Berlin (ots) - Lassen Sie sich nicht von US-Präsident Donald Trumps
Selbstbeweihräucherung täuschen: Die Einigung zwischen Israels Regierung und der
Hamas hat die Regeln der Nahost-Diplomatie nicht neu geschrieben, jedenfalls
noch nicht.
Die Sitzung des Kabinetts in Israel hat gezeigt, wie schwer es Regierungschef
Benjamin Netanjahu gefallen ist, auch nur die erste Phase des Friedensplans
durchzubekommen. Und ab jetzt wird alles noch viel, viel schwieriger werden: Die
Menschen im Gazastreifen brauchen sehr schnell sehr viel von allem. Gleichzeitig
muss der Wiederaufbau beginnen, die Frage geklärt werden, wie der Landstrich
und seine mehr als zwei Millionen Einwohner künftig regiert werden sollen.
Dass die Hamas nichts mehr zu sagen haben soll, ist für die Organisation ganz
offensichtlich eine dicke Kröte. Und während all das erledigt werden muss,
werden überall im Nahen Osten und in der weiteren Welt Regierungen und Politiker
ihre eigenen, oft innenpolitisch bedingten Wünsche anmelden. Denn so ist es
bislang jedes einzelne Mal gelaufen, in jedem Konflikt der vergangenen
Jahrzehnte. Trump wird versuchen, das alles durch massiven Druck und
martialische Worte zu klären.
Doch für echte Perspektiven braucht es mehr: Es braucht den Mut, Unbekanntes zu
wagen, Risiken einzugehen. Die strikte Blockade des Gazastreifens hat Wut
erzeugt und jegliche Perspektive geraubt. Den 7. Oktober 2023 konnte sie nicht
verhindern. Vieles im Friedensplan ist bei genauer Betrachtung richtig und
wichtig: ein stärkerer Dialog, wirtschaftliche und politische Perspektiven - es
wäre der Schlüssel zur Zukunft.
Allerdings ist es so unfassbar schwer zu glauben, dass dieser Donald Trump,
dieser Benjamin Netanjahu, diese Hamas tatsächlich dazu bereit sind, das auch zu
tun. Genauso schwer vorstellbar ist, dass die internationale Gemeinschaft, also
vor allem die westlichen Staaten, tatsächlich die mindestens 50 Milliarden Euro
auf den Tisch legen, die voraussichtlich mindestens für den Wiederaufbau Gazas
gebraucht werden. Denn in den vielen anderen Krisengebieten bekommen die
Vereinten Nationen schon seit Jahren nur einen Bruchteil des Geldes zusammen,
das sie eigentlich bräuchten, um die Notleidenden zu versorgen.
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