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Kardinal Marx zum 59. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel / Mediensonntag 2025 (FOTO)

8.09.2025 14:30 Uhr Deutsche Bischofskonferenz

Bonn (ots) - Am 14. September 2025 begeht die katholische Kirche in Deutschland den 59. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der auch als Mediensonntag bekannt ist. In einer seiner letzten Botschaften - unter dem Titel "Sprecht mit Güte von der Hoffnung, die eure Herzen erfüllt" - widmete sich der verstorbene Papst Franziskus der Desinformation und Polarisierung in einer von wenigen Machtzentren kontrollierten Medienlandschaft. Angesichts der damit verbundenen Gefahren rief er dazu auf, Kommunikation zu entschärfen und sie von Aggressivität zu befreien. Allzu oft erzeuge "die Kommunikation heute nicht Hoffnung, sondern Angst und Verzweiflung, Vorurteile und Ressentiments, Fanatismus und sogar Hass". Papst Franziskus sprach von einer "planmäßigen Zerstreuung der Aufmerksamkeit" durch digitale Systeme, die unweigerlich zu einer Atomisierung der Interessen führe und damit die Seinsgrundlage der Gemeinschaft untergrabe. Deshalb forderte er Medienvertreter dazu auf, die gemeinschaftliche Verantwortung für andere ins Zentrum der Kommunikation zu stellen und Hoffnung zu verbreiten.

Sein Nachfolger Papst Leo XIV. bekräftigt diesen Appell und mahnt Medienschaffende dazu, "Nein" zu sagen zum Krieg der Worte und Bilder. Es bedarf, so Leo XIV., einer Kommunikation, die "keine aggressiven Worte verwendet, nicht der Kultur des Wettbewerbs folgt und die Suche nach der Wahrheit niemals von jener Liebe trennt, mit der wir diese Wahrheit demütig suchen müssen". Anlässlich des Mediensonntags greift Kardinal Reinhard Marx (München und Freising), Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, das Anliegen auf:

"Medien haben eine reale Auswirkung a uf unser Zusammenleben. Sie prägen Meinungen und Menschen. Deshalb tragen Medienschaffende eine Verantwortung, die nicht einfach delegiert oder relativiert werden kann. Papst Franziskus hat uns dazu aufgerufen, mit Güte zu sprechen und Hoffnung zu vermitteln. In einer Zeit, in der viele Debatten in Härte, Polemik und Abwertung entgleiten, ist das eine der wichtigsten Botschaften im Zusammenhang mit Medien. Diese Mahnung dürfen wir nicht als fromme Fußnote abtun. Sie ist eine Handlungsanweisung für jeden, der das Wort ergreift, ob in einer großen Redaktion oder als Nutzer sozialer Medien.

Gerade dort, wo Aufmerksamkeit um jeden Preis erkämpft wird, kommt diese Verantwortung zu kurz. Algorithmen mögen Klicks und Reichweite belohnen, aber sie gehen oft auf Kosten des Respekts und der Offenheit, die ein gesunder öffentlicher Diskurs braucht. Das Ergebnis sind Spaltung und Polarisierung. Papst Leo XIV. hat daher jüngst in seiner Ansprache an Medienschaffende vom 'Krieg der Worte und Bilder' gesprochen. Dieser Krieg wird zwar von Menschen geführt, aber zunehmend von automatisierten Systemen befeuert. Diese von Menschen programmierten Systeme suchen nach Mustern, um uns zu spalten, uns zu empören, uns länger am Bildschirm zu halten. Das ist nicht bloß eine Randerscheinung, sondern ein zentrales Problem, das zu Verwerfungen in unserer demokratischen Ordnung führen kann.

