Berlin (ots) -
- In zehn Jahren werden Automobilhersteller nur noch ein Drittel ihres Umsatzes
mit Fahrzeugverkäufen erwirtschaften
- Integration von KI in Softwareentwicklung, Fahrzeugfunktionen und
Mobilitätsdienstleistungen für 84 Prozent der deutschen Automobilkonzerne
entscheidender Wettbewerbsvorteil
- Mehr als die Hälfte der deutschen Automobilhersteller und Zulieferer hat
softwarebasierte Funktionen bereits teilweise ausgerollt - im internationalen
Schnitt nur ein Drittel der Unternehmen
Die Automobilbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch.
Softwarebasierte Fahrzeugfunktionen sowie Mobilitätsdienstleistungen werden im
Jahr 2035 mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von OEMs (Original Equipment
Manufacturer) ausmachen - damit verdoppelt sich der Anteil im Vergleich zu
heute. Während die Hersteller heute noch knapp die Hälfte ihres Umsatzes mit dem
Verkauf von Fahrzeugen erwirtschaften, wird dieser Anteil bis 2035 auf ein
Drittel sinken. Das zeigt die aktuelle Studie des Capgemini
(https://www.capgemini.com/de-de) Research Institute, "The software-driven
mobility era: Beyond vehicles". Über 80 Prozent der Befragten gehen davon aus,
dass softwarebasierte Funktionen und Dienstleistungen künftig den Großteil der
Wertschöpfung ausmachen, nicht mehr das Fahrzeug selbst.
Nahezu die gesamte Branche (92 Prozent) geht davon aus, dass sich jeder
Automobilhersteller und Zulieferer zum Softwareunternehmen entwickelt und
künftig softwaredefinierte Fahrzeuge beziehungsweise softwaredefinierte
Mobilitätsdienstleistungen[1] anbieten wird. Allerdings ist der Weg dahin für
Hersteller wie Zulieferer noch weit. Im internationalen Durchschnitt beschränkt
derzeit noch ein Drittel dieser Unternehmen (34 Prozent) sein Angebot an
softwarebasierten Funktionen oder Dienstleistungen auf einen Teil seines
Produktportfolios. Das bedeutet im Fall eines OEMs beispielsweise, dass dieser
autonome Fahrassistenzsysteme in einigen, aber nicht in allen Fahrzeugmodellen
anbietet. Die deutschen Branchenvertreter liegen über dem weltweiten
Durchschnitt: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) von ihnen hat softwarebasierte
Funktionen oder Dienstleistungen derzeit teilweise ausgerollt.
"Jahrzehntelang hat Hardware über den Erfolg von Automobilherstellern
entschieden - in Zukunft wird es Software sein. Kunden erwarten heute vernetzte,
digitale Erlebnisse. Das erfordert einen konsequenten Software-First-Ansatz
entlang der gesamten Wertschöpfungskette" , erklärt Michael Tenschert, Global
Automotive Lead for Custom Development bei Capgemini. "Vorne mitspielen werden
künftig die Hersteller, für die Software bereits heute ihr Kernprodukt ist.
Durch strategische Partnerschaften kann das eigene Ökosystem weiterentwickelt
werden. Für eine erfolgreiche Software-Transformation müssen sich Autohersteller
aber grundlegend wandeln. Es gilt, Talente, Plattformen und Partnerschaften klug
auszurichten, Vertrauen zu schaffen und ein herausragendes Kundenerlebnis zu
bieten."
Die Entkopplung von Hardware und Software gilt als Schlüssel für schnellere
Innovationen, bessere Skalierbarkeit und neue Erlösquellen. Dennoch zeigt die
Studie, dass nur etwa jeder zehnte OEM hier bereits Fortschritte erzielt hat -
etwas mehr als ein Viertel testet derzeit neue Ansätze.
Partnerschaften mit Tech-Konzernen immer wichtiger für Automobilbranche
Laut der Studie setzt die gesamte Automobilbranche verstärkt auf Kooperationen:
Im internationalen Schnitt arbeitet bereits mehr als ein Drittel der Unternehmen
(37 Prozent) mit Tech-Konzernen und Hyperscalern zusammen, um auf die nötigen
Software-, Cloud- und Datenkompetenzen zurückgreifen zu können. In Deutschland
geht sogar mehr als die Hälfte der Branchenvertreter (52 Prozent) solche
Partnerschaften ein. Zwar sind Joint Ventures bislang selten, doch im weltweiten
Schnitt plant ein Drittel deren Gründung innerhalb der nächsten drei Jahre.
