vielleicht ein kurzes Telefonat und nach Feierabend stundenlanges
Chatten oder Telefonieren. Dabei geht es nicht zwingend um Geld, sondern um
Beruf, Familie, Liebe oder eine gemeinsame Zukunft. Zu erkennen sind
Love-Scammer zum Beispiel an der Art der Kontaktaufnahme. Über soziale Netzwerke
oder Dating-Seiten schreiben die Betrüger ihre Opfer zumeist in gutem Englisch
an. Frauen locken ihre Opfer häufig mit schönen Fotos, auf denen sie oftmals
leicht bekleidet zu sehen sind, während Männer häufig Bilder von Uniformierten
nutzen. Außerdem überhäufen Scammer ihre Opfer teilweise nach dem ersten Kontakt
schon mit ellenlangen Mails voller schwülstiger Liebesschwüre und bezeichnen
ihren neuen "Partner" schon bald als "Ehemann" oder "Ehefrau" und schmieden
Heiratspläne. Schließlich kommen die Geldforderungen.
Um zu überprüfen, ob es sich bei der neuen Online-Bekanntschaft möglicherweise
um einen Betrüger handelt, kann es hilfreich sein deren Namen mit dem Zusatz
"Scammer" bei einer Suchmaschine einzugeben. Falls ein Bild mitgeschickt wurde,
kann man über die umgekehrte Bildersuche zusätzliche Informationen zu dem Bild
erhalten. Weitere Informationen zum Thema "Lovescam" finden Sie unter
www.polizei-beratung.de - "Themen & Tipps" - "Betrug" - "Scamming". Bleiben Sie
wachsam und prüfen Sie kritisch. Sprechen Sie im Zweifelsfall mit
Vertrauenspersonen, die aus einem anderen Blickwinkel auf die Sache schauen,
oder wenden Sie sich an die Polizei, um nicht Opfer von dreisten Betrügern zu
werden.
Tobias Schwarz, Pressesprecher
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