München (ots) - 29 Jahre lang prägte Christian Streich das fußballerische
Geschehen beim SC Freiburg. Zunächst als Jugend- und später als erfolgreicher
Bundesliga-Profitrainer. Mit seinem emotionalen Auftreten und seinen mitunter
unkonventionellen Statements erlangte er Kultstatus. Doch im Sommer 2024 hat
sich Streich auf eigenen Wunsch erst einmal von der großen Fußballbühne
verabschiedet. Für eine neue Ausgabe der Talk-Reihe "Bestbesetzung" bei
MagentaTV trifft Johannes B. Kerner den 60-Jährigen vor Publikum in Memmingen.
In "Christian Streich - Das Interview" sprechen die beiden u.a. über Streichs
neues Selbstverständnis, ein Praktikum im Fahrradladen, den schwierigen Übergang
in die Fußball-Pause und eine eventuelle Rückkehr: "Ich glaube nicht, dass ich
noch eine Bundesliga-Mannschaft trainiere", sagt Streich, "aber ich schließe gar
nichts aus."
Auch in der mittlerweile fünften Staffel seiner Talk-Reihe "Bestbesetzung" gibt
es für Moderator Johannes B. Kerner noch Neuland zu betreten: Die Ausgabe mit
Fußballtrainer Christian Streich ist die erste, die vor Publikum aufgezeichnet
wurde. Kerner trifft seinen Gast im Großen Saal der Stadthalle Memmingen, wo
Streich zuvor mit dem "Memminger Freiheitspreis 1525" für sein Engagement gegen
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung ausgezeichnet wurde.
"Ich bin kein Gewissen des Fußballs. Wahrlich nicht"
Während seiner Zeit als Trainer beim SC Freiburg hatte sich Streich immer wieder
auch zu politischen und gesellschaftlich relevanten Themen geäußert. Doch der
60-Jährige will seine Bedeutung in dieser Hinsicht nicht überbewertet wissen.
"Nein, ich bin kein Gewissen des Fußballs. Wahrlich nicht", erklärt er im
Gespräch mit Kerner. "Eine moralische Instanz ist Mahatma Gandhi oder eine Frau,
die in Oberbayern oder in Südbaden über viele Jahre alte Menschen betreut. Das
ist etwas anderes als das, was ich gemacht habe."
Seit dem Sommer 2024 befindet sich Streich vorerst im Fußball-Ruhestand, nachdem
er seine Tätigkeit in Freiburg beendet hat. Zuvor hatte er den Verein zurück in
die Bundesliga und bis in den Europapokal geführt. Dem Fußball fühle er sich
aber nach wie vor verbunden. "Ich werde nie weit davon weg sein. Es ist egal, ob
ich in der Bundesliga Trainer bin oder kein Trainer mehr bin, oder in der
Kreisliga B oder in der Jugend. Der Ball bleibt gleich. Das Spiel bleibt gleich.
Bis an mein Lebensende."
Streich fiel der Ruhestand zunächst nicht leicht: "Und jetzt war alles weg" -
Praktikum im Fahrradladen absolviert
Der Übergang in den neuen Alltag sei ihm nicht leichtgefallen. "Da geht es um
Wertigkeit, um Selbstwertgefühl", so Streich. Als Trainer habe er seinen
Tagesablauf nie planen müssen, weil sich dieser von selbst aufgestellt habe.
"Und jetzt war das alles weg, kein organisatorisches Gerüst, keine Struktur in
dem Sinne, das ist nicht unkompliziert." Um die Umstellung besser bewältigen zu
können, habe er Hilfe von außen in Anspruch genommen. "Ich habe einfach mit dem
richtigen Mann gesprochen, der erfahren war."
Streich berichtet, dass er seine bisherige fußballfreie Zeit u.a. für eine
Fahrradtour nach Bilbao und eine Südamerika-Reise genutzt habe. Darüber hinaus
halte er Vorträge bei Firmen und habe auch ein Praktikum in einem Fahrradladen
absolviert. Dort sei das Gravelbike, das er aktuell nutze, gebaut worden. "Ein
E-Bike will ich noch nicht", kommentiert er schmunzelnd. "Das ist super, aber
jetzt nicht für mich."
Im Verlauf des MagentaTV-Talks blickt der langjährige Freiburger Trainer zudem
auf seine Laufbahn als Spieler zurück, die ihn kurzzeitig in die 1. Bundesliga
zum FC Homburg führte. Sein damaliger Trainer Slobodan Cendic habe ihm
allerdings geraten, ein Studium als zusätzliches Standbein zu absolvieren.
Streich nahm den Rat an, musste aber zunächst eine nicht unerhebliche Hürde
überwinden: Zu dem Zeitpunkt hatte er noch gar kein Abitur, was er dann über den
zweiten Bildungsweg nachholte.
Streich schließt Rückkehr als Trainer nicht aus
Letztlich wurde aus Streich aber doch kein Lehrer für Sport und Geschichte,
sondern ein erfolgreicher Fußballtrainer. Auf die Frage, welche Vereine versucht
hätten, ihn aus Freiburg wegzulocken, hält sich der 60-Jährige allerdings
bedeckt. "Wenn du so lange in einem Metier bist, dann ist es unvermeidlich, dass
irgendjemand mal auf die Idee kommt: Vielleicht könnte er auch bei uns
arbeiten", sagt er und entgegnet auf Kerners Frage nach Real Madrid und Juventus
Turin lediglich: "Keiner von den Vereinen hat angefragt." Er wolle dazu nichts
Weitergehendes sagen, "weil es für mich keine Relevanz hat", betont Streich.