Darüber hinaus ist die Konzentration von Daten, Technologien und Kommunikationskanälen in den Händen weniger globaler Konzerne nicht zu unterschätzen. Denn wer den Zugang zu Informationen steuert, setzt die Bedingungen, unter denen Meinungsbildung überhaupt stattfindet. Wenn ein Algorithmus entscheidet, wen welche Nachrichten erreichen, dann besteht keine freie Öffentlichkeit, sondern eine gefilterte Realität. Und wenn diese Filter ausschließlich dem Profit dienen, wird der Mensch im besten Falle zum Produkt und im schlimmsten Falle zum Gefangenen der Willkür einiger weniger. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir diese Machtkonzentration begrenzen und sicherstellen, dass Kommunikation dem Gemeinwohl dient. Demokratie lebt davon, dass Menschen sich auf derselben Grundlage von Tatsachen begegnen können und Differenzen in einem unverzerrten öffentlichen Raum verhandelt werden. Eine gefilterte Realität zerstört diese gemeinsame Grundlage. Ohne sie ist der Weg nicht weit zu einer Gesellschaft, in der nur noch Schlagworte und Feindbilder zählen und der Fokus auf Partikularinteressen statt auf der Verbesserung unserer geteilten Lebenswelt und Praxis liegt.

Darum möchte ich die Appelle des verstorbenen Papstes Franziskus und von Papst Leo XIV. an alle Medienschaffenden unterstreichen: Hüten Sie sich davor, Teil dieses Spaltungsmechanismus zu werden. Widerstehen Sie der Versuchung, immer nur das zu liefern, was den größten Aufruhr erzeugt. Setzen Sie sich dafür ein, dass Menschen nicht nur das hören, was sie ohnehin schon denken. Geben Sie Raum für das, was irritiert, was herausfordert, was zum Nachdenken anregt. Nur so entsteht eine Öffentlichkeit, in der wir einander nicht als Gegner, sondern als Mitbürger begegnen. Und verbreiten Sie Hoffnung, denn Hoffnung ist nicht naiv. Sie verschweigt nicht die Probleme, sie verharmlost nicht das Unrecht. Sie schaut tiefer: auf die Würde eines jeden Menschen, auch wenn dieser eine andere Meinung vertritt. Gerade in polarisierten Zeiten brauchen wir Medien, die Brücken bauen und nicht Gräben vertiefen. Wer Spaltung sät, erntet Zwietracht. Wer Verständnis sät, erntet Gemeinschaft.

Gute Medienarbeit kostet Kraft. Sie braucht Zeit, Recherche, den Mut zum Widerspruch - und oft auch den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn Medien den Auftrag ernst nehmen, die Menschen in Wahrheit und Freiheit zu informieren, dann ist diese Mühe kein Luxus, sondern Kern unserer Aufgabe. Die Kirche wird diesen Weg weiter unterstützen: durch eigene Medienarbeit, durch Ausbildung und Begleitung von Medienschaffenden und durch das klare Bekenntnis zu einem Journalismus, der vom Evangelium inspiriert ist - wahrhaftig, gerecht, friedensstiftend. Vergessen wir dabei nicht, dass heute jeder Nutzer sozialer Netzwerke ein Medienschaffender ist. Ein Teil der Verantwortung für das mediale Miteinander in unserer Gesellschaft liegt daher bei uns allen. Sehen wir also den Mediensonntag als einen Weckruf."

Hinweis:

Die Botschaft von Papst Franziskus zum 59. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel ist unter https://www.dbk.de/ auf der Themenseite Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (Mediensonntag) (https://www.dbk.de/themen/wel ttag-der-sozialen-kommunikationsmittel-mediensonntag/termine-und-botschaften) unter Papstbotschaften (https://www.dbk.de/katholische-kirche/vatikan/papstbotschaften) verfügbar.

Pressekontakt:

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit Kaiserstraße 161 53113 Bonn Postanschrift Postfach 29 62 53019 Bonn Tel: 0228/103-214 Fax: 0228/103-254 E-Mail: mailto:pressestelle@dbk.de Home: http://www.dbk.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/28823/6113161 OTS: Deutsche Bischofskonferenz


Quelle: ots / newsaktuell - Pressemitteilung - Deutsche Bischofskonferenz
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