In Zeiten geopolitischer Spannungen rückt außerdem eine Diversifizierung der
Beschaffungsstruktur in den Fokus von Automobilkonzernen. Für eine höhere
Resilienz erschließen weltweit bis zu 84 Prozent der befragten Unternehmen neue
Zulieferermärkte. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) entwickeln zentrale
Komponenten verstärkt selbst, um die Kontrolle über markenprägende Technologien
zu behalten. Zudem strukturieren Unternehmen ihre Lieferketten mit Blick auf
geopolitische Stabilität um und setzen auf neue Beschaffungsmärkte wie Indien,
Südostasien und Osteuropa.
KI läutet neue Ära in der Mobilitätsbranche ein
Künstliche Intelligenz wird zunehmend zum integralen Bestandteil von
Automobil-Software. 85 Prozent der Befragten erwarten, dass KI künftig direkt in
Softwarefunktionen eingebettet wird. Das sorgt für ein besseres
Infotainment-Erlebnis, ermöglicht ausgefeilte Sicherheitsfeatures und
gewährleistet höhere Cybersecurity-Standards.
Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen (internationaler Schnitt: 77
Prozent; Deutschland: 84 Prozent) sehen in der Integration von KI in
Softwareentwicklung, Fahrzeugfunktionen und Mobilitätsdienstleistungen einen
entscheidenden Wettbewerbsvorteil, durch den sich die gesamte
Wertschöpfungskette verändern wird. KI senkt Kosten, steigert die Effizienz und
verbessert die Produktqualität. Damit läutet die Technologie eine neue Ära an
Innovationen in der gesamten Mobilitätsbranche ein. Die meisten befragten
Unternehmen messen der KI-Integration in Fahrassistenzsysteme und autonome
Fahrfunktionen eine besonders hohe Bedeutung in ihrer Software-Strategie bei.
Grundlegender Wandel der Branche nötig
Der Großteil der Befragten (86 Prozent) ist überzeugt, dass sich Unternehmen für
die Transformation zu softwarebasierten Geschäftsmodellen grundlegend neu
aufstellen müssen. Dazu gehören erhebliche Veränderungen der Arbeitsprozesse und
der Kompetenzprofile von Mitarbeitern. Neben strukturellen Veränderungen stehen
die Firmen in den Bereichen Softwareentwicklung, Compliance, Sicherheit,
Cybersecurity, Unternehmensführung und Talentgewinnung vor Herausforderungen.
Für 83 Prozent der Befragten ist die Entwicklung einheitlicher
Softwareplattformen[2] ein Kernelement ihrer Softwarestrategie.
Methodik
Für die Studie hat das Capgemini Research Institute im Juni 2025 600
Führungskräfte aus 200 etablierten Automobil- und Mobilitätsunternehmen (davon
72 Führungskräfte aus 25 Unternehmen in Deutschland) befragt, wobei maximal vier
Personen pro Unternehmen teilgenommen haben. Bei den Unternehmen handelt es sich
um Automobilhersteller (OEMs), Tier-1-Zulieferer, Mobilitätsdienstleister und
Digitalkonzerne aus Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum
(APAC). Zudem wurden für die Studie Interviews mit mehr als fünfzehn
Branchenexperten geführt.
[1] Mit softwaredefinierter Mobilität (SDM) ist gemeint, sämtliche Möglichkeiten
auszuschöpfen, die Software für Produkte und Dienstleistungen in der
Automobilbranche bietet. SDM kann das Mobilitätserlebnis deutlich verbessern und
Kunden einen höheren Mehrwert bieten. Außerdem ist eine deutlich bessere
Kontrolle über die Gesamtkomplexität von Fahrzeugen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette möglich. Der Schwerpunkt liegt auf drei Punkten:
i. Die Grundlage für eine Softwareplattform schaffen, die die Basis für alle
Produkte und Dienstleistungen ist. Dazu gehören Software-Defined Vehicles
(SDVs), die gesamte Fahrzeugsoftware, digitale Nutzerdienste für Mobilität und
alle damit verbundenen Backend-Systeme (einschließlich derjenigen, die
Sicherheit, Cybersicherheit und Compliance gewährleisten).
ii. Optimierung der Softwarebereitstellung, um Produkte und Dienstleistungen zu
entwickeln. Grundlage ist ein Software Engineering Framework. Dieser umfasste
integrierte und industrialisierte Prozesse, Methoden und Tools für die
Konzeption, den Aufbau, den Betrieb und die Wartung, mit besonderem Schwerpunkt
auf Tests, Qualität und Leistung.
iii. Schnellere Transformation zum Softwareunternehmen. Dies umfasst den Wandel
der Geschäftsstrategie, Change Management und Veränderungen bei
Unternehmenskultur und Talenten.
[2] Eine einzige Softwareplattform, über die alle kundenbezogenen Funktionen,
Kontrollen und Dienste ausgeführt werden
Pressekontakt:
Markus Wild
Tel.: +49 151 1137 4312
E-Mail: mailto:markus.wild@capgemini.com
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/16952/6112695
OTS: Capgemini
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