Berlin (ots) - Der Report der Transferstelle Cybersicherheit im Mittelstand
wirft einen Blick auf die aktuelle Bedrohungslage für kleine und mittlere
Unternehmen
Passend zum Start des Cybersicherheitsmonats 2025 veröffentlicht die
Transferstelle Cybersicherheit im Mittelstand, ein gefördertes Projekt des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das CYBERsicher Lagebild. Neben
einer Auswertung von Angriffen auf Unternehmen wirft der Report auch einen
detaillierten Blick auf die Entwicklungen im Bereich Ransomware- und
Phishing-Attacken. Zusätzlich wird aufgezeigt, welche Schutzmaßnahmen von
Unternehmer:innen bereits konsequent umgesetzt werden und in welchen Bereichen
nachgebessert werden muss.
Deutsche Unternehmen im Visier der Cyberkriminellen
Die Bedrohungslage für Unternehmen in Europa und in Deutschland spitzt sich zu.
Die Anzahl an Angriffen durch Hacker steigt kontinuierlich. Besonders
besorgniserregend: Hackerattacken auf deutsche Unternehmen, die auf Leakseiten
veröffentlicht wurden, haben sich Schätzungen zufolge zwischen den Jahren 2021
bis 2024 mehr als vervierfacht. Damit ist Deutschland trauriger Spitzenreiter,
gefolgt von Italien, Frankreich und Spanien.
Auch Zahlen des BKA belegen diese Entwicklung. Laut der polizeilichen
Kriminalstatistik 2024 richten sich 80 Prozent der 950 ausgewerteten
Ransomware-Angriffe gegen kleine und mittlere Unternehmen. In 251 Fällen konnte
zusätzlich über eine Auswertung der Plattform ransomware.live ein Datenabfluss
nachgewiesen werden.
"Spätestens jetzt sollten mittelständische Unternehmen die Lage ernst nehmen und
entsprechende Maßnahmen zur Absicherung ihrer Betriebe konsequent umsetzen",
ordnet Dirk Achenbach, Projektleiter der Transferstelle Cybersicherheit im
Mittelstand , die Erkenntnisse ein. Bei einem Blick auf die Angriffsverteilung
auf kleine und mittlere Unternehmen je Bundesland zeigt sich, dass die
Unternehmen in Berlin und Bremen überdurchschnittlich oft von Cyberangriffen
betroffen sind. Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und im Saarland
stehen bei Cyberkriminellen weniger im Fokus.
Eine Cybergefahr mit vielen Gesichtern
Mit Daten aus dem Selbstcheck der CYBERsicher Notfallhilfe[1] wird aufgezeigt,
von welchen Angriffsformen kleine und mittlere Unternehmen besonders betroffen
sind und welche Bereiche besonders fokussiert werden sollten. Die Ergebnisse der
Auswertung zeigen, dass sich die meisten Nutzer:innen aufgrund von verdächtigen
E-Mails an die Plattform wenden. Auch menschliches Fehlverhalten und
verdächtiges Systemverhalten führen dazu, dass Nutzer:innen einen IT-Notfall
befürchten. Fast jede zehnte Person (9 Prozent) gab im Selbstcheck an, Opfer von
Erpressung geworden zu sein.
Der Faktor Mensch in der Cybersicherheit
Neben technischen Schwachstellen sind die Mitarbeitenden von kleinen und
mittleren Unternehmen ein beliebtes Angriffsziel. Vor allem mit
Phishing-Angriffen sind Cyberkriminelle sehr erfolgreich und fokussieren häufig
Personen in Führungspositionen. Das Lagebild zeigt, dass Geschäftsführende
durchschnittlich 57 gezielte Phishing-Angriffe pro Jahr abwehren müssen. Bei
IT-Verantwortlichen sind es immerhin noch 40 gezielte Phishing-Attacken. Auch
der Blick auf die Bundesbürger:innen ist alarmierend. Jede:r sechste
Bundesbürger:in hat einen Phishing-Angriff nicht als solchen erkannt. Mehr als
jede:r zehnte Betroffene (13 Prozent) hat anschließend nicht die Zugangsdaten
geändert.
Das Phänomen Ransomware
Nach dem initialen Zugang zu den Unternehmensdaten, in den meisten Fällen durch
Phishing-Attacken, folgen in vielen Fällen Ransomware-Angriffe. Die
Verschlüsselungstrojaner machen wichtige Daten unlesbar und die Cyberkriminellen
fordern ein Lösegeld, um die Daten wieder zu entschlüsseln. Das Lagebild zeigt,
dass von fast allen Akteuren Phishing verwendet wird und aktuell in den meisten
Fällen mit Double Extortion gerechnet werden muss. Dabei handelt es sich um eine
doppelte Erpressung in Bezug auf zunächst die Verschlüsselung und dann die
Veröffentlichung der gestohlenen Daten.
