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Essen (ots) - Bereits zum dritten Mal in Folge liegt die Anzahl der jährlichen
HIV-Neuinfektionen in Deutschland höher als im Vorjahr. Das geht aus den
kürzlich veröffentlichten, aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) für
das Kalenderjahr 2024 hervor.
Dieser Trend muss Anlass sein, unsere gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen
HIV und AIDS konsequent weiter zu optimieren.
Die aktuellen Zahlen offenbaren zahlreiche Probleme:
Deutschland verfehlt weiterhin die ersten 95 % der UNAIDS-95-95-95-Ziele - zu
wenige Menschen mit HIV kennen ihren Serostatus. Dadurch werden Infektionen
häufig erst in weit fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Spät erkannte
HIV-Infektionen sind nicht nur für die Betroffenen mit einer höheren
Krankheitslast verbunden, sie gehen auch mit einem relevanten
Transmissionsrisiko einher.
Die steigende Zahl der Neuinfektionen zeigt zudem, dass es im Bereich der
Prävention erhebliche Lücken gibt. Der Zugang zu regelmäßigen,
niedrigschwelligen Testangeboten sowie eine verlässliche PrEP-Versorgung sind
vielerorts unzureichend.
Auch die Behandlung ist nicht für alle Menschen zufriedenstellend: Für Personen
ohne Versicherungsstatus, für Menschen, die Obdachlosigkeit erfahren, oder für
diejenigen in schwierigen Lebensverhältnissen gibt es enorme Hürden bei der
Kostenübernahme, der Versorgungskontinuität und dem Zugang zu Therapie und
notwendigen Kontrollen.
All dies sind deutliche Signale - aber kein Schicksal. Erstmals in der
Geschichte der HIV-Epidemie haben wir alle medizinischen und gesellschaftlichen
Instrumente in der Hand, um die Epidemie nachhaltig einzudämmen. Um diese Chance
zu nutzen und die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte nicht aufs Spiel zu setzen,
braucht es jedoch entschlossenes Handeln. Dazu gehört untrennbar die
fortlaufende Bereitstellung der nötigen finanziellen Mittel.
Die Tendenzen, im nationalen wie internationalen Kampf gegen HIV zentrale,
lebenswichtige Ressourcen zu kürzen, kommen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt
und müssen im Sinne der öffentlichen Gesundheit revidiert werden.
Der Welt-AIDS-Tag erinnert uns daran, dass Fortschritt kein Selbstläufer ist. Er
entsteht dann, wenn Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Industrie gemeinsam
Verantwortung übernehmen. Wenn wir heute mutig investieren - in Prävention,
Diagnostik, Versorgung und Entstigmatisierung - können wir zusammen erreichen,
dass wirklich niemand mehr an HIV erkranken oder daran sterben muss.
Pressekontakt:
Priv.-Doz. Dr. med. Sebastian Noe | DAIG - Referent für
Öffentlichkeitsarbeit | mailto:pr@daignet.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/72849/6169672
OTS: Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (DAIG)
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