Berlin (ots) - Viele Medikamente werden auch bei Hitze aus dem grenznahen
Ausland nach Deutschland verschickt - ohne Temperaturkontrollen. Denn dafür
fühlt sich auf beiden Seiten der Grenze keine Behörde verantwortlich. Eine
repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag des PHAGRO | Bundesverband des
pharmazeutischen Großhandels zeigt: Fast zwei Drittel der Befragten erwarten,
dass die Einhaltung von Temperaturvorgaben beim Arzneimittelversand kontrolliert
wird. Laut Umfrage werden die Pakete vielfach entgegen der Vorschriften nicht
persönlich übergeben. "Das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag, die Regeln für
die Vor-Ort-Versorgung und den Versandhandel zu vereinheitlichen, muss jetzt
zügig umgesetzt werden," fordert Marcus Freitag, Vorsitzender des PHAGRO.
Von politischer Seite hieß es in den vergangenen Jahren oft, dass über Verstöße
der EU-Versender, die zu einer Gefährdung der Arzneimittelsicherheit führen
könnten, keine Erkenntnisse vorlägen. Der PHAGRO sieht darin einen
Zirkelschluss, denn die dünne Informationslage ist Folge der fehlenden
staatlichen Kontrollen. Darum hat er Forsa mit einer Umfrage zur
"Arzneimittelsicherheit bei Hitze" beauftragt.
"Die Ergebnisse zeigen, dass Regelungen, die für den Großhandel und die
Apotheken gelten und die diese strengstens einhalten, von Versendern missachtet
werden. Die Patientinnen und Patienten haben da eine ganz andere Erwartung",
berichtet der PHAGRO-Vorsitzende Marcus Freitag. "Wenn 63 Prozent der Befragten
sagen, die Einhaltung der Temperaturvorgaben sollte kontrolliert werden, ist das
ein klares Signal an die Politik." Nur jeder Fünfte in der Befragung hält die
Temperaturkontrollen für verzichtbar. Denn über die Temperaturempfindlichkeit
von Medikamenten sind sich die Deutschen mehrheitlich bewusst. 61 Prozent der
Befragten hält es für wahrscheinlich, dass Temperaturen von über 25 Grad Celsius
die Qualität oder Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen.
Bei 27 Prozent der Befragten wurden die bestellten Medikamente schon einmal vor
der Wohnungstür oder dem Haus abgestellt, bei 13 Prozent an einem anderen Ort
(z.B. in der Garage). Fast ebenso häufig mussten die Medikamente in einer
Packstation, bei Nachbarn oder in einem Laden abgeholt werden. Dabei sind auch
Versender zu einer persönlichen Aushändigung rechtlich verpflichtet. "Diese
Ergebnisse zeigen, dass der Versand über Paketdienstleister, der hier
standardmäßig verwendet wird, für Arzneimittel ungeeignet ist", sagt Freitag.
"Wenn Arzneimittel bei Hitze im Freien oder in unklimatisierten Innenräumen
herumliegen, lassen sich natürlich keine Temperaturvorgaben einhalten."
Dass das Problem mangelnder Kontrollen inzwischen auf bundespolitischer Ebene
erkannt wurde, kommt im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD zum Ausdruck.
Darin heißt es: "Auch vereinheitlichen wir die Vorgaben für Vor-Ort-Apotheken
und Versandapotheken, insbesondere bei der Einhaltung von Kühlketten und
Nachweispflichten." Freitag unterstützt das Vorhaben und drängt auf eine
schnelle Umsetzung. Die Formulierung im Koalitionsvertrag greife jedoch zu kurz.
"Es geht hier nicht nur um kühlkettenpflichtige Produkte," so Freitag. "Es geht
um alle Medikamente, die über längere Zeit nicht Temperaturen von über 25 Grad
ausgesetzt sein dürfen. Das ist der ganz überwiegende Teil dessen, was derzeit
per Standard-Paketversand verschickt wird."
Der nicht temperaturkontrollierte Versand gefährdet nicht nur die Sicherheit und
Wirksamkeit der Medikamente, sondern verursacht zudem ungleiche
Wettbewerbsbedingungen. Denn der Pharmagroßhandel und die Apotheken vor Ort
müssen strenge Temperaturvorgaben einhalten und tragen dafür im Gegensatz zu den
Versendern erhebliche Kosten. Es geht auch darum, die flächendeckende Versorgung
zu erhalten und zu stärken. "Die Politik hat hier eine Möglichkeit, ohne den
Einsatz zusätzlicher finanzieller Mittel die Strukturen der Vor-Ort-Versorgung
zu unterstützen", sagt Freitag. "Einfach, indem sie für gleiche
Wettbewerbsbedingungen sorgt."
Die Pressemitteilung und den Forsa-Ergebnisbericht finden Sie hier:
https://ots.de/CGDnMv .
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Stefan Burgdörfer
Pressesprecher
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OTS: PHAGRO Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels
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