Bonn (ots) - Am 14. September 2025 begeht die katholische Kirche in Deutschland
den 59. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der auch als Mediensonntag
bekannt ist. In einer seiner letzten Botschaften - unter dem Titel "Sprecht mit
Güte von der Hoffnung, die eure Herzen erfüllt" - widmete sich der verstorbene
Papst Franziskus der Desinformation und Polarisierung in einer von wenigen
Machtzentren kontrollierten Medienlandschaft. Angesichts der damit verbundenen
Gefahren rief er dazu auf, Kommunikation zu entschärfen und sie von
Aggressivität zu befreien. Allzu oft erzeuge "die Kommunikation heute nicht
Hoffnung, sondern Angst und Verzweiflung, Vorurteile und Ressentiments,
Fanatismus und sogar Hass". Papst Franziskus sprach von einer "planmäßigen
Zerstreuung der Aufmerksamkeit" durch digitale Systeme, die unweigerlich zu
einer Atomisierung der Interessen führe und damit die Seinsgrundlage der
Gemeinschaft untergrabe. Deshalb forderte er Medienvertreter dazu auf, die
gemeinschaftliche Verantwortung für andere ins Zentrum der Kommunikation zu
stellen und Hoffnung zu verbreiten.
Sein Nachfolger Papst Leo XIV. bekräftigt diesen Appell und mahnt
Medienschaffende dazu, "Nein" zu sagen zum Krieg der Worte und Bilder. Es
bedarf, so Leo XIV., einer Kommunikation, die "keine aggressiven Worte
verwendet, nicht der Kultur des Wettbewerbs folgt und die Suche nach der
Wahrheit niemals von jener Liebe trennt, mit der wir diese Wahrheit demütig
suchen müssen". Anlässlich des Mediensonntags greift Kardinal Reinhard Marx
(München und Freising), Vorsitzender der Publizistischen Kommission der
Deutschen Bischofskonferenz, das Anliegen auf:
"Medien haben eine reale Auswirkung a uf unser Zusammenleben. Sie prägen
Meinungen und Menschen. Deshalb tragen Medienschaffende eine Verantwortung, die
nicht einfach delegiert oder relativiert werden kann. Papst Franziskus hat uns
dazu aufgerufen, mit Güte zu sprechen und Hoffnung zu vermitteln. In einer Zeit,
in der viele Debatten in Härte, Polemik und Abwertung entgleiten, ist das eine
der wichtigsten Botschaften im Zusammenhang mit Medien. Diese Mahnung dürfen wir
nicht als fromme Fußnote abtun. Sie ist eine Handlungsanweisung für jeden, der
das Wort ergreift, ob in einer großen Redaktion oder als Nutzer sozialer Medien.
Gerade dort, wo Aufmerksamkeit um jeden Preis erkämpft wird, kommt diese
Verantwortung zu kurz. Algorithmen mögen Klicks und Reichweite belohnen, aber
sie gehen oft auf Kosten des Respekts und der Offenheit, die ein gesunder
öffentlicher Diskurs braucht. Das Ergebnis sind Spaltung und Polarisierung.
Papst Leo XIV. hat daher jüngst in seiner Ansprache an Medienschaffende vom
'Krieg der Worte und Bilder' gesprochen. Dieser Krieg wird zwar von Menschen
geführt, aber zunehmend von automatisierten Systemen befeuert. Diese von
Menschen programmierten Systeme suchen nach Mustern, um uns zu spalten, uns zu
empören, uns länger am Bildschirm zu halten. Das ist nicht bloß eine
Randerscheinung, sondern ein zentrales Problem, das zu Verwerfungen in unserer
demokratischen Ordnung führen kann.
