Gülzow (ots) - Heute hat die Europäische Kommission die beihilferechtliche
Genehmigung für das schon im Januar beschlossene Biomassepaket erteilt. Viele
Akteure der Energiewende hatten sehnlich darauf gewartet. Mit dem Biomassepaket
haben sich die Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb vieler Biogasanlagen,
aber auch die Chancen für mehr Energiesicherheit im Zuge der Energiewende,
deutlich verbessert.
Das Paket zielt vor allem auf eine systemdienliche Stromerzeugung aus Biogas ab,
die die Produktion aus Sonne und Wind optimal ergänzt. Gleichzeitig werden
diejenigen Biogasanlagen bevorzugt gefördert, die auch die anfallende Wärme
sinnvoll nutzen, z. B. in angeschlossenen Wärmenetzen.
Viele Biogasanlagen-Betreiber stehen aktuell aufgrund auslaufender
EEG-Vergütungen vor der Entscheidung über den Weiterbetrieb ihrer Biogasanlage.
Die von der Bundesnetzagentur durchgeführten Biomasseausschreibungen für eine
Anschlussförderung waren bislang aufgrund zu niedriger Volumina regelmäßig
überzeichnet. Zahlreiche Betreiber gingen, trotz technisch voll
funktionstüchtiger Anlagen, leer aus.
Mit dem sogenannten Biomassepaket, vorgelegt noch von der rot-grünen
Minderheitsregierung Ende 2024, sollten die Ausschreibungsmengen deutlich
angehoben werden - eine Chance nicht nur für die Biogasbranche, sondern auch für
die Energiewende insgesamt. Schließlich sind Biogasanlagen dank Nutzung der
speicherfähigen und flexibel einsetzbaren Biomasse grundsätzlich in der Lage, in
der Dunkelflaute einzuspringen. Nach einer Studie der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg könnten Biogasanlagen bis 2040
so rund die Hälfte der Strommenge ersetzen, die fehlt, wenn der Wind nicht weht
und die Sonne nicht scheint.
In der Praxis speisen heute erst wenige Biogasanlagen gezielt nur in Stromlücken
ein, die meisten Anlagen laufen im Dauerbetrieb. Das Biomassepaket ermöglicht es
nun mehr Betreibern, ihre Anlagen für die flexible, bedarfsgerechte
Stromproduktion umzurüsten. Es unterstützt zudem die Verwertung der erneuerbaren
Wärme, die in Biogasanlagen prozessbedingt auch immer anfällt. 2024 stammte
bereits rund 10 Prozent der erneuerbaren Wärme in Deutschland aus Biogasanlagen.
So weit, so gut. Doch obwohl das Biomassepaket schon im Januar 2025 mit den
Stimmen von Union, SPD und Grünen beschlossen wurde, traten die neuen Regularien
bislang nicht in Kraft. Der Grund war die noch ausstehende beihilferechtliche
Genehmigung durch die EU-Kommission. Die Verunsicherung in der Branche war groß
und es drohte eine erneute, zu klein dimensionierte Ausschreibungsrunde der
Bundesnetzagentur im Herbst.
Mit der heute erfolgten, beihilferechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission
hat sich dies geändert. Nun ist der Weg endlich grundsätzlich frei, die für die
Energiewende dringend benötigten, flexiblen Stromkapazitäten aufzubauen.
Gleichzeitig könnte so ein Teil der geplanten, neuen fossilen Reservekraftwerke
obsolet werden. Die Branche hat jetzt die Chance, die Systemdienlichkeit von
Biogas praktisch unter Beweis zu stellen.
Hintergrund:
In Deutschland gibt es rund 9.000 landwirtschaftliche Biogasanlagen, die aus
Energiepflanzen und Reststoffen wie Gülle, Mist oder Ernteresten Biogas erzeugen
und dieses in Strom, Wärme oder Kraftstoff umwandeln. 2024 lieferten die
Biogasanlagen hierzulande gut acht (8,3) Prozent des erneuerbaren Stroms und
rund zehn Prozent der erneuerbaren Wärme, außerdem gut sieben (7,4) Prozent der
Biokraftstoffe in Form von Methan. Biogas besteht etwa zur Hälfte aus Methan,
das chemisch identisch mit Erdgas (CH4) ist. Das Methan kann aus dem Biogas
abgetrennt und wie Erdgas als Energieträger, zum Beispiel in gasbetriebenen
Fahrzeugen genutzt werden. Auch die Einspeisung ins und Verteilung über das
Erdgasnetz ist möglich.
Biogasanlagen liefern aber nicht nur Energie, sie schaffen auch Wertschöpfung im
ländlichen Raum, verwerten anfallende Reststoffe und produzieren Dünger.
Die meisten der Anlagen gingen zwischen 2004 und 2012 ans Netz. Damit endet nun
für immer mehr Biogasanlagen die nach dem EEG garantierte 20-jährige
Vergütungsdauer. Die ersten Anlagen mussten bereits stillgelegt werden. Das
Biomassepaket eröffnet neue Perspektiven.
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