Filderstadt (ots) - Die DRF Luftrettung ist erneut mit einem Preis für ein
innovatives System für Patientensicherheit ausgezeichnet worden: Am 18.
September nahm Florian Kramer, Leiter Sicherheitsmanagement der DRF Luftrettung,
in Berlin den Deutschen Preis für Patientensicherheit vom gleichnamigen
Aktionsbündnis entgegen. Die gemeinnützige Organisation erhält die Auszeichnung
mit dem 2. Platz für ihre Event Risk Classification (ERC): Die DRF Luftrettung
nutzt die ERC seit nunmehr fünf Jahren erfolgreich im klinischen
Risikomanagement für eine konsistente und effiziente Risikoeinschätzung.
"Ich habe Zeit meines Lebens in der Intensiv- und Notfallmedizin gearbeitet.
Dabei war ich nicht nur in unterschiedlichen Organisationen, sondern auch in
verschiedenen Ländern tätig. Was war gleich? Überall geschahen kleine Fehler,
die aber in kritischen Situation durchaus Auswirkungen hatten, oder hätten haben
können. Aus diesen Erfahrungen habe ich für mich viel gelernt. Aber schon früh
beschäftigte mich auch die Frage: Wie kann eine Organisation aus den Erfahrungen
Vieler lernen?" So beschreibt Florian Kramer, Leiter Sicherheitsmanagement bei
der DRF Luftrettung, seine Motivation, sich mit dem Thema Patientensicherheit zu
befassen.
Ein solch systemischer Ansatz beginnt meist mit einer Risikobewertung: Wie
riskant war das Ereignis, welche Folgen hätte der Eintritt des Ereignisses im
schlimmsten Fall haben können? Dazu wurde vormals auch bei der DRF Luftrettung
neben den potenziellen Auswirkungen auch immer die zukünftige
Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. "Doch eben diese Bewertung der
Eintrittswahrscheinlichkeit hat uns immer wieder vor große Herausforderungen
gestellt. Wir merkten, dass die Ergebnisse nicht konsistent waren, einen hohen
Aufwand forderten und nicht den Nutzen brachten, den wir uns erhofft hatten",
erinnert sich Florian Kramer. Etwas besseres musste her.
ERC-System aus der Luftfahrt auf medizinische Einsätze übertragen
Die seit nunmehr fünf Jahren in der DRF Luftrettung genutzte Event Risk
Classification (ERC) stammt ursprünglich aus der Luftfahrt (ARMS-Modell). Sie
ersetzt die klassische Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit durch eine
Analyse der Wirksamkeit von Sicherheitsbarrieren. Damit können kritische
Ereignisse realistischer eingeschätzt und das Ergebnis anschließend
zielgerichteter genutzt werden. Durch die systematische Erfassung der Ereignisse
in der ERC profitiert sowohl jeder Einzelne, aber auch die ganze Organisation
lernt daraus.
Was sich im flugbetrieblichen Bereich bereits bewährt hatte, übertrug die DRF
Luftrettung nun auf die Medizin. Die ERC bildet nun auch hier eine wichtige
Grundlage, um unerwünschte Ereignisse objektiv und realitätsbezogen zu
analysieren. Die Wirksamkeit der Sicherheitsbarrieren wird anhand definierter
Regeln bewertet. Sie führt zu konkreten Handlungsempfehlungen je nach
Risikoindex (z.B. Untersuchung, Ursachenanalyse, statistische Erfassung). So
entstehen nachvollziehbare Risikoindizes unter Berücksichtigung der
Sicherheitskultur.
Unverzichtbares Werkzeug im klinischen Risikomanagement
Ein erheblicher Vorteil der ERC: Der ermittelte Risikoindex entspricht dem
tatsächlichen Risiko zum Zeitpunkt des Ereignisses. Die
Eintrittswahrscheinlichkeit wird weiterhin betrachtet - jedoch nicht mehr allein
auf den Einzelfall bezogen, sondern mit erweiterter Perspektive. Auf dieser
Basis lassen sich zielorientierte Maßnahmen zur Verbesserung der
Patientensicherheit entwickeln.
Die Methode wurde von Mitarbeitenden schnell verstanden und hat sich auch im
Sprachgebrauch der DRF Luftrettung etabliert. Sie stärkt das
Sicherheitsbewusstsein und die Meldekultur. "In den fünf Jahren, in denen wir
die ERC nutzen, haben wir bereichsübergreifend knapp 3.000 Ereignisse bewertet.
Die Bearbeitungszeit der zu bewertenden Fälle ist deutlich gesunken. Die ERC
ermöglicht uns durch die Analyse von Häufungen und Trends eine kontinuierliche
Überwachung unserer Patientensicherheit. Wir sehen nun besser, welche Faktoren
unsere Patienten vor Verletzungen und Schäden schützen und können diese Faktoren
stärken", bestätigt Florian Kramer die erfolgreiche Umsetzung innerhalb der DRF
Luftrettung.