Darüber hinaus ist die Konzentration von Daten, Technologien und
Kommunikationskanälen in den Händen weniger globaler Konzerne nicht zu
unterschätzen. Denn wer den Zugang zu Informationen steuert, setzt die
Bedingungen, unter denen Meinungsbildung überhaupt stattfindet. Wenn ein
Algorithmus entscheidet, wen welche Nachrichten erreichen, dann besteht keine
freie Öffentlichkeit, sondern eine gefilterte Realität. Und wenn diese Filter
ausschließlich dem Profit dienen, wird der Mensch im besten Falle zum Produkt
und im schlimmsten Falle zum Gefangenen der Willkür einiger weniger. Wir
brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir diese
Machtkonzentration begrenzen und sicherstellen, dass Kommunikation dem
Gemeinwohl dient. Demokratie lebt davon, dass Menschen sich auf derselben
Grundlage von Tatsachen begegnen können und Differenzen in einem unverzerrten
öffentlichen Raum verhandelt werden. Eine gefilterte Realität zerstört diese
gemeinsame Grundlage. Ohne sie ist der Weg nicht weit zu einer Gesellschaft, in
der nur noch Schlagworte und Feindbilder zählen und der Fokus auf
Partikularinteressen statt auf der Verbesserung unserer geteilten Lebenswelt und
Praxis liegt.
Darum möchte ich die Appelle des verstorbenen Papstes Franziskus und von Papst
Leo XIV. an alle Medienschaffenden unterstreichen: Hüten Sie sich davor, Teil
dieses Spaltungsmechanismus zu werden. Widerstehen Sie der Versuchung, immer nur
das zu liefern, was den größten Aufruhr erzeugt. Setzen Sie sich dafür ein, dass
Menschen nicht nur das hören, was sie ohnehin schon denken. Geben Sie Raum für
das, was irritiert, was herausfordert, was zum Nachdenken anregt. Nur so
entsteht eine Öffentlichkeit, in der wir einander nicht als Gegner, sondern als
Mitbürger begegnen. Und verbreiten Sie Hoffnung, denn Hoffnung ist nicht naiv.
Sie verschweigt nicht die Probleme, sie verharmlost nicht das Unrecht. Sie
schaut tiefer: auf die Würde eines jeden Menschen, auch wenn dieser eine andere
Meinung vertritt. Gerade in polarisierten Zeiten brauchen wir Medien, die
Brücken bauen und nicht Gräben vertiefen. Wer Spaltung sät, erntet Zwietracht.
Wer Verständnis sät, erntet Gemeinschaft.
Gute Medienarbeit kostet Kraft. Sie braucht Zeit, Recherche, den Mut zum
Widerspruch - und oft auch den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn Medien
den Auftrag ernst nehmen, die Menschen in Wahrheit und Freiheit zu informieren,
dann ist diese Mühe kein Luxus, sondern Kern unserer Aufgabe. Die Kirche wird
diesen Weg weiter unterstützen: durch eigene Medienarbeit, durch Ausbildung und
Begleitung von Medienschaffenden und durch das klare Bekenntnis zu einem
Journalismus, der vom Evangelium inspiriert ist - wahrhaftig, gerecht,
friedensstiftend. Vergessen wir dabei nicht, dass heute jeder Nutzer sozialer
Netzwerke ein Medienschaffender ist. Ein Teil der Verantwortung für das mediale
Miteinander in unserer Gesellschaft liegt daher bei uns allen. Sehen wir also
den Mediensonntag als einen Weckruf."
Hinweis:
Die Botschaft von Papst Franziskus zum 59. Welttag der sozialen
Kommunikationsmittel ist unter https://www.dbk.de/ auf der Themenseite Welttag
der sozialen Kommunikationsmittel (Mediensonntag) (https://www.dbk.de/themen/wel
ttag-der-sozialen-kommunikationsmittel-mediensonntag/termine-und-botschaften)
unter Papstbotschaften
(https://www.dbk.de/katholische-kirche/vatikan/papstbotschaften) verfügbar.
Pressekontakt:
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit
Kaiserstraße 161
53113 Bonn
Postanschrift
Postfach 29 62
53019 Bonn
Tel: 0228/103-214
Fax: 0228/103-254
E-Mail: mailto:pressestelle@dbk.de
Home: http://www.dbk.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/28823/6113161
OTS: Deutsche Bischofskonferenz
|