Berlin (ots) - Was wäre, wenn die Deutsche Bahn an der Börse wäre? Der
Online-Broker XTB entwirft ein Szenario für die neue Bahnchefin - ob sich der
breite Unmut über die Bahn auch an am Aktienmarkt widerspiegeln würde.
Ein Marktkommentar von Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB
Die Deutsche Bahn (DB) ist auf der Suche nach einem neuen CEO fündig geworden,
es wird Evelyn Palla . Sie hat vor allem der allgemeinen Missstimmung gegen die
Bahn entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund haben wir bei XTB uns als Broker
gefragt: Was wäre, wenn die Deutsche Bahn an der Börse wäre? Wie hoch wäre die
Deutsche Bahn dort warum bewertet? Welchen Kursverlauf dürfte die Aktie
ausgehend von den Hiobsbotschaften der vergangenen 5 Jahre genommen haben? Und
wie könnte eine Strategie von Evelyn Palla aussehen, die Investoren bzw.
Aktionäre bei der Stange hielte und die Investoren bei der Aktie zugreifen
ließe? Und würde sich die Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber der Bahn auch
am Aktienmarkt widerspiegeln?
Hypothetische Börsennotierung der Deutschen Bahn: Bewertung, Kursverlauf und
Strategie
Zuerst zur Personalie: Evelyn Palla wurde am 23. September 2025 vom Aufsichtsrat
der DB mit 12 zu 8 Stimmen zur neuen Konzernchefin gewählt und tritt ihr Amt ab
dem 1. Oktober 2025 an. Als erste Frau in dieser Position bringt sie Erfahrung
aus dem DB-Regio-Bereich (seit 2022) sowie einen Hintergrund bei Infineon und
sogar eine Maschinistenlizenz mit - eine Südtirolerin mit internationalem Flair,
die sich mit der kriselnden Bahn nun Herausforderungen wie Pünktlichkeitsmängeln
und hohen Schulden stellen muss. Ihre Ernennung wird neutral bis hoffnungsvoll
diskutiert, mit Fokus auf ihre Herkunft und die enormen Aufgaben.
Wie gesagt, die DB ist derzeit nicht börsennotiert ist - und als staatliches
Unternehmen ist ein Börsengang auch nicht geplant. Es ist trotzdem interessant,
eine hypothetische Börsennotierung zu bewerten. Um zu einer solchen Bewertung zu
gelangen, wollen wir auf die aktuellen Finanzkennzahlen der DB und vergleichbare
börsennotierte Eisenbahnunternehmen (z. B. aus den USA wie Union Pacific oder
Kanadas CN Rail) blicken. Was zudem maßgeblich die Bewertung beeinflussen
dürfte, ist, dass die DB hoch verschuldet und operativ belastet ist, was eine
Beurteilung erschwert. Börsianer würden bei solch einem Unternehmen von einer
sogenannten "Value Trap" mit hohem Risiko sprechen.
Hypothetische Bewertung: Wie teuer wäre die DB an der Börse?
Eine Börsenbewertung der DB würde primär auf "Multiples-Methoden" beruhen, die
gängig für kapitalintensive Branchen wie den Schienenverkehr sind. Die
Kernkennzahlen wären:
· Umsatz 2024 : 26,2 Mrd. EUR (leichter Anstieg um 0,4 % ggü. 2023).
· EBITDA bereinigt 2024 : 2,9 Mrd. EUR (Ziel für 2025: 6,5 Mrd. EUR, aber
aktuell weit entfernt).
· EBIT bereinigt 2024 : -333 Mio. EUR (operativer Verlust).
· Nettoverlust 2024 : Ca. 1,4 Mrd. EUR.
· Netto-Finanzschulden : 32,6 Mrd. EUR (Multiplikator Netto-Schulden/EBITDA:
12,5x - extrem hoch, im Vergleich zu Peers bei 2-4x).
· Bilanzsumme : 83,9 Mrd. EUR (hohe Immaterielle Güter durch Infrastruktur).
Quelle: Deutsche Bahn
Das wäre die Bewertungsmethode: eine EV/EBITDA-Multiple (Definition: Enterprise
Value, also Unternehmenswert zu EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen) - ein Standard für Infrastrukturunternehmen, da er Schulden
berücksichtigt).
