Hamburg (ots) - Im Auftrag des Vorsitzenden des NDR Rundfunkrates, Dr. Nico
Fickinger, verbreitet der NDR nachfolgende Mitteilung.
Der Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hat sich in seiner heutigen
Sitzung mit einer Reihe von Programmbeschwerden, darunter auch zur ersten Folge
der Sendung "KLAR", befasst und dabei auch intensiv über die Kommunikation in
den vergangenen Tagen sowie die Ausrichtung des neuen Formats diskutiert, das
man auch künftig aufmerksam beobachten werde. Das Gremium sieht in
Programmautonomie und innerer Pressefreiheit hohe Güter, die einen besonders
verantwortungsvollen Umgang von allen Beteiligten erfordern. Der Rundfunkrat
verurteilte daher jegliche offene oder verdeckte Einflussnahme auf die Rundfunk-
und Pressefreiheit. "Weder dürfen Landesregierungen durch öffentliche Äußerungen
versuchen, Einfluss auf die Programmgestaltung zu nehmen, noch darf der Anschein
erweckt werden, dass Programm- oder Personalentscheidungen auf medialen oder
internen Druck zurückgenommen werden", betonte Dr. Nico Fickinger, Vorsitzender
des NDR-Rundfunkrates. "Nach dem NDR Staatsvertrag ist es allein Aufgabe des
Rundfunkrates, über die Frage zu entscheiden, ob eine Sendung oder Teile des
Programms des NDR den Anforderungen des Staatsvertrages, der
Qualitätsrichtlinien und den journalistischen Grundsätzen entsprechen."
Der Rundfunkrat erwarte von der Führung des NDR, "dass sie in Zukunft früher und
entschlossener auf interne Konflikte reagiert und taugliche Frühwarnsysteme
installiert, dass sie Gremien und Öffentlichkeit künftig schneller und
umfassender informiert, dass sie wirksame Maßnahmen ergreift, um innerhalb des
Senders eine andere Debatten- und Fehlerkultur zu installieren, und dass sie
geeignete Vorkehrungen trifft, um Meinungs- und Perspektivenvielfalt nachhaltig
sicherzustellen und auszubauen", fasst der Vorsitzende die Diskussion im Gremium
zusammen. Die vom Intendanten angekündigte Stärkung der Regionalität und das
Aufsetzen eines Strukturprozesses zur Förderung der Binnenpluralität und der
Debattenkultur sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, der möglichst
rasch Wirkung entfalten müsse. "Journalisten sind keiner inneren Haltung oder
Weltanschauung, sondern einzig und allein der unvoreingenommenen Suche nach der
Wahrheit verpflichtet und haben dabei das Ziel eines vielfältigen, bürgernahen
"Rundfunks für alle" im Blick zu behalten, wie es den im NDR Staatsvertrag
festgeschrieben Aufgaben entspricht und den die Beitragszahlenden zu Recht
erwarten und auch einfordern dürfen."
Die Auseinandersetzung über das journalistische Handwerk müsse zunächst im
geschützten Raum der Ausschüsse und auf dieser Basis dann offen im Rundfunkrat
geführt werden - kontrovers, aber sachlich und respektvoll. "Daher verurteilen
wir es, wenn Details interner Diskussionsprozesse nach außen getragen oder
einzelne Mitglieder des Rundfunkrats öffentlich diskreditiert werden. Der
Vorsitzende des Rundfunkrats forderte auch die Mitarbeitenden des NDR auf, ihre
Differenzen im internen Dialog miteinander zu lösen und sie nicht in das
Programm oder die Öffentlichkeit zu tragen.
Der Rundfunkrat setzte sich auch mit einer konkreten Programmbeschwerde gegen
die erste Folge der Sendung "KLAR - Migration: Was falsch läuft" auseinander,
die am 09.04.2025 im NDR-Fernsehen ausgestrahlt worden war. Der Rundfunkrat
folgte mehrheitlich dem Beschlussvorschlag des Programmausschusses und wies die
Beschwerde am Freitag zurück. Er bemängelte allerdings, dass der Versuch,
Perspektivenvielfalt im Programm durch ein neues Format zu erhöhen, das
relevante Streitthemen der Gesellschaft anhand der Lebenssituation Betroffener
in den Blick nimmt, in der ersten Folge der Pilotreihe nicht vollumfänglich den
Erwartungen an die Qualitätsanforderungen des NDR an ein Reportageformat
entsprochen habe. Dabei wurden insbesondere eine beschränkte
Perspektivenvielfalt innerhalb der Sendung und eine zu starke Emotionalisierung
kritisiert. Zudem wurde die Überfrachtung der Sendung mit Einzelthemen und eine
dadurch fehlende inhaltliche Vertiefung sowie Herstellung von Zusammenhängen
bemängelt. Der Rundfunkrat erkannte aber an, dass diese Hinweise auf Schwächen
des Beitrags wie auch kritische Anmerkungen der Zuschauerinnen und Zuschauer mit
dazu beigetragen hätten, Korrekturen am Sendekonzept vorzunehmen, die bereits in
den folgenden beiden Sendungen des Pilotprojektes ihren Niederschlag fanden. So
seien inhaltliche Gegenpositionen stärker herausgearbeitet und auf eine
zurückgenommenere Tonalität geachtet worden, stellte das Gremium fest.
Außerdem stimmte das Gremium der Verlängerung des Produktionsvertrags "Caren
Miosga" um 60 Folgen für die Jahre 2026 bis 2027 zu. Zudem nahm der Rundfunkrat
die Verlängerung des vom WDR federführend verantworteten Polit-Talks
"Maischberger" um 134 Folgen für die Jahre 2026 bis 2027 zur Kenntnis.
Schließlich stimmte der Rundfunkrat auch dem sogenannten Governance-Kodex der
ARD zu; der Verwaltungsrat hatte diese anstalts- und organübergreifende Ordnung
für Leitung und Aufsicht der ARD-Rundfunkanstalten bereits in seiner Sitzung am
19. September 2025 beschlossen.
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
gremienbuero@ndr.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/165131/6126345
OTS: NDR Rundfunkrat/NDR Verwaltungsrat
|