Köln (ots) - Noch hat die islamistische Terrororganisation Hamas keine einzige
der verbliebenen israelischen Geiseln freigelassen. Noch beschränkt sich die
vermeintliche Zusage der Geiselgangster auf die Bereitschaft, unter bestimmten
Bedingungen darüber reden zu wollen. Aber immerhin: Sollte es US-Donald Trump
gelingen, mit seiner Gaza-Initiative die wohl 20 noch lebenden Geiseln
freizubekommen, dann hätte er mehr erreicht, als man bei der Vorstellung seines
Plans hoffen durfte.
Der Preis dafür wäre aber, dass der Rest von Trumps Plan Makulatur würde:
Zustimmung zu allen 20 Punkten bis Sonntagabend, sonst bricht die Hölle aus? Von
wegen. Schon die magere Hamas-Mitteilung in der Nacht zum Samstag genügte für
Trump, Israel zur Einstellung seiner Angriffe und zum Teil-Rückzug aufzufordern.
Danach verlangte er wieder Tempo, während die Islamisten eine Forderung nach der
anderen stellen.
Dieses Hin und Her tut der Glaubwürdigkeit des gefühlten Höllenbändigers Trump
nicht gut, zumal Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der
Rückzugsforderung offen widerspricht. Wenn er sie doch befolgen würde, dann käme
ein politisches Axiom zum Tragen: Es gibt kein dauerhaftes Machtvakuum. Die
Hamas würde den Raum füllen, der nach dem Abzug der Israelis bliebe. Mit
öffentlichen Hinrichtungen am Shifa-Krankenhaus hat sie kürzlich gezeigt, wer
dort, im Zentrum von Gaza, nach wie vor das Sagen hat. Nun könnte sie ihr Regime
wieder ausweiten. Im Süden mag der proisraelisch auftretende Warlord Yasser Abu
Shahad seine konkurrierenden Ansprüche anmelden - auch kein gutes Szenario. Aber
was ist im Gazastreifen schon gut?
Netanjahu hat in einer TV-Ansprache große Erwartungen in der Geiselfrage geweckt
und sich damit selbst vor den indirekten Verhandlungen in Kairo unter hohen
Druck gesetzt. Er hält zwar an der Entwaffnung der Terroristen fest, aber es ist
längst klar, dass Israel sich mit der angestrebten Besetzung des ganzen
Gazastreifens überfordert. Erst recht fehlt Trumps großem Plan die Substanz, wie
sein Einknicken zeigt. Damit ist zu fürchten, dass die Hamas auch nach einem
Kriegsende die Gaza-Verwaltung dominiert. Dass sie Ressourcen von Geld über
Baumaterial bis zu Jobs im öffentlichen Dienst zuteilt und die Bevölkerung
abhängig hält. Israel bliebe bedroht, auch die Gaza-Grenze zu Ägypten wäre wegen
der von der Hamas ausgehenden Risiken weiter abgeriegelt. Ein nachhaltiger
Wiederaufbau wäre in diesem Szenario chancenlos. Ein Palästinenserstaat bliebe
eine Schimäre.
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