Osnabrück (ots) - Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow hat zum Tag der Einheit
seinen Vorschlag erneuert, über das Grundgesetz und die nationalen Symbole
Deutschlands abzustimmen. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte der
Linken-Politiker: "Ich werbe weiter für meinen Vorschlag: Ich rate dringend
dazu, dass wir über unsere Verfassung abstimmen, so wie es im Grundgesetz im
Artikel 146 vorgesehen ist. Und ich würde anregen, dass wir über die Fahne,
unsere Nationalflagge, über die Nationalhymne und über den 3. Oktober abstimmen.
Das sind die Dinge, die für uns prägend sind, und sie sollten durch eine
Volksabstimmung bestätigt werden."
Er erlebe "jeden Tag in Ostdeutschland, wie das alles entwertet wird, wie der 3.
Oktober lächerlich gemacht wird, wie die deutsche Fahne verkehrt herum
aufgehängt wird, wie auf AfD-Veranstaltungen die erste Strophe des
Deutschlandlieds gesungen wird". Ramelow sagte in dem Interview: "Unsere
nationalen Symbole werden jeden Tag mit Füßen getreten. Wenn wir dieses Volk
zusammengehörig entwickeln wollen, dann braucht es eine gemeinsame Grundlage,
auf die wir uns neu verständigen sollten."
Der psychologische Zustand der deutschen Einheit sei "verheerend in den
Vorurteilen, die Osten und Westen übereinander pflegen". "Die einen reden von
den anderen, dort sei alles blau, und die anderen antworten dann darauf und
sagen, wir lassen uns gar nichts mehr sagen."
35 Jahre nach der Wiedervereinigung zieht der Linkenpolitiker eine kritische
Bilanz. "Die deutsche Einheit war wohl auch ein starker Traum vom Golf GTI oder
auch dem Flug nach Mallorca. Das Versprechen der blühenden Landschaften war
vielleicht unbewusst, aber eben leider doch auch ein Anknüpfen an das alte
Politikmodell der SED - das war nämlich auch ein Heilsversprechen von oben
herab", meint Ramelow, der zehn Jahre Ministerpräsident in Thüringen war. "Für
viele Menschen, die während der friedlichen Revolution hinter der Gardine
abwarteten, was passieren würde, gab es nie die Erfahrung der Selbstermächtigung
und der daraus entstehenden Eigenverantwortung", so Ramelow weiter. "Diejengen,
die Angst überwunden und den Leipziger Ring gefüllt haben, wollten raus aus der
Erstarrung. Mit dem Versprechen auf blühende Landschaften konnten die aus den
Friedensgebeten Kommenden wenig anfangen - bis heute nicht", meint er.
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