So schützt sich der Mittelstand vor Cyberangriffen
Anhand der Auswertung der Daten des CYBERsicher Checks, bei dem Nutzer:innen den
Stand ihrer IT-Sicherheit anhand des Schulnotensystems bewerten, lässt sich
ablesen, welche Sicherheitsmaßnahmen kleine und mittlere Unternehmen in ihren
Betrieben umsetzen. Das Lagebild zeigt, dass die meisten Unternehmen ein gutes
Konzept für Sicherheitskopien zu besitzen scheinen. Bei Schulungen gibt es ein
gemischtes Bild. Unliebsam hingegen scheinen Schutzbedarfsanalysen zu sein.
KI und Deepfakes: So verändert sich die Cyberlandschaft
KI-generierte Phishing-Mails sind mittlerweile hochprofessionell, sodass mehr
als die Hälfte der Empfänger:innen (60 Prozent) diese nicht als Phishing
erkennen. Auch Deepfake-Angriffe, bei denen gefälschte Medieninhalte zum Einsatz
kommen, wachsen stark. Allein in Deutschland haben sich im ersten Quartal 2025
Deepfake-Angriffe im Vergleich zum Vorjahr um ganze 1100 Prozent erhöht.
"Der Einsatz von KI wird nicht nur die Anzahl von Cyberangriffen weiter erhöhen,
sondern die Attacken auch professionalisieren. Für Betroffene wird es umso
schwieriger, betrügerische Nachrichten als Phishing zu erkennen und entsprechend
zu reagieren. Umso wichtiger ist es, Mitarbeitende kontinuierlich über neue
Betrugsmaschen zu informieren und dadurch zu sensibilisieren", sagt Marc Dönges,
Projektleiter der Transferstelle Cybersicherheit im Mittelstand.
Schnelle Unterstützung im Ernstfall
Die CYBERsicher Notfallhilfe unterstützt Nutzer:innen im Ernstfall schnell und
unkompliziert. Innerhalb weniger Minuten erhalten sie konkrete Rückmeldungen aus
einem großen Netzwerk von Dienstleistern - anonym, unverbindlich und mit einer
transparenten Übersicht zu Leistungen, Aufwand und Kosten. Die Auswertung der
Plattformdaten zeigt, dass das Ausfüllen des Onlineformulars zur
Dienstleistersuche im IT-Notfall nur 11 Minuten im Durchschnitt dauert. Zwischen
einer Anfrage des Betroffenen und der ersten Rückmeldung durch einen
Dienstleister vergehen im Durchschnitt sogar nur acht Minuten. Und die
Dienstleister können in der Regel in unter fünf Stunden nach erfolgter Anfrage
mit ihrer Unterstützung beginnen.
Der europäische Monat der Cybersicherheit
Das CYBERsicher Lagebild wird im Rahmen des europäischen Monats der
Cybersicherheit veröffentlicht. Die Transferstelle Cybersicherheit im
Mittelstand rückt die digitale Sicherheit von kleinen und mittleren Unternehmen
in den Fokus. Unter dem Motto "Vier Wochen - vier Trendthemen" erhalten Betriebe
im Oktober praxisnahe Impulse, wie sie sich wirksam vor Cyberangriffen schützen
können - kostenfrei, anbieterneutral und passgenau auf die Realität des
Mittelstands zugeschnitten.
Zur Webseite der Transferstelle Cybersicherheit:
https://transferstelle-cybersicherheit.de/
Zum CYBERsicher Lagebild:
https://transferstelle-cybersicherheit.de/material/das-cybersicher-lagebild/
Zum Cybersicherheitsmonat:
https://transferstelle-cybersicherheit.de/cybersicherheitsmonat-2025/
Über die Transferstelle Cybersicherheit im Mittelstand
Ziel des Förderprojektes ist es, das Cybersicherheitsniveau von kleinen und
mittleren Unternehmen, Handwerksbetrieben und Start-ups für eine sichere
digitale Transformation durch Prävention, Detektion und Reaktion zu erhöhen.
Über Informations- und Qualifikationsformate, zahlreiche Veranstaltungen
bundesweit, eine Detektions- und Reaktionsplattform für Cyberangriffe und ein
breites Netzwerk an Partnern wollen wir das Cybersicherheitsniveau im
Mittelstand zu erhöhen und Unternehmen resilienter machen. Das Projekt wird von
Der Mittelstand, BVMW e.V., dem FZI Forschungszentrum Informatik, der Leibniz
Universität Hannover - Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung und
dem tti Technologietransfer und Innovationsförderung Magdeburg GmbH
durchgeführt.
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren und
der Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft umfassende Unterstützung bei der
Digitalisierung mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Kleine und mittlere
Unternehmen profitieren von konkreten Praxisbeispielen und passgenauen,
anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kostenfreie Nutzung.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.mittelstand-digital.de .
Für weiterführende Informationen kontaktieren Sie bitte:
Johanna Baldus
Projektmanagerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: mailto:info@transferstelle-cybersicherheit.de
Der Mittelstand, BVMW e.V.
Bundeszentrale
Potsdamer Straße 7 | Potsdamer Platz
10785 Berlin
Über den Verband
Der Mittelstand. BVMW e.V. ist die größte, politisch unabhängige und
branchenübergreifende Interessenvereinigung des deutschen Mittelstands.
Weitere Informationen unter: http://www.bvmw.de
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