Berlin (ots) - Zehn der führenden Interim Manager Deutschlands sind der Frage
nachgegangen, welche Wirtschaftszweige vor welchen Umbrüchen stehen: Dr. Bodo
Antonic, Ulvi Aydin, Ulf Camehn, Ruben Faust, Christian Florschütz, Eckhart
Hilgenstock, Jane Enny van Lambalgen, Klaus-Peter Stöppler, Roland Streibich und
Karlheinz Zuerl. Die Ergebnisse haben die Top 10 Manager auf Zeit im
"Wirtschaftsreport 2025" bei United Interim veröffentlicht.
Buchvorstellung "Wirtschaftswende jetzt!" mit allen Fakten aus dem
"Wirtschaftsreport" am 28. Oktober, 18 Uhr, im Presseclub München:
http://www.diplomatic-council.org/de/wirtschaftswende
In der Automobilindustrie ist der Druck auf die deutschen Hersteller längst
spürbar. Entlassungswellen, Produktionsverlagerungen und Werksschließung sind
seit Anfang des Jahres gängige Hiobsbotschaften. Aber auch viele weitere
Wirtschaftszeige stehen vor fundamentalen Umbrüchen. "Wenn die anderen Branchen
auf die Veränderungen am Markt ähnlich zäh wie der Automobilsektor reagieren,
steht die deutsche Industrie im Feuer", sagt Dr. Harald Schönfeld, Initiator des
"United Interim Wirtschaftsreport 2025". Er hat den alarmierenden Bericht
gemeinsam mit zehn der bekanntesten Interim Manager Deutschlands verfasst: Dr.
Bodo Antonic, Ulvi Aydin, Ulf Camehn, Ruben Faust, Christian Florschütz, Eckhart
Hilgenstock, Jane Enny van Lambalgen, Klaus-Peter Stöppler, Roland Streibich und
Karlheinz Zuerl. Der Report basiert auf einer Umfrage unter 550 Führungskräften
auf Zeit (Interim Managern) aus der Datenbank der Management-Community United
Interim ( http://www.unitedinterim.com ).
Welche Branchen trifft es?
Welche Branchen stehen in den nächsten Jahren vor einem Umbruch, der in seiner
Dimension und seinen Auswirkungen mit dem Desaster in der Automobilindustrie
vergleichbar ist, wollte Dr. Harald Schönfeld wissen. Die Antworten
(Mehrfachnennungen waren erwünscht): Gesundheitswesen (94 Prozent), Energie (90
Prozent), Produzierendes Gewerbe (88 Prozent), Maschinen- und Anlagenbau (87
Prozent), Bau- und Immobilienwirtschaft (81 Prozent), Metallverarbeitung und
Elektro (79 Prozent), IT und Software (79 Prozent), Pharma und Life Science (79
Prozent), Logistik/Transport (76 Prozent), Chemische Industrie (70 Prozent),
Handel (68 Prozent), Lebensmittelindustrie (66 Prozent) und
Finanzdienstleistungen (64 Prozent).
Was ist kurzfristig zu erwarten?
Welchen dieser Branchen steht ein solcher fundamentaler Umbruch kurzfristig
bevor, lautete die Anschlussfrage. Bei den Antworten wechselt die Reihenfolge
gravierend: Automobil (94 Prozent), Energie (68 Prozent), Gesundheitswesen (57
Prozent), Maschinen- und Anlagenbau (44 Prozent), IT/Software (42 Prozent),
Chemische Industrie (39 Prozent), Produzierendes Gewerbe (37 Prozent),
Metallverarbeitung und Elektro (35 bzw. 32 Prozent), Handel (31 Prozent), Bau-
und Immobilienwirtschaft (28 Prozent), Pharma und Life Science (28 Prozent),
Logistik/Transport (23 Prozent), Lebensmittelindustrie (24 Prozent) und
Finanzdienstleistungen (18 Prozent).
