Potsdam (ots) - Das Jahr 2024 war das wärmste seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen - Erstmals lag die globale Durchschnittstemperatur im
gesamten Jahr mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveaui. Die
Auswirkungen sind gravierend: Extreme Hitzewellen und langanhaltende
Dürreperioden nehmen zu. Auch der Telegrafenberg in Potsdam bleibt nicht
verschont. Durch Hitze und Trockenheit gelten rund 78 Prozent der Bäume auf dem
Gelände als geschädigt. Um den traditionsreichen Wissenschaftsstandort
zukunftsfähig zu gestalten, entwickelt das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur
spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer mit Hauptsitz in Stuttgart
für das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung ein umfassendes
Landschaftskonzept.
Der Telegrafenberg in Potsdam ist ein Ort von besonderer Bedeutung: Auf dem 27
Hektar großen parkähnlichen Gelände sind renommierte Forschungseinrichtungen wie
das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung und das Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) beheimatet - mit einer Tradition, die rund 150 Jahre
zurück reicht. Ähnlich alt oder sogar noch älter sind viele der großen Bäume,
die hier wachsen. "Seit Jahren beobachten wir auch hier die Folgen des
Klimawandels - insbesondere der Baumbestand leidet zunehmend unter steigenden
Temperaturen und Trockenheit. Mit dem neuen Landschaftskonzept soll der
Telegrafenberg als Grünraum bewahrt werden", sagt Dr. Knut Kaiser,
Nachhaltigkeitsbeauftragter des GFZ. "So setzen wir Maßnahmen für
Klimaanpassung, Biodiversität und einen stabilen Wasserhaushalt um und sichern
zugleich dauerhaft die Attraktivität und Funktionalität des Campus", so Kaiser.
Vielfältige Lebensräume als ökologisches Potenzial
Die artenreiche Vegetation des Telegrafenbergs bildet die Grundlage für ein
vielfältiges Ökosystem. "Unterschiedlichste Ausprägungen - von lichtem
Kiefernwald über Sandmagerrasen bis hin zu naturnaher Gehölzstruktur - schaffen
wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Besonders
hervorzuheben sind zwei Maiglöckchenbestände, die im Frühjahr durch ihre Blüte
nicht nur optische Akzente setzen, sondern auch ökologisch bedeutsam sind", so
Ramona Giese, Projektleiterin sowie Wasser- und Klimaexpertin bei Drees &
Sommer. Beobachtungen von Tagpfauenaugen, Spechten, Feldmaikäfern sowie der
seltenen Eidechsenart Klaiber verdeutlichen den naturschutzfachlichen Wert des
Gebiets. Zudem wurden verschiedene Arten nachgewiesen, die auf der Vorwarnliste
oder der Roten Liste geführt werden. Besonders bemerkenswert: Ausgehend von am
Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen Observatorium angepflanzten
,Mutterbäumen' hat sich hier in über einhundert Jahren ein Eibenbestand von
nunmehr etwa 2000 zumeist jüngeren Individuen entwickelt. Es handelt sich um
eines der größten Vorkommen in Nordostdeutschland.
Ganzheitliche Planung für einen klimaresilienten Forschungscampus
Als bedeutende Kaltluftschneise trägt der Telegrafenberg maßgeblich zur
Verbesserung des Stadtklimas in Potsdam bei, fungiert als wichtige
Versickerungsfläche für Regenwasser und grenzt unmittelbar an Landschafts- sowie
Trinkwasserschutzgebiete. "Die vielfältige Baumvegetation nimmt einen großen
Teil des Geländes ein und ist immens gefährdet", sagt Ramona Giese. "Um dem
entgegenzuwirken und den Standort auf die Herausforderungen des Klimawandels
vorzubereiten, ist zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme erforderlich", so
die Expertin von Drees & Sommer weiter. Dazu gehören eine Analyse der
historischen Landschaftsentwicklung, eine geobotanische Untersuchung der
aktuellen Vegetation sowie eine Bewertung der Flächennutzung.
Giese und ihr Team von Drees & Sommer analysieren zudem die Wasser- und
Nährstoffspeicherkapazität der Böden. Ziel ist es, das Risiko von
Vegetationsbränden zu minimieren, die nachhaltige Nutzung von Biomasse zu prüfen
und den Gesundheitszustand des Waldes langfristig zu sichern. "Durch steigende
Temperaturen und längere Trockenphasen fehlt den Bäumen zunehmend Wasser. Sie
trocknen aus und sterben ab", erklärt Giese. Ein Schwerpunkt der Untersuchung
liegt daher auf der Weiterentwicklung des bestehenden Regenwasserkonzepts: Es
sollen Maßnahmen erarbeitet werden, wie Regenwasser effizienter versickern oder
gesammelt und genutzt werden kann - etwa um die ökologische Resilienz zu
verbessern und Starkregenfolgen zu vermeiden.
Ein Blick in die digitale Glaskugel
Damit das Wassermanagement künftig gut funktioniert, setzt Ramona Giese auf ein
breites Spektrum an Analyseinstrumenten: "Mithilfe des Geoinformationssystems
Scalgo lassen sich beispielsweise Oberflächenabflüsse darstellen und potenzielle
Überflutungsrisiken simulieren." In diesem Zusammenhang werden verschiedene
Ansätze zur Weiterentwicklung der bestehenden dezentralen
Regenwasserbewirtschaftung geprüft. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der
verstärkten Nutzung des vorhandenen Wasserdargebots.
Gegensätze vereinen
"Unser Ziel ist es, den grünen Campus zu erhalten. Das bedeutet, scheinbare
Gegensätze in Einklang zu bringen: den Erhalt historischer Strukturen mit der
notwendigen Anpassung an den Klimawandel, die sorgfältige Pflege der Anlagen mit
dem Schutz der Artenvielfalt sowie die Nutzungsansprüche mit der Bewahrung
sensibler Vegetation", sagt Knut Kaiser vom GFZ. Bis April 2026 sollen die
Untersuchungen durch Drees & Sommer abgeschlossen und das Landschaftskonzept
endgültig ausgearbeitet sein.
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