Mainz (ots) - Die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung und ihren
Spitzenvertretern schlägt sich auch im Zuspruch für die AfD nieder: Wenn am
nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, würde sich die CDU/CSU in der
Projektion auf 26 Prozent (minus 1) verschlechtern, die AfD würde hingegen mit
ebenfalls 26 Prozent (plus 1) ihren neuen Bestwert erzielen und zum ersten Mal
mit der Union gleichziehen. Die SPD bliebe bei 15 Prozent, die Grünen hätten
leichte Einbußen und würden 10 Prozent (minus 1) erreichen, die Linke käme etwas
verbessert auf 11 Prozent (plus 1). Das BSW und die FDP könnten nach wie vor mit
jeweils 3 Prozent rechnen, alle anderen Parteien bekämen zusammen 6 Prozent
(unverändert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erhalten
würde. Mit diesem Ergebnis hätte Schwarz-Rot weiterhin keine parlamentarische
Mehrheit.
Zusammenarbeit von Union und AfD
Die CDU lehnt eine politische Zusammenarbeit mit der AfD grundsätzlich ab. Dies
begrüßt eine Mehrheit von 63 Prozent der Befragten, darunter 74 Prozent der
Unions-Anhänger. Nicht richtig finden das insgesamt 34 Prozent (Unions-Anhänger:
24 Prozent) (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Zudem erwarten etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) und rund
zwei Drittel der Unions-Anhänger (67 Prozent), dass die CDU auf Bundesebene auch
zukünftig nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird, insgesamt 42 Prozent
(Unions-Anhänger: 28 Prozent) zweifeln daran.
AfD: Erwartungen und Wahlmotive
Trotz der gewachsenen Unterstützung für die AfD rechnet nur eine Minderheit von
21 Prozent mit einer besseren Politik, wenn sie im Bund mitregieren würde. 60
Prozent gehen in diesem Fall von einer schlechteren Politik aus und für 16
Prozent würde eine AfD-Regierungsbeteiligung keinen großen Unterschied machen.
Auch wird die AfD nach Meinung der Mehrheit der Deutschen (60 Prozent) aus
Protest gewählt, 34 Prozent erklären sich den Zuspruch zu dieser Partei mit der
Unterstützung ihrer politischen Forderungen. Im eigenen Lager fällt die
Einschätzung hingegen etwas anders aus: Nach 48 Prozent im Oktober 2023 sagen
jetzt 65 Prozent der AfD-Anhänger, dass die AfD aus Überzeugung gewählt wird,
nur ein Drittel (33 Prozent; Oktober 2023: 50 Prozent) spricht von einem
Denkzettel für die anderen Parteien.
Neuer Bundeshaushalt
Der Bundestag hat am Donnerstag den Haushalt für 2025 verabschiedet, der die
Aufnahme sehr hoher Schulden vorsieht. 52 Prozent der Deutschen, darunter
besonders viele CDU/CSU-, SPD-, Grünen- und Linke-Anhänger, finden die Aufnahme
dieser sehr hohen Schulden angesichts der aktuellen Herausforderungen richtig,
42 Prozent finden das nicht richtig. Geht es ganz allgemein darum, wie
zusätzliche finanzielle Mittel für die Umsetzung verschiedener
Regierungsvorhaben aufgebracht werden sollten, spricht sich eine Mehrheit von 56
Prozent für Ausgabenkürzungen aus, 24 Prozent plädieren für höhere Steuern und
12 Prozent für zusätzliche Schulden. Nicht gespart werden sollte jedoch nach
mehrheitlicher Ansicht der Befragten bei der Bildung, der Verkehrsinfrastruktur
und der Bundeswehr: 88 Prozent fordern, dass zukünftig mehr Geld im Bereich
Bildung und Schule ausgegeben wird (weniger: 1 Prozent; unverändert: 11
Prozent), 68 Prozent befürworten höhere Ausgaben bei der Verkehrsinfrastruktur
(weniger: 6 Prozent; unverändert: 24 Prozent) und 58 Prozent bei der Bundeswehr
(weniger: 12 Prozent; unverändert: 27 Prozent). Im Bereich Soziales sehen
hingegen nur 40 Prozent einen erhöhten Finanzbedarf, 23 Prozent sind hier für
weniger Geld und 34 Prozent für den Status Quo.
Top Ten: Negativtrend
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und
Leistung ("Was halten Sie von?") liegt Verteidigungsminister Boris Pistorius
weiterhin auf Rang eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem
Durchschnittswert von 1,8 (hier und im Folgenden Vergleichswert von Anfang
September: 2,0) bewertet. Mit großem Abstand folgt wie zuletzt Johann Wadephul
mit 0,6 (0,7), danach kommen Bärbel Bas mit 0,0 (0,5) und Lars Klingbeil
ebenfalls mit 0,0 (0,4), beide deutlich verschlechtert. Auf Rang fünf steht
Friedrich Merz mit minus 0,2 (0,0), dahinter finden sich Alexander Dobrindt mit
minus 0,6 (minus 0,5), Markus Söder mit minus 0,7 (minus 0,4) und
Wiedereinsteiger Robert Habeck auch mit minus 0,7. Auf dem neunten Platz ist
erneut Sahra Wagenknecht mit minus 1,9 (minus 1,9). Schlusslicht bleibt Alice
Weidel mit minus 2,4 (minus 2,4).
Russland und die NATO
Die Sorgen vor einem russischen Angriff auf östliche NATO-Länder wie Polen oder
die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen erreichen ein Rekordniveau:
Erstmals glaubt mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent), dass es zu einem
solchen Angriff durch Russland kommen wird, 39 Prozent, darunter 51 Prozent der
Ostdeutschen, bezweifeln das. Außerdem meinen insgesamt 81 Prozent, dass
Russland vor wenigen Tagen absichtlich mit einer größeren Zahl von Kampfdrohnen
in polnischen Luftraum eingedrungen ist (aus Versehen: 12 Prozent). Auf
russische Provokationen wie diese sollte die NATO nach Ansicht von 47 Prozent
der Befragten mit mehr militärischer Stärke reagieren, ähnlich viele (44
Prozent) lehnen das ab, darunter mit 51 Prozent eine Mehrheit im Osten der
Bundesrepublik.
Nahost-Konflikt: Vorgehen Israels
Das militärische Vorgehen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen, das eine hohe
Zahl von Opfern in der palästinensischen Zivilbevölkerung fordert, trifft in der
deutschen Bevölkerung auf starke Kritik: Mit 83 Prozent halten so viele Befragte
wie noch nie den israelischen Militäreinsatz für nicht gerechtfertigt, 10
Prozent sind gegenteiliger Meinung.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 16.
bis 18. September 2025 bei 1.419 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten
telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch
Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die
wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem
Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert
von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung:
CDU/CSU 28 Prozent, AfD 21 Prozent, SPD 16 Prozent, Grüne 14 Prozent, Linke 13
Prozent, BSW 2 Prozent, FDP 2 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF
am Donnerstag, 2. Oktober 2025. Informationen zur Methodik der Umfrage und zu
den genauen Frageformulierungen finden Sie auch auf
http://www.forschungsgruppe.de .
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- Hier finden Sie das "ZDF-Politbarometer" im Web und in der App des ZDF.
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