Halle (ots) - Für ihren Vorschlag, den Reformationstag abzuschaffen, erntet die
Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung Gitta Connemann (CDU) vehementen
Widerspruch aus Sachsen-Anhalt. "Die Reformation hat nicht nur Deutschland
verändert, sondern die Welt. Sachsen-Anhalt ist das Land der Reformation und
daher kommt für mich die Abschaffung des Reformationstages nicht infrage", sagte
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) der in Halle erscheinenden
Mitteldeutschen Zeitung (Freitagausgabe). Connemann dafür plädiert, den
Reformationstag als gesetzlichen Feiertag zu streichen, um die Wirtschaft
anzukurbeln. "Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die
Leistungsfähigkeit kosten? Da schaue ich mir etwa den Reformationstag an, bei
dem auch bei uns im evangelisch geprägten Niedersachsen die Kirchen leer sind",
hatte sie dem Portal Table Briefings gesagt. Haseloff widerspricht dieser
Darstellung: Die Zahl der Feiertage und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
stünden in keinem direkten Zusammenhang, "wie das Beispiel Bayern zeigt", sagte
der Ministerpräsident. Über Feiertage entschieden zudem die Länder und nicht der
Bund. Der CDU-Politiker kontert: "Zur Belebung der Wirtschaft wünsche ich mehr
Ideenreichtum als einfach nur die Abschaffung von Feiertagen."Auch bei der
Kirche kommt Connemanns Vorstoß nicht gut an: Friedrich Kramer, Landesbischof
der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, sprach sich gegenüber der Zeitung
ebenfalls gegen die Abschaffung des christlichen Gedenktages als Feiertag aus.
Als ehemaliger DDR-Bürger habe er lange in einem Land gelebt, in dem der
Reformationstag staatlich nicht beachtet wurde, so Kramer. Er sei stolz, dass
dieser Tag heute ein gesetzlicher Feiertag sei. Es sei ein Irrweg, allein dem
Ausbau kapitalistischer Produktion das Wort zu reden, so der Bischof weiter. Er
betonte: Der Mensch brauche Zeiten der Ruhe - auch, um soziale Beziehungen zu
pflegen. Dass Connemann mit "leeren Kirchen" argumentiere, sei zudem "absurd",
sagte der Bischof. Nach dieser Logik könne man auch über die Abschaffung des
Tags der Deutschen Einheit diskutieren, wenn sich kaum noch Menschen an den
Feiern beteiligten. "Solche Argumente greifen nicht", sagte Kramer.
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