Itzehoe (ots) - Die USA. China. Und dazwischen Europa. Martin Paulsen spricht
von "herausfordernden Zeiten". Wie Anleger mit den geopolitischen Verwerfungen
umgehen sollten, erläutert der Fondsmanager vom Itzehoer Aktien Club im
aktuellen Börsenseminar. Das Ziel: richtig investieren, ertragreich, aber dem
Risiko angemessen.
Herr Paulsen, sind Sie und ihre Kollegen im Moment mehr Anlageberater oder
Anlegerberuhiger?
In unseren 30 Jahren sind wir schon sehr oft Anlegerberuhiger gewesen. In der
jetzigen Phase, wo die Börsen noch relativ gut laufen, ist es aber nicht so,
dass wir vielen irgendwelche Last von den Schultern nehmen müssen. Da hatten wir
schon schwerere Zeiten: Griechenland-Pleite, Euro-Krise oder auch Corona. Doch
unsere Welt wird zunehmend komplexer. Es sind aktuell nicht unbedingt die Nöte
da, zumindest auf finanzieller Seite, aber viele fragen sich schon, wie sie ihr
Geld richtig anlegen sollen.
Das Börsenseminar mit Trump, Merz und Xi im Titel hat ein sehr politisch
anmutendes Thema. Woher kommt dieser Ansatz?
Das Thema ist natürlich schon mutig gewählt. Man sollte normalerweise keinen
Grillabend oder keine Skatrunde mit politischen oder Fußballthemen begleiten, da
kann man nur Schiffbruch erleiden. Wir wagen uns aber bewusst aufs Glatteis,
weil die Herausforderungen groß sind. Das Scholz'sche Wort von der Zeitenwende
ist sehr strapaziert, aber es trifft zu, weil jetzt die Weichen für die Zukunft
gestellt werden, gesellschaftlich, politisch und damit letztendlich auch für die
Kapitalanlage.
Was heißt das inhaltlich für das Börsenseminar?
Auch wenn in Zeiten von Herrn Trump nicht alles voraussehbar ist, versuchen wir
einige Entwicklungen schon zu antizipieren. Man erkennt eine klare Struktur,
dass Amerika aus seiner jahrzehntelangen Vormachtstellung in die Enge gedrängt
wird von aufstrebenden Nationen, allen voran von China, die sich mehr und mehr
mit dem globalen Süden verbinden. Diese Staaten verbindet zwar keine Liebesehe,
aber sie wollen die Dominanz der westlichen Welt nicht mehr hinnehmen und
fordern ein Mitspracherecht - schließlich macht der globale Süden mittlerweile
rund 80 Prozent der Weltbevölkerung sowie fast 50 Prozent des weltweiten
Bruttoinlandsprodukts aus. Wir als Europa sitzen ein wenig in der
Sandwich-Position: Einerseits abhängig von Amerika, andererseits wollen wir es
uns mit 80 Prozent der Welt nicht verscherzen, weil Europa und speziell
Deutschland eine Exportnation ist.
Wie viele Sorgen müssen sich Anleger machen?
Große Sorgen nicht, aber man muss sich die zukünftige Entwicklung vor Augen
führen. Ein Wettlauf von Systemen kostet immens viel Geld, weil jeder seine
Spitzenposition behaupten will, das sehen wir auch in Deutschland mit den
Sondervermögen. Das heißt, die Staatshaushalte werden strapaziert - diese vielen
Schulden können dann nur dauerhaft aufrechterhalten werden, wenn die Zinsen
niedrig sind. Da die Inflation einigermaßen hoch bleiben muss, damit die
Staatsschulden tragfähig bleiben, muss man aufpassen, dass das Kapital nicht
sogar schrumpft. Das heißt für Anleger, dass sie mit zinsbringenden Geldanlagen
in den nächsten Jahren nicht besonders gut abschneiden sollten.
Was ist zu tun?
Man muss den Horizont erweitern. Viele unserer Kunden sind bereits mit der
Aktienanlage vertraut, aber viele in Deutschland noch nicht - die müssen über
diese Klippe springen, um das Vermögen zu erhalten, am besten natürlich, um es
zu mehren. Jeder sollte einmal seine persönliche Vermögensbilanz aufstellen und
schauen, wieviel er jeweils in Geld- und Sachvermögen investiert hat. Also
wieviel Geld schlummert auf Zinskonten, was ist die Immobilie wert, wieviel ist
am Aktienmarkt investiert. Auf dieser Grundlage kann dann das Vermögen für die
Zukunft wetterfest gemacht werden.
Ist es in dieser Situation für einen Privatmenschen überhaupt möglich, sich ohne
professionelle Unterstützung zurechtzufinden?
Kapitalanlage ist einfacher, als man manchmal denkt. Man braucht keine drei
Bildschirme, muss nicht pausenlos die Kurse verfolgen und ständig kaufen und
verkaufen. Viel wichtiger ist es, sich über die grundlegenden Dinge klar zu
werden und diese Grundüberzeugung langfristig umzusetzen. So weit, so gut. Die
Gefahr ist aber, dass man sich von den medialen Einflüssen, die jeden Tag auf
einen einprasseln, beeinflussen lässt. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Gier
oder die Angst das Hirn auffrisst. Ein anfänglich gut ausgerichtetes Depot wird
dann mit vielen spekulativen Trend-Aktien bestückt oder aufgrund von
vermeintlich negativen Presse-Nachrichten wird das ganze Depot verkauft. Wer es
aushält, sich von diesem medialen Geräuschpegel loszueisen, der kann es auch auf
eigene Faust machen. Aber glauben Sie mir: Meine mittlerweile 35-jährige
Erfahrung zeigt mir, das zu schaffen, behaupten anfänglich viele, aber es
schaffen letztendlich die wenigsten. In der Regel ist man dann als Privatanleger
bei einem Profi besser aufgehoben.
Pressekontakt:
Nils Petersen
Fondsmanager
Tel: +49 4821 6793-36
Fax: +49 4821 6793-19
E-Mail: mailto:petersen@iac.de
Druckfähige Bilder finden Sie unter:
http://www.iac.de/aktienclub/main/index.php?id=fotos
Anmeldung zu unserem monatlichen Newsletter unter:
http://www.iac.de/newsletter_ots
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/118553/6134186
OTS: Itzehoer Aktien Club GbR
|