"Ich bin auch nicht weggegangen. Ein kleiner Teil der Wahrheit ist, dass meine
Mittrainer in Freiburg so gut waren, dass ich mir nicht zugetraut hätte, allein
irgendwo hinzugehen ohne sie." Ein Comeback des 60-Jährigen auf der Trainerbank
ist derzeit nicht geplant, offenbar aber auch nicht undenkbar. "Ich glaube
nicht, dass ich noch eine Bundesliga-Mannschaft trainiere", sagt Streich, "aber
ich schließe gar nichts aus".
"Bei mir war das Feuer aus"
Johannes B. Kerner berichtet in "Bestbesetzung", dass er Streich 2022 dazu
überreden wollte, für MagentaTV als Experte zu den Übertragungen von der
Fußball-Weltmeisterschaft aufzutreten. Dieser habe jedoch freundlich abgesagt,
weil er zunächst eine Phase der Regeneration gebraucht habe. Er sei in dieser
Hinsicht ein anderer Typ als zum Beispiel Jürgen Klopp, betont Streich. "Der
Kloppo ist ins Studio gekommen nach der Saison und dann geht das Feuer weiter.
Bei mir hingegen war das Feuer aus." Sein langjähriges Engagement für den SC
Freiburg, bei dem er insgesamt 29 Jahre tätig war, habe zu einer sehr intensiven
Beziehung zu diesem Verein geführt. "Das einzige Gute für Trainer, die ab und zu
mal entlassen wurden und nur zwei oder drei Jahre an einem Ort sind, ist, dass
sie eine natürliche Distanz haben", führt Streich aus. "Aber ich war total in
diesem Verein drin." Somit habe er auch besonderen, sogar körperlich spürbaren
Druck erlebt, wenn es mit Freiburg in die unteren Tabellenregionen ging. "Ich
habe das schon auch als Last empfunden. Ich kannte alle Leute und habe gewusst:
Wenn wir in die 2. Liga absteigen, dann können wir 15 oder 20 von ihnen nicht
mehr bezahlen. Das war nicht so einfach."
TV-Experten? "Was sind das für Typen!?"
Grundsätzlich stehe er der Rolle des TV-Experten skeptisch gegenüber, so Streich
weiter. Manchmal denke er sich: "Jungs, vor 15 oder 20 Jahren seid ihr auf dem
Platz gestanden und habt über die, die über euch geschimpft haben, gesagt: Was
sind das für Typen? Und jetzt geht ihr hin und macht das Gleiche."
Der Fußballtrainer, der während seiner Spiele oftmals mit lautstarker und
gestenreicher Kritik an den Schiedsrichtern aufgefallen ist, zeigt sich in
"Bestbesetzung" betont zurückhaltend, als es um die Beurteilung des viel
diskutierten Handspiels des Spaniers Marc Cucurella im EM-Spiel gegen
Deutschland geht. "Das ist so kompliziert gewesen mit der Hand, wenn ich ehrlich
sein soll. In der Szene, als sie live lief, konnte ich nicht sagen, ob es ein
Elfmeter war oder nicht", so Streich, der augenzwinkernd hinzufügt: "Die Leute,
die es gleich gesehen haben, haben gute Augen."
Auch sein Blick auf die Zukunft seines Sports sei milder geworden, erklärt
Christian Streich im Gespräch mit Johannes B. Kerner. "Vor ein paar Jahren war
meine Prognose, dass der Fußball zugrunde geht, dass er ausgequetscht wird wie
eine Zitrone, bis nichts mehr da ist. Doch die können noch 500.000 Werbefilme
drehen und die Kameras reinhalten bis in die Eingeweide. Am Ende sind wieder
irgendwelche Kinder draußen und kicken. Und dann haben sie es doch nicht
zerstören können." Das Beste am Fußball sei "der runde Ball", bringt es der
langjährige Bundesliga-Trainer auf den Punkt und fügt philosophisch hinzu: "Die
Erde ist ja auch rund. Weil wir immer auf dem Fußballplatz waren, haben wir mit
diesem kleinen Ball, auf diesem Rechteck, die Welt auf den Platz geholt."
Im MagentaTV Original "Bestbesetzung" trifft Johannes B. Kerner regelmäßig
prominente Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Sport, Entertainment,
Lifestyle und Gesellschaft. Die Gäste des erfolgreichen Talkmasters zeichnen
sich einerseits durch große Bekanntheit und aktuelle Relevanz aus, treten aber
andererseits normalerweise nicht oder nur sehr selten in deutschen Talkshows
auf. In der jeweils 60-minütigen Sendung spricht Johannes B. Kerner mit seinen
hochkarätigen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern über deren
persönlichen Werdegang und ihr Verhältnis zum aktuellen Zeitgeschehen. Dabei
bietet das Format vor allem Raum für tiefer gehende Fragen und Antworten.
Christian Streich - Das Interview
aus der Talk-Reihe "Bestbesetzung" mit Johannes B. Kerner
Produziert von STREAMWORK Produktion
"Bestbesetzung" Staffel 05 / Folge 02 - Christian Streich
Premiere bei MagentaTV+ am 09.10.2025
Über MagentaTV - das Fernsehangebot der Deutschen Telekom
MagentaTV bündelt klassisches Fernsehen und Streamingdienste auf einer
Plattform. Immer kostenlos dabei ist MagentaTV+. Dabei stehen bis zu 180
TV-Sender, davon 160 in HD, zur Auswahl. Zudem bieten Funktionen wie Timeshift,
Restart und sieben Tage Replay einen einmaligen Komfort. MagentaTV ist
unabhängig vom Internetanschluss buchbar, auch im EU-Ausland nutzbar und kann zu
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