Berlin (ots) - Moldau hat gewählt. So weit, so normal. Oder auch nicht, wenn man
den Worten Maia Sandus glauben darf. Mal sprach die Präsidentin von einer
"richtungsweisenden", mal von der "wichtigsten Wahl der Geschichte". Das
allerdings gelte für jede Wahl, winken die Menschen in Moldau ab.
So unspektakulär die Parlamentswahl war, an hochtrabenden Zuschreibungen hat es
ihr nicht gefehlt. Es gehe um eine Zukunft in Europa oder Russland, wurde Sandu
nicht müde zu betonen. Die jeweiligen Adjektive ziehen sich wie ein roter Faden
durch den Wahlkampf und dürfen in den Schlagzeilen am Montag nicht fehlen.
Niemand hat es in den vergangenen Wochen so sehr verstanden, das kleine Moldau
in den Kampfplatz zwischen Ost und West, zwischen Gut und Böse zu verwandeln,
wie Maia Sandu. Und niemandem hat das so sehr in die Hände gespielt. Wer Sandu
nicht gefiel, wurde als russlandfreundlich diffamiert, selbst wenn das nicht
stimmte. Gleichzeitig stilisierte sich die Präsidentin zur Galionsfigur der
goldenen Zukunft.
Dieses Schwarz-Weiß-Denken, das im Westen nur allzu gerne übernommen oder gar
vorangetrieben wird, muss ein Ende haben. Denn es trübt den Blick auf das
wirkliche Geschehen. Sandu hat mit schmutzigen Tricks hantiert, wie man sie
eigentlich aus Russland kennt. Dafür gibt es viele Probleme, wie hohe Preise und
eine schwache Wirtschaft, die den Menschen das Leben schwer machen und die Sandu
nicht in den Griff bekommt.
Am meisten überdeckt die Kampfkategorisierung aber einen Fakt: Auch wenn
Russland Nachbar bleibt, ist Moldau schon längst auf dem Weg Richtung "Europa".
Und das schon seit der Unabhängigkeit. Auch ohne Sandu und ihre Polemisierung.
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