"Alle großen Branchen stehen vor wegweisenden Veränderungen und die Unternehmen
sind gut beraten, sich darauf vorzubereiten", fasst Jane Enny van Lambalgen
zusammen. Ihr Kollege Karlheinz Zuerl ergänzt: "Die Dringlichkeitsanalyse zeigt,
dass in den meisten Branchen noch genügend Zeit ist, um sich an die veränderten
Marktbedingungen anzupassen". "Jetzt liegt es bei den Führungskräften, wirklich
Führungsstärke zu zeigen und ihre Unternehmen in die neue Zeit zu führen", sagt
Klaus-Peter Stöppler. "Das jahrelange Zaudern und Zögern der Automobilbranche
mit den heute sichtbaren fatalen Folgen sollte den Vorständen und
Geschäftsführern aus anderen Branchen eine Warnung sein", hofft Ulf Camehn. Sein
Kollege Eckhart Hilgenstock gibt ein Beispiel: "Künstliche Intelligenz wird als
Querschnittstechnologie über alle Branchen hinweg zu nachhaltigen Veränderungen
führen, von der Logistik über die Produktion bis hin zum Vertrieb. Wer
Verantwortung egal in welcher Branche trägt, ist also gut beraten, sein
Unternehmen mit einer KI-Strategie fit für die Zukunft zu machen." Sein Kollege
Christian Florschütz nennt ein weiteres Beispiel: "Die Weichenstellung auf die
Kundenzufriedenheit als Maß aller Dinge steht ebenfalls jeder Branche gut an.
Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte - die Fokussierung auf
den Kunden - ist in vielen Unternehmen verloren gegangen". Dr. Bodo Antonic
kennt einen der maßgeblichen Gründe dafür: "Viele Organisationen sind so sehr
mit ihren betriebsinternen Verwaltungsabläufen befasst, dass sie dieser
Firmokratie mehr Aufmerksamkeit widmen, als sich um Kundenbelange zu kümmern.
Der Abbau der innerbetrieblichen Bürokratie ist in allen Branchen dringend
anzuraten." Sein Kollege Ruben Faust weiß aus Erfahrung: "Viele Unternehmen
merken zu spät, wenn sie in eine Schieflage geraten, wollen es lange Zeit nicht
wahrhaben, und rufen erst ganz am Ende nach externer Hilfe."
Was sind die größten spezifischen Herausforderungen in den Branchen, befragte
Dr. Harald Schönfeld die 550 Interim Manager, die in Summe in praktisch allen
Zweigen und Verästelungen der deutschen Wirtschaft als Führungskräfte auf Zeit
in den Unternehmen temporär Verantwortung übernehmen.
Bau- und Immobiliensektor
Im Bau- und Immobiliensektor stellen die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise
die größte Hürde dar, sind sich über zwei Drittel (69 Prozent) der Experten
sicher. 55 Prozent beklagen den Fachkräftemangel, die Hälfte das anhaltend
schwache wirtschaftliche Umfeld. "Statt zu klagen sind die Unternehmen aus den
Bereichen Architektur, Baugewerbe, Ingenieurleistungen, Baustoff- und
Bauzuliefererindustrie aufgefordert, ihre Strukturen und Prozesse an die
veränderten Marktbedingungen anzupassen", rät Roland Streibich, und gibt gleich
zwei handfeste Beispiele: "Mehr KI im Architektur- und Ingenieursbüro, mehr
Automatisierung auf der Baustelle." "Mehr Digitalisierung und schnellere
Entscheidungen in den Bauämtern", ergänzt Klaus-Peter Stöppler. Weit über die
Hälfte (57 Prozent) der befragten Interim Manager stimmen ihm zu.
Gemessen am wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fußabdruck zähle die
Baubranche ähnlich wie die Automobilindustrie zu den wichtigsten
Wirtschaftszweigen Deutschlands. "Es wäre fatal, wenn sie in eine ähnliche
Schieflage wie der Automobilsektor käme", warnt Roland Streibich. Klaus-Peter
Stöppler verdeutlicht: "Bauen steht für rund 2,6 Millionen Arbeitsplätze, 13
Prozent des Bruttoinhaltsprodukts, etwa 40 Prozent der CO2-Emissionen, gut ein
Drittel des Energie- und die Hälfte des Ressourcenverbrauchs, fast 60 Prozent
des Abfallaufkommens, über 50 Prozent der Flächenversiegelung und mehr als 80
Prozent der Infrastruktur Deutschlands. Zudem prägen Immobilien maßgeblich
unseren sozialen Lebensraum und gefährden bei Fehlentwicklungen - Stichwort
Wohnungsnot - den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft."
