Köln (ots) - Es ist eine entsetzliche, unfassbare Tat. Wieder und wieder laufen
die Bilder durchs Internet: Rechtsaußen-Aktivist Charlie Kirk wird auf offener
Bühne von einem Schuss getroffen und bricht zusammen. Der Mord, per
Videoaufzeichnung dokumentiert, hat das Potenzial, die politische Krise der USA
entscheidend zu vertiefen.
US-Präsident Donald Trump sieht das Mordopfer als "Märtyrer für Wahrheit und
Freiheit". Von Wahrheit und Freiheit hat der Präsident bekanntlich ganz eigene
Vorstellungen - aber eines ist klar: Trotz einiger Differenzen war Kirk für
Trump und seine Anhänger eine zentrale Botenfigur. Kirk führte dem gelegentlich
verwirrt auftretenden Polit-Senior Trump jugendliche Anhänger zu, er trug den
Kulturkampf gegen "Wokeismus", Migration und angebliche Umerziehung in jüngere
Wähler-Jahrgänge. Um an Trumps religiös gefärbte Wortwahl anzuschließen: Als
Apostel der Maga-Bewegung ("Make America Great Again") war Kirk eigentlich
unersetzlich - jetzt soll er über seinen Tod hinaus als Märtyrer weiterwirken.
Bis zum Donnerstagnachmittag war nicht bekannt, wer das Attentat verübt hat.
Über die Motive des Mörders konnte damit erst recht nichts gesagt werden. Trumps
Anhänger aber verbreiten das Narrativ, das der Präsident selbst gesetzt hat:
"Radikal Linke" seien für das Attentat verantwortlich. Seine Anhängerin Laura
Loomer, von der er sich im Frühjahr in Personaldingen hatte beraten lassen,
verlangt, "die Linke mit der ganzen Macht der Regierung" niederzuschlagen.
Schon den grauenhaften Messermord eines offensichtlich psychisch kranken
Serientäters an einer jungen Ukrainerin in Charlotte (North Carolina) stellten
Trumps Leute als Folge vermeintlich linker Politik dar. Wohlgemerkt: Linke sind
in ihren Augen alle Anhänger der Demokratischen Partei des biederen
Ex-Präsidenten Joe Biden. So verbindet sich die Agitation des Trump-Lagers mit
der unter anderem von Stephen Miller, dem Stabschef im Weißen Haus, geführten
Kampagne gegen die Demokraten als angeblich extremistische Organisation. Es geht
um die Ausschaltung der Opposition.
Ganz sicher werden die Trumpisten nicht über jene absurden Gesetze sprechen
wollen, die den Zugang zu Schusswaffen in vielen US-Staaten viel zu einfach
machen. Und kaum jemand erinnert in den USA noch an den Doppelmord an der
demokratischen Politikerin Melissa Hortman und ihrem Ehemann in Minnesota. Diese
Bluttat im Juni wurde von einem radikalen Abtreibungsgegner begangen - Indiz für
die aufgeheizte Stimmung im Land.
Aber anstatt die US-Amerikaner angesichts tödlicher Gewalt zur Einheit
aufzurufen, haben Trump und seine Leute sich für die weitere Dämonisierung
politischer Gegner entschieden. Rechtsaußen-Publizist Matt Forney spricht
hoffnungsvoll vom "American Reichtstag Fire". Also von einem Verbrechen, das als
Legitimation für den Umbau des Staates zur Autokratie dienen soll. Es ist zu
fürchten, dass Trumps Lager jetzt genau das versucht.
Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
Telefon: 0221/1632-555
print@kr-redaktion.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/70111/6116021
OTS: Kölnische Rundschau
|