Berlin (ots) - Der neue Baurechtsreport 2025 offenbart Schwächen der technischen
Gebäudeausrüstung. Nur jede vierte Notstromanlage ist mängelfrei, auch
Brandmelde- und Lüftungsanlagen bleiben anfällig. Der TÜV-Verband fordert mehr
Resilienz in Gebäuden - Herausforderung Cybersicherheit, Eigentümer und
Betreiber in der Pflicht.
Notstromanlagen, die im Ernstfall sicherheitsrelevante Einrichtungen wie
Brandmelde- und Feuerlöschanlagen oder die Notbeleuchtung mit Energie versorgen,
sind immer häufiger mangelhaft. Bei den wiederkehrenden Prüfungen im Jahr 2024
war laut "TÜV Baurechtsreport" nur noch jede vierte
Sicherheitsstromversorgungsanlage mängelfrei (25,1 Prozent), im Vorjahr lag der
Wert noch bei 34,6 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil "wesentlicher Mängel"
um knapp 5 Prozentpunkte auf 30,0 Prozent (2023: 25, 1 Prozent). "Fällt im
Notfall die Sicherheitsstromversorgung aus, stehen wichtige Schutzsysteme der
Gebäudeausrüstung still", sagt Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des
TÜV-Verbands. "Unsere Gebäude müssen krisenfester werden. Resilienz muss gerade
mit Blick auf Stromausfälle, Cyberangriffe oder hybriden Bedrohungen zum
Leitprinzip werden." Das gelte besonders für sogenannte Sonderbauten wie
Schulen, Krankenhäuser, Hotels, Veranstaltungsstätten oder Hochhäuser - also
Gebäude, die für die öffentliche Versorgung und Sicherheit von zentraler
Bedeutung sind. Bühler: "Neben der physischen Sicherheit müssen die Eigentümer
und Betreiber der Gebäude die Cybergefahren im Blick haben, denn mit der
zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung der Sicherheitstechnik wächst hier
die nächste große Herausforderung."
Laut TÜV Baurechtsreport zeigte fast jede zweite Notstromanlage bei den
wiederkehrenden Prüfungen "geringfügige Mängel" (44,9 Prozent). Insgesamt wurden
in diesem Bereich 3.585 Anlagen geprüft. Auch die Erstprüfungen vor
Inbetriebnahme bestätigen dieses Bild: Von 942 geprüften Anlagen waren lediglich
38 Prozent mängelfrei, bei 22 Prozent wurden erhebliche und bei 40 Prozent
geringfügige Mängel festgestellt.
Technologiewandel erhöht Mängelquote bei Sicherheitsstromversorgung
Für die hohe Mängelquote gibt es verschiedene Ursachen. Im Gegensatz zu anderen
Bereichen der Gebäudetechnik existieren für Sicherheitsstromanlagen bisher keine
verbindlichen Anforderungen an die Qualifizierung von Fachkräften. Verstärkt
durch den Fachkräftemangel und den Generationenwechsel fehlt es in vielen
Betrieben an spezialisierter Expertise. Hinzu kommt der technologische Wandel.
Immer häufiger ersetzen batteriegestützte Systeme klassische Dieselaggregate.
Solche Anlagen gelten als kostengünstiger und umweltfreundlicher, erfordern aber
aufgrund ihrer komplexen Planung, Einrichtung und Wartung spezifisches Know-how.
"Moderne Notstromanlagen sind oft mit weiteren Komponenten der Gebäudetechnik
vernetzt. Wenn die Abstimmung zwischen den Gewerken oder die Dokumentation nicht
lückenlos funktioniert, steigt das Risiko für Mängel", sagt Bühler.
Brandmeldeanlagen anfällig durch Wartungs- und Dokumentationsmängel
Auch andere Sicherheitseinrichtungen weisen hohe Mängelquoten auf, wie der "TÜV
Baurechtsreport" zeigt: Bei den wiederkehrenden Prüfungen von Brandmeldeanlagen
haben die Sachverständigen im Jahr 2024 bei 20,5 Prozent der Systeme wesentliche
Mängel festgestellt - ein Rückgang um 0,8 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Rund
50,8 Prozent der Anlagen hatten geringfügige Mängel, während nur 28,7 Prozent
mängelfrei waren. "Nach Einschätzung der Sachverständigen liegt vielen
erheblichen Mängeln eine lückenhafte Dokumentation zugrunde. Daneben spielen
Versäumnisse im Betrieb der Systeme - etwa fehlende Anpassungen nach
Umbaumaßnahmen - eine zentrale Rolle", erläutert Bühler. Zudem fallen in der
Praxis immer wieder Mängel auf, die bereits auf die Planung und Errichtung der
Anlagen zurückzuführen sind, was sich unter anderem in einer Fehl-Anordnung von
Brandmeldern oder Mängeln in der Leitungsanlage zeigt. "Rein technische Defekte
spielen dagegen eher selten eine Rolle, da moderne Systeme Fehler meist
automatisch erkennen und beheben", sagt Bühler. "Vor allem äußere Faktoren
erhöhen die Anfälligkeit. Besondere Umgebungsbedingungen wie heiße Temperaturen,
Staub oder Schmutz erhöhen das Risiko für Defekte."
Gebäudetechnik verantwortungsvoll betreiben, warten und prüfen
Auch insgesamt bleibt die sicherheitsrelevante Gebäudetechnik in Deutschland
anfällig: Im vergangenen Jahr prüften TÜV-Sachverständige 70.447 Anlagen. Rund
27 Prozent der Anlagen wiesen wesentliche Mängel auf, weitere 44 Prozent hatten
geringfügige Mängel. Lediglich 29 Prozent der geprüften Anlagen wurden nicht
beanstandet. Auffällig ist zudem, dass die Quote wesentlicher Mängel bei den
erstmaligen Prüfungen vor Inbetriebnahme erneut leicht gestiegen ist, von 18,7
im Jahr 2023 auf 19,7 Prozent 2024. Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen
den Anlagentypen: Während Lüftungsanlagen mit 34,8 Prozent wesentlichen Mängeln
die höchsten Mängelquoten in dieser Kategorie aufwiesen, schnitten
CO-Warnanlagen vergleichsweise gut ab. Bei ihnen waren 57,7 Prozent mängelfrei,
der höchste Wert unter allen geprüften Systemen. "Wenn fast drei Viertel der
geprüften Anlagen nicht mängelfrei sind, ist das ein ernstes Sicherheitsrisiko.
Prüfungen müssen konsequent genutzt werden, um Schwachstellen frühzeitig zu
erkennen", sagt Bühler. "Die Eigentümer und Betreiber der Gebäude sind in der
Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und für eine regelmäßige technische Wartung
und Instandhaltung zu sorgen. Nur aus einer Kombination aus regelmäßiger Wartung
und unabhängiger Prüfung können wir sicherstellen, dass sicherheitsrelevante
Systeme im Ernstfall zuverlässig funktionieren."
Der vollständige TÜV Baurechtsreport 2025 ist abrufbar unter
https://www.tuev-verband.de/presse/publikationen/reporte/baurechts-report
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