Berlin/München/Hamburg (ots) - Die open.med-Praxen und -Behandlungsbusse für
Menschen ohne Krankenversicherung von Ärzte der Welt in Berlin, Hamburg und
München hatten im ersten Halbjahr 2025 deutlich mehr Zulauf. Insgesamt 1.199
Patient*innen nahmen die Angebote wahr. Das sind 16,8 Prozent mehr als im
Vorjahr. In München war der Anstieg allein im Mai mit 215 Patient*innen sogar um
rund 33 Prozent höher als im Vorjahr.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Lage weiter zuspitzen wird," sagt die
Projektleiterin von open.med München Annemarie Weber. "Es kommen nicht nur mehr
Menschen, sondern denjenigen, die zu uns kommen, geht es auch oft sehr
schlecht."
Unter den aktuellen Patient*innen sei zum Beispiel ein 18-Jähriger aus der
Ukraine mit einer schweren Herzinsuffizienz. Eine fehlende medizinische
Behandlung kann für ihn lebensgefährlich sein. Wie viele aus der Ukraine
geflüchtete Patient*innen kann er sich die Krankenversicherung nicht aus eigenen
Mitteln leisten. Die Bewilligung des Bürgergeldes dauert jedoch häufig lange.
Ohne Angebote wie das von Ärzte der Welt würden auch schwer Kranke oft
monatelang keine ärztliche Betreuung und Medikamente bekommen. "Die wachsende
Patient*innenzahl ist eine große Belastung für unsere haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeitenden. Sie füllen politisch geschaffene Lücken", so Projektleiterin
Weber.
Aber nicht nur geflüchtete Ukrainer*innen, die laut einem Gesetzentwurf bald
ganz ohne Krankenversicherung dastehen könnten ( Kürzungen bei Geflüchteten aus
Ukraine (https://www.aerztederwelt.org/unsere-projekte/europa/deutschland/schlec
htere-versorgung-fuer-ukrainische-gefluechtete-stoppen) ), sind betroffen. Ärzte
der Welt beobachtet mit großer Sorge die immer weitere Aushöhlung sozialer
Leistungen, vor allem für Geflüchtete und Asylsuchende in Deutschland. Seit
April haben Asylsuchende in den ersten drei Jahren kein Anrecht auf Bürgergeld,
sondern auf die unter dem Existenzminimum liegenden Leistungen nach dem
Asylbewerberleistungsgesetz. Damit sind sie auch nicht krankenversichert. Zuvor
galten diese Einschränkungen nur eineinhalb Jahre.
Open.med Projektleiterin Weber berichtet, dass auch lebensrettende Leistungen
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oft nicht gewährleistet sind: "Unsere
Patient*innen berichten, dass ihnen selbst diese minimale gesundheitliche
Versorgung verweigert wird. Ein Patient mit Typ-1-Diabetes hat erst nach unserem
ärztlichen Attest und unseren Rückfragen bei der zuständigen Behörde als
Härtefall sein überlebensnotwendiges Insulin erhalten."
Ärzte der Welt ist nicht die einzige Organisation, die gestiegene
Patient*innenzahlen feststellt. Auch bei den Maltesern ( 25 Prozent mehr
deutsche Patienten in anonymer Sprechstunde (https://www.malteser.de/newsdetails
/news/25-prozent-mehr-deutsche-patienten-in-anonymer-sprechstunde.html) ) suchen
immer mehr Menschen ohne Krankenversicherung medizinische Hilfe. Beide
Organisationen behandeln und beraten auch viele deutsche Staatsbüger*innen.
Pressekontakt:
Stephanie Kirchner
Pressereferentin
Ärzte der Welt e.V.
m. +49 (0) 159 0406 2104
@ mailto:stephanie.kirchner@aerztederwelt.org
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/36565/6126927
OTS: Ärzte der Welt e.V.
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