Den Bürokratiedschungel stufen beinahe drei Viertel (74 Prozent) der Befragten
als Hindernis für mehr Bautätigkeit in Deutschland ein. Vor allem die
ESG-Regularien (Environmental, Social, Governance) belasten die Branche
übermäßig, ist ein knappes Drittel (32 Prozent) fest überzeugt.
Automobilsektor
Die größte Herausforderung im Automobilsektor stellt nach Ansicht von 71 Prozent
der für den "United Interim Wirtschaftsreport 2025" kontaktierten Führungskräfte
die Wankelmütigkeit der Politik dar. "Die jahrelange und bis heute anhaltende
Unsicherheit über ein eventuelles Verbrennerverbot hat die ganze Branche
ausgebremst", weiß Ulf Camehn aus vielen Gesprächen mit Topmanagern aus der
Auto- und der Zulieferindustrie.
Der missglückte Übergang zur E-Mobilität - Stichwort E-Auto-Förderung - und der
damit angefeuerte Angriff der chinesischen Hersteller gilt 64 Prozent der
befragten Führungskräfte als Menetekel für die Branche. 61 Prozent stufen die
Anlaufschwierigkeiten bei der Batterieproduktion für E-Autos in Europa als
Hemmnis ein. Weit über die Hälfte (57 Prozent) fasst die Probleme der Branche in
einem Wort zusammen: Tesla. Die Begründung: Der US-Autobauer hat die
Elektromobilität überhaupt erst auf die politische Bühne gebracht und schickt
sich an, mit selbstfahrenden Autos erneut die Spitze der Innovation zu
erklimmen. "Die jahrelangen Schwierigkeiten mit Full Self-Driving dürfen nicht
darüber hinwegtäuschen, dass sich fahrerlose Autos am Ende durchsetzen werden",
sagt Karlheinz Zuerl, der auch auf diesem Gebiet die asiatischen Hersteller
näher an den Fersen von Tesla einordnet als die europäischen Autobauer.
Maschinen- und Anlagenbau
Ähnlich wie die Automobilbranche inklusive Zulieferer rund 2,2 Millionen
Menschen ernährt, gehört der Maschinen- und Anlagenbau mit über einer Million
Beschäftigten ebenso zu den wichtigsten Industriezweigen Deutschlands - und
kämpft laut Report ebenfalls mit erheblichen Schwierigkeiten. Die dringendsten
Herausforderungen sind nach Einschätzung der befragten Manager die
internationale Wettbewerbsfähigkeit (64 Prozent), der Fachkräftemangel (62
Prozent), der anhaltende Kosten- und Margendruck (58 Prozent) sowie die
Digitalisierung - Stichwort Industrie 4.0 - bis hin zum KI-Einsatz in der
Produktion (56 Prozent).
"Wir stehen vor einer KI-Revolution in der Fertigung", blickt Ulvi Aydin in die
Zukunft. "KI-Kameras erledigen die Qualitätskontrolle, humanoide KI-Roboter
übernehmen die Produktion vom Lager über die Facharbeiten und die Montage bis
hin zur Auslieferung", skizziert er "Zukunftsszenarien, die gar nicht mehr so
weit in der Zukunft liegen" (Ulvi Aydin).
Chemie
Als die mit Abstand größte Herausforderung der Chemischen Industrie stufen die
befragten Führungskräfte die hohen Energiekosten ein (84 Prozent). "Viele
chemische Prozesse wie Destillation, Synthese oder Hochtemperaturreaktionen
benötigen durchgängig hohe Energiemengen", sagt Jane Enny van Lambalgen, "und
die Anlagen können nicht etwa in Abhängigkeit von Verfügbarkeiten und Preisen
hoch- und runtergefahren werden, sondern müssen im 24/7-Betrieb arbeiten."
