Berlin (ots) - Impfprogramme haben es schwer in Zeiten der Desinformation. Die
gibt es zwar schon, seit Vakzine entwickelt werden, aber Social Media und der
Aufschwung ultrarechter Kräfte geben ihr einen lautstarken Klangkörper. Zumal
nicht nur dreiste Lügen über angebliche Gefahren oder Nutzlosigkeit von Vakzinen
kursieren, sondern es auch ein nachvollziehbares Unbehagen gibt. In der Pandemie
wurde zu großer Schaden angerichtet: durch die fachlich unsinnige Debatte über
Impfpflicht und fragwürdigen Umgang mit Risiken oder Impfempfehlungen. Und dass
die Pharmaindustrie auf obszön hohe Gewinne setzte und arme Länder umging,
sorgt erst recht nicht für Vertrauen in Vakzine.
Politisierung und Kommerzialisierung haben beim öffentlichen Gut Gesundheit
nichts zu suchen. Daher ist es zwar okay, wenn jetzt zum Start der Impfsaison
Politiker und Interessengruppen von Pharmaindustrie, Apotheken und Ärzten zum
Impfen aufrufen. Kampagnen von oben herab erreichen aber nicht Leute, denen es
an Information und Zugang fehlt. Dafür braucht es auf Zielgruppen
ausgerichtete, partizipative Strategien mit niederschwelligen Angeboten in den
Communitys und Vierteln.
Es ist ein Knäuel aus aggressiver Impfgegnerschaft, Impfskepsis, -müdigkeit und
fehlendem Wissen, das die Impfbereitschaft schwächt. Gleichwohl darf man das
Problem nicht schon wieder überdramatisieren. Trotz einzelner Fälle von Masern
und Diphtherie oder Warnungen vor in ferner Zukunft drohenden Tropenkrankheiten:
Die Impfquoten im reichen Deutschland sind gut. Und die Versorgung mit Vakzinen
ist eine Selbstverständlichkeit - anders als in vielen Ländern des Globalen
Südens mit weit extremeren Gesundheitsproblemen. Klagen sind berechtigt, aber:
Sie bewegen sich auf hohem Niveau.
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