Hilfreich ist ein Blick auf vergleichbare Unternehmen:
Börsennotierte Eisenbahnen handeln bei einem EV/EBITDA von 8-15x (z. B.
US-Railroads ca. 10,5x nach NYU Stern-Daten; Logistik-Deals bis 18x).
Für die DB passen wir das auf etwas konservativere 7-9x an, da die DB hohe
Schulden hat, von Streiks geplagt ist und unter einer "Pünktlichkeitskrise"
leidet (Quote 2024: 62,5 %, Ziel bis 2029: 70 %).
Das ist die Berechnung:
Enterprise Value (EV) = EBITDA × Multiple.
Daraus ergibt sich der Börsenwert, die sogenannte Marktkapitalisierung (Market
Cap):
Market Cap = EV - Netto-Schulden (vereinfacht, unter Annahme neutraler
Cash-Position).
· Bei 7x : EV = 2,9 Mrd. EUR × 7 = 20,3 Mrd. EUR
à Market Cap ca. 20,3 - 32,6 = -12,3 Mrd. EUR ( negativ = Insolvenzrisiko, Aktie
nahe Null ).
· Bei 9x : EV = 26,1 Mrd. EUR
à Market Cap ca. 26,1 - 32,6 = **-6,5 Mrd. EUR ** ( negativ = Insolvenzrisiko,
Aktie nahe Null ).
Das ist wenig überraschend, aber realistisch: Die DB ist staatsgarantiert
(Rating AA+ von S&P/Fitch), was ein P/E-Multiple (Preis/Gewinn) illusorisch
macht (negativer Gewinn).
Eine alternative Bewertung erhielte man über ein P/S-Multiple (Preis/Umsatz, für
wachstumsstarke Firmen):
Peers bei 1-2x -> Market Cap 26-52 Mrd. EUR.
Eine ausgewogene Schätzung: 15-25 Mrd. EUR Market Cap (ca. 3-5 EUR pro "Aktie",
bei hypothetischer Streuung auf 5 Mrd. Aktien).
Warum so niedrig? Hohe Schuldenlast (über 100 % der Bilanzsumme) und operative
Verluste machen sie schlichtweg unattraktiv - Investoren würden auf eine
umfangreiche Sanierung warten.
Ausgehend von dieser hypothetischen Bewertung der DB lässt sich bereits erahnen,
wie die Aktie über die vergangenen fünf Jahre performt haben dürfte:
Angenommen, die DB wäre 2020 (post-Corona-Boom im Fernverkehr) notiert worden
(Startkurs: 100 EUR, optimistisch aufgrund Subventionen und
Digitalisierungspläne). Der Verlauf wäre ein ausgehend hiervon stetiger
Abwärtstrend gewesen - getrieben von "Hiobsbotschaften" wie
Infrastruktur-Pannen, Streiks und Verlusten. Die Pünktlichkeitsquote sank von
~75 % (2020) auf 62 % (2024), Streiks (GDL/EVG) kosteten Milliarden, Baustellen
und Personalmangel verschärften das Chaos. 2020 hätten wir vielleicht dank
Corona-Förderung ein Kursplus von 10% zu sehen bekommen, zudem einen
"Homeoffice-Effekt" auf den Regionalverkehr, Kurs eventuell 110 Euro.
Und ab dort wäre es abwärts gegangen: 2021 hätte die Aktie -15% verkraften
müssen durch anziehende Inflation und Streiks, zum Jahresende hätte sie bei 93
Euro gelegen, weitere -20% hätte es 2022 geheißen durch die einsetzende
Energiekrise durch den Ukraine-Krieg, der Jahresschlusskurs hätte um 74 Euro
gelegen. 2023 wäre es um weitere 25% abwärts gegangen durch XXL-Streiks im März
und November, die Pünktlichkeitskrise und einen zu verbuchenden Verlust in Höhe
von 2,5 Mrd. EUR, Jahresschlusskurs von 56 Euro. 2024 hätten dann Rekordverluste
von 1,4 Mrd. EUR angestanden, ein Baustellen-Chaos, die GDL-Streik-Eskalation
und letztendlich ein weiteres Minus im Aktienkurs von 30%, ein Jahresschlusskurs
von 39 Euro. Das Kursminus im Jahr 2025, das ja noch läuft, würde sich durch
einen Verlust in der ersten Hälfte des Jahres auch bereits wieder auf 760
Millionen Euro anhäufen, angesichts der anhaltenden Pannen dürfte die Aktie
aktuell um 35 Euro notieren - ein sattes Minus seit 2020 von 65%!
