Frankfurt am Main/Berlin (ots) - Sporthilfe stellt Ergebnisse von
Expertenkommission vor / Transparente Aufarbeitung und Diskussion, um aus
Vergangenheit für die Zukunft zu lernen
Müssen einzelne Persönlichkeiten, deren Lebensläufe bis in die NS-Zeit
zurückreichen, aufgrund neu zutage getretener Erkenntnisse aus der " Hall of
Fame des deutschen Sports " ausgeschlossen werden? Die zur Beantwortung dieser
Frage eigens ins Leben gerufene Expertenkommission aus renommierten
Historikerinnen und Historikern sagt Nein. Dieses Ergebnis hat die Sporthilfe
als Initiatorin der "Hall of Fame des deutschen Sports" gemeinsam mit den
Mitgliedern der Expertenkommission am heutigen Montag in Berlin vorgestellt.
"Die zur Debatte stehenden Mitglieder der 'Hall of Fame des deutschen Sports'
stehen exemplarisch für die graduell unterschiedliche Beteiligung der deutschen
Gesellschaft am Aufstieg und der Durchsetzung des Nationalsozialismus und dessen
anschließendem kollektiven Beschweigen. Wenn man diese Personen aus der 'Hall of
Fame' ausschließt, würde das wie ein Purgatorium wirken, bei dem der deutsche
Sport sich im Nachhinein selbst reinigt und das politisch Verstrickte von sich
abkapselt", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der fünfköpfigen
Kommission, die sich wie folgt zusammensetzt (in alphabetischer Reihenfolge):
- Dr. Berno Bahro , Sporthistoriker an der Universität Potsdam
- Dr. Jutta Braun , Historikerin und Abteilungsleiterin am Leibniz-Zentrum für
Zeithistorische Forschung Potsdam
- Erik Eggers , Sporthistoriker und freier Journalist
- Prof. em. Dr. Manfred Lämmer , Sporthistoriker, Deutsche Sporthochschule Köln
- Prof. (i.R.) Dr. Hans Joachim Teichler , ehemaliger Leiter des
Arbeitsbereiches Zeitgeschichte des Sports im Institut für Sportwissenschaft
der Universität Potsdam
Die Kommission plädiert deshalb dafür, keine Streichungen von Mitgliedern aus
der "Hall of Fame" vorzunehmen, auch wenn einzelne Mitglieder stärker
NS-belastet erscheinen als andere. Vielmehr sieht die Kommission als besten Weg
für den organisierten Sport, sich seiner NS-Geschichte durch Offenlegung und
Kommentierung zu vergegenwärtigen. Die im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses
überarbeiteten Texte auf der "Hall of Fame"-Homepage seien ausreichend, um die
Ambivalenzen bei der Bewertung der Personen transparent darzustellen, lobt die
Kommission: "Einerseits werden darin Mitgliedschaften in der Partei und/oder
NS-Organisationen bzw. die Unterstützung des NS-Regimes deutlich gemacht,
andererseits werden die Errungenschaften und Verdienste aufgeführt, die für die
Aufnahme in die 'Hall of Fame' ausschlaggebend waren."
"Wir wollen aus der Diskussion über die Vergangenheit für die Zukunft lernen",
sagt Max Hartung , Sprecher des Sporthilfe-Vorstands. "Wir danken der
fünfköpfigen Expertenkommission sehr für ihre bislang getätigte Arbeit, die uns
hilft, die großartige Botschaft der 'Hall of Fame des deutschen Sports' und ihre
Werte zu bewahren."
Auslöser des Aufarbeitungsprozesses war im vergangenen Jahr der Hinweis des
Historikers Armin Jäger in der Süddeutschen Zeitung, dass in einigen
Mitglieder-Biografien auf der "Hall of Fame"-Website deren NS-Mitgliedschaften
nicht oder nur in unzureichender Art und Weise dargestellt waren. Daraufhin
hatte die Sporthilfe gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)
und dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) als den weiteren Trägern der
"Hall of Fame des deutschen Sports" den Sportjournalisten und Historiker Erik
Eggers beauftragt, die einschlägigen Dokumente wie NSDAP-Mitgliederkarteien und
Entnazifizierungsakten zu heben, so dass der sporthistorische Forschungsstand in
die betroffenen Biografien auf der "Hall of Fame"-Website eingearbeitet werden
konnte. Im Anschluss war die Expertenkommission ins Leben gerufen worden mit dem
Auftrag, die Biografien im historischen Kontext einzuordnen.
Als weiteren Prozessschritt regt die Kommission an, auch alle anderen
Mitglieder, deren Biografien bis in die NS-Zeit reichen und bisher nicht Teil
der Beauftragung waren, einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen und die
Kommentierungen auf der Website, wenn notwendig, entsprechend des aktuellen
Forschungsstandes präzise und kritisch zu aktualisieren. Zudem schlägt sie vor,
das aktuelle Leitbild der "Hall of Fame" zu überprüfen - zwei Anregungen, die
Sporthilfe, DOSB und VDS als die drei Träger der "Hall of Fame" in ihre weitere
Arbeit mitnehmen werden.
Zur vollständigen Stellungnahme der Kommission... (https://www.sporthilfe.de/fil
eadmin/pdf/Hall_of_Fame/Expertenkommission_Stellungnahme_Aufarbeitung_NS-Zeit.pd
f)
Über die "Hall of Fame des deutschen Sports":
Die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr 2006 initiierte "Hall of Fame
des deutschen Sports" ist ein Forum der Erinnerung an Menschen, die durch ihren
Erfolg im Wettkampf oder durch ihren Einsatz für Sport und Gesellschaft
Geschichte geschrieben haben. Dazu zählen Athletinnen und Athleten, Trainerinnen
und Trainer, Funktionärinnen und Funktionäre sowie Gestalterinnen und Gestalter
des deutschen Sports. Die "Hall of Fame" soll dazu beitragen, die mehr als
hundertjährige Geschichte des deutschen Sports und seiner Persönlichkeiten im
Gedächtnis zu bewahren und Diskussionen anzuregen. Aktuell umfasst die
Ruhmeshalle, die virtuell im Internet existiert, 131 Persönlichkeiten. Träger
sind neben der Sporthilfe der Deutsche Olympische Sportbund und der Verband
Deutscher Sportjournalisten. Mehr unter http://www.hall-of-fame-sport.de
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Deutschland, Deutsche Post und Generali & Deutsche Vermögensberatung. Sie
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