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Hannover (ots) - Eine starke Demokratie braucht eine demokratiestarke Polizei -
und diese lebt von Polizeibeschäftigten, die Haltung zeigen und sich aktiv für
die Werte unserer Verfassung einbringen. Mit diesem Leitgedanken kamen am 29.
und 30. Oktober 2025 rund 500 Fachleute aus Polizei, Wissenschaft, Politik und
Zivilgesellschaft in Hannover zum dritten bundesweiten Kongress "Netzwerk
Demokratiestarke Polizei" zusammen.
"Demokratie braucht Menschen, die sie im Alltag tragen - gerade auch in der
Polizei", betonte Carsten Rose, Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen.
"Unsere Aufgabe ist es, Haltung zu zeigen, zuzuhören und das Vertrauen der
Gesellschaft in unsere Institutionen jeden Tag neu zu verdienen." Gerade bei
polizeilichen Führungskräften komme es darauf an, dass sie sich klar
positionieren - auf allen Ebenen, von den Behördenleitungen bis hinein in die
Dienstschichten, Einsatz- und Ermittlungsgruppen. Gerade Vorgesetzte müssen sich
für die Werte unserer Verfassung positionieren und deutlich machen, dass
bestimmte Positionen mit ihr unvereinbar sind.
Auch die niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung,
Daniela Behrens, unterstrich gleich zu Beginn der unter ihrer Schirmherrschaft
stattfindenden Veranstaltung die zentrale Bedeutung des Themas:
"Demokratiebildung ist kein Schulfach, das man einmal absolviert. Vielmehr geht
es um die Vermittlung und Erlangung einer demokratischen und rechtsstaatlich
geprägten Haltung, die tagtäglich gelebt und praktiziert werden muss. Gerade für
die Polizei entscheidet diese gelebte Haltung darüber, ob das Vertrauen in diese
Institution wächst oder schwindet. Eine demokratische Polizei entsteht dann,
wenn Menschen in Uniform Verantwortung übernehmen, kritisch denken und mit
Überzeugung für die Werte unseres Grundgesetzes eintreten."
Vergangenheit verstehen - Zukunft gestalten Der Kongress wird seit 2021 im
zweijährigen Rhythmus von der Polizeiakademie Niedersachsen in Kooperation mit
dem Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., der Konferenz der Hochschulen
und Fachbereiche der Polizei der Länder und des Bundes sowie mit Unterstützung
der Mercator Stiftung veranstaltet.
Der erste Veranstaltungstag rückte die historisch-politische Bildungsarbeit in
den Mittelpunkt: Welche Verantwortung trägt die Polizei aus ihrer Geschichte -
und wie kann sie daraus für die Gegenwart lernen. In Workshops und Vorträgen
wurde die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus beleuchtet. Dabei wurde
deutlich, dass die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen
Organisationsgeschichte ein zentrales Fundament für ein werteorientiertes
Selbstverständnis ist. Rainer Eppelmann, ehemaliger DDR-Bürgerrechtler und seit
über 25 Jahren Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der
SED-Diktatur, beleuchtete in seinem Keynote auch die ostdeutsche Perspektive.
Forschung trifft Praxis
Der zweite Tag brachte den Blick nach vorn: Aktuelle Studien, Projekte und
Praxisbeispiele aus verschiedenen Bundesländern zeigten, wie vielschichtig und
erfolgreich Demokratiebildung in Studium und Berufsalltag der Polizei konkret
gelebt wird. Deutlich wurde, wie wichtig auch ein öffentlicher Diskurs um die
Wertefestigkeit von Polizeiangehörigen ist und hierfür empirische Grundlagen
hilfreich sind. Diese kann es nur geben, wenn Polizeiinstitutionen sich öffnen
und beforschen lassen.
Irina Scherbakowa, Menschenrechtlerin und Gründungsmitglied der 2022 mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial,
erinnerte in ihrer Keynote eindringlich daran, was passiert, wenn demokratische
Strukturen erodieren - und wie wichtig die Verantwortung jedes Einzelnen ist,
diese zu schützen.
"Demokratie muss jeden Tag neu gelernt und verteidigt werden - auch innerhalb
der Polizei", so Rose. "Unsere Aufgabe als Polizeiakademie Niedersachsen ist es,
Räume zu schaffen, in denen Reflexion und Dialog selbstverständlich sind.
Demokratiebildung ist für uns keine Zusatzaufgabe, sondern Kern polizeilicher
Professionalität."
Demokratie braucht Haltung - in Uniform und Gesellschaft Der Demokratiekongress
in Hannover zeigte: Demokratiestärke ist kein Zustand, sondern tägliche Haltung
- in Uniform wie in der Gesellschaft. Mit diesem gemeinsamen Verständnis blickt
die Polizeiakademie Niedersachsen auf eine starke Basis für künftige
Demokratiearbeit.
Rückfragen bitte an:
Polizeiakademie Niedersachsen
Pressestelle
Patricia Höft
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OTS: Polizeiakademie Niedersachsen
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