Berlin (ots) - Monatelang schien die italienische Gesellschaft in einen dumpfen
Schlaf versunken, während andernorts in Europa für Frieden demonstriert wurde.
Man kümmerte sich nur um die eigenen Angelegenheiten, murrte hinter
verschlossenen Türen, und was die Regierung so tat, fand man nicht unbedingt gut
- aber das war auch schon alles. Und dann passierte es ganz plötzlich: Die
Tragödie, die sich in Gaza abspielt, rüttelt die ItalienerInnen (zumindest
gerade) wach.
Plötzlich erinnerten sich Italiens Arbeiter an ihre lange internationalistische
Tradition und legten die Arbeit nieder. Und ebenso plötzlich war es auch
möglich, dass die sonst so zerstrittene größte italienische Gewerkschaft CGIL,
die der sozialdemokratischen Demokratischen Partei nahesteht, mit vielen
Basisgewerkschaften einen gemeinsamen Streik ausrief. Die Schüler*innen und
Student*innen besannen sich auf das, was ihre Mütter und Väter in den 60er und
70er Jahren schon wussten und vorgelebt hatten. Sie gingen auf die Straße. Und
zwar nicht nur einige "Aktivisten", sondern auch viele, die zuvor noch nie auf
einer großen Demo gewesen waren. Sie demonstrierten zum Beispiel mitten in der
Nacht, als bekannt geworden war, dass die israelische Armee die "Flotilla"
angegriffen hatte, die Einwohnern von Gaza Hilfsgüter bringen wollte.
Auch die rechtsradikale Regierung von Giorgia Meloni scheint von dieser
plötzlichen Mobilisierung überrascht und reagiert äußerst "ungehalten" mit
Drohungen und Beleidigungen. Für sie sind all diese Frauen und Männer, die jetzt
protestieren, Terroristen und Anhänger der Hamas. Ihre Minister versuchten
sogar, den Streik zu verbieten, da er nicht "fristgerecht" angekündigt worden
sei.
Irgendwann werden uns kluge Menschen erklären, was die Italiener*innen so
plötzlich aufgerüttelt hat. Inzwischen reiben sich alle die Augen und fragen
sich, wie lange dieses plötzliche Aufbegehren wohl anhalten wird.
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