Tja, und wie könnte eine Strategie ausschauen , um den Niedergang zu stoppen?
Was könnte Frau Palla tun?
Eine Strategie für die Ausrichtung der Bahn
Nun, eine Strategie könnte sein, Evelyn Palla als "Insiderin mit frischem Wind"
zu positionieren: Ihre langjährige DB-Erfahrung (Finanzen, Regionalverkehr) plus
internationale Wurzeln (Südtirol) und praktisches Know-how (Maschinist) könnten
sie zur Symbolfigur für "pragmatische Sanierung" machen.
Aber mich würde das als Investor zunächst nur bedingt überzeugen - eine
wirkliche Strategie müsste transparent, messbar und auf Turnaround fokussiert
sein, müsste mich mindestens bei der Stange halten und zudem Neuinvestoren, z.
B. Value-Fonds anziehen.
Hier ein Vorschlag in Phasen von XTB für die Deutsche Bahn:
Kurzfristig (2025-2026): Stabilisierung und Vertrauensaufbau
· Evelyn Palla könnte auf Roadshow gehen und sich vorstellen, mit einem Fokus
auf dem Slogan: "Von der Schiene zur Spitze", wo ihre Erfolge bei DB Regio
(Pünktlichkeitssteigerung um 5 % in ihrem Bereich) hervorgehoben werden könnte.
· Sie sollte sofort den Rotstift ansetzen, Kosten um 1 Mrd. reduzieren (z. B. 10
% Verwaltungspersonal abbauen, ohne Streiks zu provozieren). KPIs:
Pünktlichkeitsquote auf 65 % heben durch Priorisierung kritischer Strecken.
· Sie sollte zudem die Dividende aussetzen, aber "Schuldenreduktionsfonds"
einrichten (Ziel: Multiplikator auf 8x senken). Erste Guidance: EBITDA-Wachstum
+20 % in 2026.
Mittelfristig (2027-2029): Wachstum und Wettbewerb
· Die Kernstrategie könnte mittelfristig "Schiene 2.0"lauten - Digitalisierung
(KI für Wartung, reduziert Pannen um 30 %), Partnerschaften mit Privatanbietern
(z. B. FlixBus-Integration für Feeder-Linien) und grüne Investitionen
(Wasserstoffzüge, subventioniert durch EU-Green-Deal).
· Zudem sollte die Aktionärsbindung gestärkt werden, etwa durch jährliche
"Bahn-Updates" mit Live-Demos (z. B. VR-Tour durch Sanierungsprojekte) und ein
Aktienrückkaufprogramm unter 40 Euro, um eine "Kursuntergrenze" zu setzen.
· Auch sollten Aktionäre motiviert werden, mit dem Ziel einer
Marktkapitalisierung von 40 Mrd. Euro, zu erreichen durch ein EBITDA von 5 Mrd.
EUR (bei 8x Multiple). Zielrendite: 15 % p.a. für Early-Buyer, mit ESG-Bonus (DB
als "grüner Infrastruktur-Champ").
· Was wären Risiken & Erfolgskriterien? Da gab es seitens der Gewerkschaften
Widerstand, der EVG etwa votierte gegen Palla. Dies ließe sich durch einen
Sozialplan managen. Erfolg würde zudem gemessen durch eine Steigerung des ROCE
(Return on Capital Employed) von -0,6 % auf +5 %. Insgesamt: Eine solche
Strategie könnte den Kurs auf 60 EUR pushen - vorausgesetzt, der Staat gibt
Freiraum für Wettbewerb.
Kurzum: Es ist nur eine theoretische Analyse einer hypothetischen
Deutsche-Bahn-Aktie - wie gesagt steht ein Börsengang des staatlichen
Unternehmens aktuell nicht zur Debatte. Dennoch zeigt die Analyse, dass noch
einige große Hürden auf dem Weg der neuen Bahn-Chefin zu finden sind - und dass
begeisterte Aktionäre vor dem Hintergrund der Entwicklung des Unternehmens nicht
leicht zu finden sein dürften.
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