München (ots) -
Die geplanten Themen:
Auftritt nur nach Bekenntnis? Der Kunst- und Kulturbetrieb nach der Ausladung
von Lahav Shani
Die Ausladung des jüdisch-israelischen Dirigenten Lahav Shani und der Münchner
Philharmoniker vom belgischen Gent Festival von Flandern sorgt noch immer für
Aufregung. Die Begründung für die Absage des Konzerts war, dass Shani sich
nicht eindeutig zu den Vorgängen in Gaza geäußert, sich nicht vom "genozidalen
Regime" in Israel distanziert habe. Die Tournee des Orchesters wurde zum
Politikum. Tatsächlich spalten der Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023 und
der fortdauernde Krieg in Gaza die Kulturszene, erzwingen immer mehr von
Künstler*innen Positionierungen, Bekenntnisse und Erklärungen. Während bislang
in Deutschland Kulturschaffende in der Kritik waren, die sich kritisch
gegenüber der israelischen Politik geäußert haben, wird mit Shani erstmals ein
Künstler ausgeladen, weil er sich nicht israelkritisch äußert. Der PEN Berlin
sagt dazu: "Meinungsfreiheit beinhaltet auch das Recht auf Schweigen." "ttt"
diskutiert mit Candice Breitz, Deniz Yücel und Tomer Dotan-Dreyfus, ob der
Kulturbetrieb auf Gesinnungsprüfungen zusteuert - und wo eigentlich die Räume
sind, um miteinander ins Gespräch zu kommen, wenn nicht in der Kunst?
Feministinnen gegen Feministinnen? Debatte um die Anthologie "Das Pen!smuseum"
Sie sind verärgert, wütend, rachsüchtig - die Protagonistinnen in der
Anthologie "Das Pen!smuseum" (Leykam) der beiden österreichischen Autorinnen
Mareike Fallwickl und Eva Reisinger. Sie machen nicht das, was von ihnen
gesellschaftlich erwartet wird - oder auch nur von Männern. Die Frauen begehren
auf, widersetzen sich. Ursprünglich sollte auch ein Text der als feministisch
bekannten Autorin Gertraud Klemm Teil dieses Buches sein. Eben daran entzündete
sich laute Kritik in den sozialen Medien. Der Grund: Klemm hatte in Artikeln
Aussagen zum Begriff "Frau" gemacht", die angeblich transfeindlich seien.
Angeblich. Die beiden feministischen Autorinnen Fallwickl und Reisinger haben
nach einem Gespräch mit Klemm beschlossen, dass diese nicht mit ihren Texten in
"Das Pen!smuseum" vorkommt. Bereits vor der Veröffentlichung des Buches wird
darüber öffentlich debattiert. Feministinnen gegen Feministinnen? Müssen nicht
gerade Frauen zusammenhalten? "ttt" spricht sowohl mit Mareike Fallwickl, Eva
Reisinger und Gertraud Klemm über das Buch und ihr Verständnis von Feminismus.
Schmerz, Schönheit und Ironie: die Bühnenspektakel der belgischen Künstlerin
Miet Warlop
Miet Warlop, Künstlerin, Musikerin, Choreografin oder besser:
Bühnenenergiebombe, ist bekannt für ihre anarchischen Spektakel, bei denen
Sicherungskästen explodieren und Schaum die Bühne flutet. Ihre Arbeiten
verschieben die Grenzen des Theaters und vereinen Elemente von Rockkonzerten,
Tanz und Bildender Kunst. In Hamburg war ihre neueste Produktion zu sehen, mit
der sie gerade durch Europa tourt: "Inhale Delirium Exhale", eine Ode an
Fantasie und Kunst, in der sechs Performer*innen mit wallendem, drei Kilometer
langem Seidenstoff überwältigende Bilder schaffen. Im kommenden Jahr wird die
47-Jährige den belgischen Pavillon bei der Kunst-Biennale in Venedig gestalten.
Kindheitserinnerungen von Hark Bohm: Der gefeierte Spielfilm "Amrum" von Fatih
Akin
Der legendäre Hamburger Filmregisseur Hark Bohm verbrachte als Kind die letzten
Kriegsmonate auf der Nordseeinsel Amrum. Seine Eltern waren überzeugte Nazis.
Und noch später hat er darunter gelitten, dass sie überzeugte Hitler-Anhänger
waren. Diese Erfahrung bildet die Grundlage für den Spielfilm "Amrum",
angelehnt an Bohms Kindheitserinnerungen: Im Mittelpunkt steht ein Junge namens
Nanning, der in den letzten Kriegsmonaten auf der Insel lebt - zwischen
Einheimischen, die auf das Kriegsende hoffen und seiner fanatischen Mutter.
Eigentlich wollte Bohm selbst Regie führen, doch aus Altersgründen übergab er
das Projekt an seinen Freund Fatih Akin. In Cannes wurde "Amrum" schon
gefeiert, jetzt läuft er beim Hamburger Filmfest und ab Oktober in den Kinos.
Eine Geschichte über Loyalität, Ideologie und das Erwachsenwerden in Zeiten des
Umbruchs, visuell eindrucksvoll umgesetzt. "ttt" stellt den Film vor und
spricht mit Fatih Akin.
Die Frau hinter dem Wu-Tang Clan: spannende ARD-Doku über Musikmanagerin Eva
Ries
Sie schaffte es von der deutschen Provinz an die die Spitze der internationalen
Hip-Hop-Szene in New York: Nach ihrer Zusammenarbeit mit Nirvana, Sonic Youth
und Guns N' Roses wurde Eva Ries Anfang der 1990er-Jahre die Marketing- und
Tourmanagerin der Band Wu-Tang Clan, der einflussreichsten Rap-Gruppe aller
Zeiten. Als eine der wenigen Frauen durchbrach sie die Grenzen einer
männerdominierten Musikindustrie und schrieb ihre eigenen Regeln. Die
Dokumentation "Evil-E" erzählt die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Eva
Ries und außerdem vom Aufstieg und Fall der Musikindustrie der 1990er-Jahre,
von Female Empowerment und vom Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen. Der
Film enthält zahlreiche Interviews mit Mitgliedern der Gruppe Wu-Tang Clan,
seltenes Archivmaterial und bietet exklusive Einblicke in die Hip-Hop-Kultur.
Zu sehen in der ARD-Mediathek: "Evil-E - Eva Ries und der Wu-Tang Clan".
Moderation: Siham El-Maimouni
Redaktion: Christine Gerberding (NDR)
"ttt - titel thesen temperamente" ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD
Mediathek verfügbar.
Pressekontakt:
ARD-Programmdirektion/ Presse & Multiplikatorenkommunikation
E-Mail: presse.daserste@ard.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/6694/6120561
OTS: ARD Das Erste
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