Ein weiteres Problemfeld stellen die immer strikteren EU-Regularien wie REACH
(Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), RoHS
(Restriction of Hazardous Substances), POP (Persistent Organic Pollutants) und
PFAS (Per- and Polyfluoroalkyl Substances) dar. Die EU-Verordnung REACH
(Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien)
verpflichtet Unternehmen, Informationen über die von ihnen hergestellten oder
importierten Chemikalien zu sammeln und zu bewerten. Die EU-Richtlinie RoHS
(Beschränkung gefährlicher Stoffe) schränkt die Verwendung bestimmter
gefährlicher Stoffe wie Blei, Quecksilber oder Cadmium in Elektro- und
Elektronikgeräten ein. Bei PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen)
handelt es sich um eine Gruppe von über 4.700 Chemikalien, die aufgrund ihrer
wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Produkten
eingesetzt werden, von Textilien über Lebensmittelverpackungen und Grillpfannen
bis hin zu Shampoo und Kosmetika. Aufgrund dieser Vielfalt unterliegen diese
"Ewigkeitschemikalien" zahlreichen Regularien, von REACH über
Trinkwasserrichtlinien und Lebensmittelkontaktmaterialienvorschriften bis hin
zur Pflanzenschutzgesetzgebung. Über die Hälfte der für die Studie befragten
Führungskräfte stufen die Verschärfungen der Chemikalienverordnung REACH und das
PFAS-Verbot als schwerwiegende Einschränkung für die Industrie ein. "Die
Auswirkungen der EU-Regulatorik sind in der Chemie besonders deutlich zu spüren,
aber letztlich machen die ausufernden Vorschriften auch Unternehmen in vielen
anderen industriellen Branchen schwer zu schaffen", weiß Jane Enny van Lambalgen
aus zahlreichen Projekteneinsätzen.
Ulf Camehn warnt vor den Folgen: "Das produzierende Gewerbe stellt etwa ein
Viertel aller Arbeitsplätze in Deutschland. Das sind rund 12 Millionen direkt
Betroffene und etwa 20 Millionen Menschen, wenn man die Familien dazurechnet,
die eine Deindustrialisierung unseres Landes unmittelbar spüren werden." Sein
Kollege Ruben Faust hat bei Projekteinsätzen festgestellt: "In vielen
Führungsetagen fehlt angesichts der Polykrise die Priorisierung der
unterschiedlichen Herausforderungen. Häufig werden vermeintlich vordringliche
Probleme angepackt, während andere Entwicklungen von größerer Bedeutung
übersehen werden. Der alte Spruch `man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht´
trifft es leider allzu häufig." Dabei ist offensichtlich, meinen Christian
Florschütz und Eckhart Hilgenstock, "dass das Business Development in jedem Fall
zu den Top-3-Prioritäten gehören sollte." Sie begründen: "Schließlich ist der
zufriedene Kunde in der Marktwirtschaft am Ende die einzige Daseinsberechtigung
für jedes Unternehmen."
United Interim ist die führende Online-Community für qualitätsgeprüfte Interim
Manager und Fractional Manager in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die
Reichweite erstreckt sich auf weit über 12.000 Führungskräfte auf Zeit in der
DACH-Region. Aus dieser Gruppe heraus haben zehn der erfahrensten und
renommiertesten Interim Manager gemeinsam mit United Interim eine Studie über
den Stand und die Zukunft der deutschen Wirtschaft durchgeführt. Diese zehn
Elite Interim Manager sind Dr. Bodo Antonic , Ulvi Aydin , Ulf Camehn , Ruben
Faust , Christian Florschütz , Eckhart Hilgenstock , Jane Enny van Lambalgen ,
Klaus-Peter Stöppler , Roland Streibich und Karlheinz Zuerl . Die Studienleitung
obliegt Dr. Harald Schönfeld und Jürgen Becker als Gründer und Geschäftsführer
von United Interim. An der Befragung für die Studie haben über 550 ausgewählte
Interim Manager teilgenommen. Interim Management gilt als die "Königsklasse" im
Management, weil die Führungskräfte auf Zeit mehr berufliche Herausforderungen
in mehr Unternehmen bewältigen als Führungskräfte im Angestelltenverhältnis und
daher über einen größeren Überblick verfügen. Im Unterschied zu Beratern
entwickeln sie nicht nur Konzepte, sondern sorgen für eine bestimmte Zeit im
Unternehmen auch für die Umsetzung.
Weitere Informationen:
UNITEDINTERIM, http://www.unitedinterim.com
Presseagentur: euromarcom public relations, mailto:team@euromarcom.de,
http://www.euromarcom.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/178324/6113072
OTS: UNITEDINTERIM
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