Fit für die Zukunft: Übertragbar auf viele Bereiche des Gesundheitswesens
Die ERC ist Teil eines ganzen Systems unterschiedlicher Bausteine, die bei der
DRF Luftrettung dazu beitragen, die Patientensicherheit beständig zu verbessern.
Die gemeinnützige Organisation ist unter anderem Mitglied im Aktionsbündnis
Patientensicherheit und engagiert sich für die Weiterentwicklung der
prähospitalen Diagnostik. Zudem nutzt die DRF Luftrettung ein datenbasiertes
Risikomanagement. Das Ziel: kritische Ereignisse und Beinahe-Schäden zu einem
sehr frühen Zeitpunkt zu erkennen und daraus zu lernen, bevor ein Patient zu
Schaden kommt. Dieser Ansatz wurde 2024 mit dem HRO-Award ausgezeichnet.
Konsequent ist die Implementierung der ERC auch mit Blick auf die aktuellen
Entwicklungen im Risikomanagement des Gesundheitswesens, wo seit längerem
Bestrebungen hin zu einem überregionalen Melderegister und Safety Performance
Monitorings erkennbar sind. "Deshalb war es für uns ein logischer Schritt, uns
mit der Nutzung eines Systems auseinanderzusetzten, das primär auf die
kontinuierliche Verbesserung der Patientensicherheit einzahlt und darüber hinaus
alle Voraussetzungen bietet, derartige Register und Monitorings bedienen zu
können", bringt es Jörg Braun, Geschäftsführer der DRF Luftrettung, auf den
Punkt. "Die ERC ist kostengünstig und technisch leicht auf andere Bereiche wie
Pflege, ambulante Versorgung oder IT-Sicherheit übertragbar. Sie ist ein
unverzichtbares Werkzeug unseres klinischen Risikomanagements geworden. Wir sind
damit fit für die Zukunft."
Die Resonanz auf die Anwendung der ERC bei der DRF Luftrettung ist positiv:
viele Partner im Gesundheitswesen, etwa aus Krankenhäusern, haben bereits
Interesse an einem Austausch zur Nutzung der ERC bekundet.
Weitere Informationen zum Thema Patientensicherheit unter
http://www.drf-luftrettung.de/patientensicherheit .
Über den Deutschen Preis für Patientensicherheit
Der Deutsche Preis für Patientensicherheit fördert und würdigt jedes Jahr
Akteure im Gesundheitswesen, die sich mit besonderen Ideen und
Best-Practice-Projekten für die Verbesserung der Patientensicherheit einsetzen,
etwa durch zukunftsweisende Forschungsarbeiten. Ausgelobt wird der Preis vom
Aktionsbündnis Patientensicherheit, das dabei von verschiedenen
Kooperationspartnern unterstützt wird. Weitere Informationen unter http://www.ap
s-ev.de/aktivitaeten/awards/deutscher-preis-fuer-patientensicherheit .
Über die DRF Luftrettung
Die DRF Luftrettung mit Sitz in Filderstadt ist eine der größten
Luftrettungsorganisationen Europas. Von 32 Stationen an 30 Standorten in
Deutschland aus starten die Hubschrauber und Ambulanzflugzeuge der
gemeinnützigen Organisation zu ihren Einsätzen. Hierzu gehören Einsätze in der
Notfallrettung, Verlegungsflüge von kritisch kranken oder verletzten Personen
zwischen Kliniken und Rückholungen von Patientinnen und Patienten aus dem
Ausland. An 13 der Hubschrauberstationen sind die Crews rund um die Uhr
einsatzbereit, an zwei weiteren ist die Besatzung im Tagbetrieb mit erweiterten
Randzeiten einsatzbereit. An fünf Standorten kommen Hubschrauber mit
Rettungswinde zum Einsatz. Insgesamt leistete die DRF Luftrettung 35.850
Einsätze im Jahr 2024. Für den kontinuierlichen Ausbau ihrer lebensrettenden
Aufgabe ist die gemeinnützige Luftrettungsorganisation auf finanzielle
Unterstützung angewiesen. Rund 400.000 Fördermitglieder weiß der DRF e.V.
bereits an seiner Seite. Unterstützen Sie uns und werden auch Sie Mitglied.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.foerderverein-drf-luftrettung.de/ .
Pressekontakt:
DRF Luftrettung
Rita-Maiburg-Straße 2
D-70794 Filderstadt
mailto:presse@drf-luftrettung.de
Claudia Lenk
Tel. +49 711 70072205
mailto:presse@drf-luftrettung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/60539/6121192
OTS: DRF Luftrettung
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