Berlin (ots) - Nur ein kleiner Teil der Beschäftigten in Deutschland macht sich
aktuell Sorgen darüber, dass Künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten Jahren
den eigenen Arbeitsplatz gefährden könnte. Das zeigt eine aktuelle
Beschäftigten-Befragung für den Fehlzeiten-Report 2025 des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO) zum Thema "Künstliche Intelligenz und Gesundheit".
Demnach geben nur etwa 5 Prozent der Befragten an, dass sie "voll und ganz
besorgt" oder "eher besorgt" seien, dass KI-Tools in den nächsten fünf Jahren
ihren derzeitigen Arbeitsplatz ersetzen könnten. Knapp ein Viertel (23 Prozent)
zeigten sich dagegen "eher nicht besorgt", zwei Drittel (66 Prozent) sind nach
eigenen Angaben "ganz und gar nicht besorgt". Bei der Betrachtung nach Branchen
zeigt sich, dass die Besorgnis bei Beschäftigen im Bereich der Wissenschaft am
höchsten ist.
"Unsere Befragung zeigt allerdings auch, dass der Wissensstand zum Thema
Künstliche Intelligenz bei vielen Beschäftigten noch recht begrenzt ist", sagt
Helmut Schröder, Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des
Fehlzeiten-Reports. So haben selbst von den Beschäftigten, in deren Firmen KI
bereits eine Rolle spielt, nur knapp 40 Prozent bereits an einer Fortbildung zum
Thema Künstliche Intelligenz teilgenommen. 1 Prozent der Befragten weiß gar
nicht, was man unter dem Begriff "Künstliche Intelligenz" versteht. Die meisten
Befragten wissen "in etwa", was damit gemeint ist (47 Prozent) oder meinen ganz
gut erklären zu können, was Künstliche Intelligenz ist (ebenfalls 47 Prozent).
Nur 5 Prozent würden sich als Expertin oder Experte zum Thema bezeichnen. "In
den jüngeren Altersgruppen ist das Wissen der Befragten laut Selbsteinschätzung
deutlich ausgeprägter - so würden sich 8 Prozent der Befragten von 19 bis 35
Jahren als KI-Experten bezeichnen", berichtet Schröder.
KI gehört in vielen Betrieben und Organisationen schon zum Arbeitsalltag
Laut den Befragungsergebnissen gehört das Thema Künstliche Intelligenz in einem
Teil der Betriebe bereits zum Arbeitsalltag: Mehr als ein Drittel der befragten
Beschäftigten gibt an, dass KI an ihrem Arbeitsplatz bereits eingesetzt wird (42
Prozent), bei weiteren 9 Prozent ist der Einsatz konkret geplant. 15 Prozent
erklären, dass der KI-Einsatz schon diskutiert werde. Nur bei einem guten
Fünftel der Befragten (22 Prozent) ist KI am Arbeitsumfeld noch kein Thema. 12
Prozent sagen, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in ihrem
Arbeitsbereich nicht in Frage komme. "Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass der
KI-Einsatz bei größeren Unternehmen bereits deutlich stärker ausgeprägt ist.
Große Unternehmen sind oft Vorreiter, mittelständische Betriebe experimentieren
oder setzen punktuell KI ein und kleine Unternehmen befinden sich häufig noch in
der Orientierungsphase", so Schröder.
Reimann: KI hat Potenzial zur Unterstützung Betrieblicher Gesundheitsförderung
Künstliche Intelligenz sei "längst in der Arbeitswelt angekommen" und verändere
für manche Beschäftigte bereits heute ganz konkret den Arbeitsalltag, betont die
Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. "Künstliche
Intelligenz bietet auch interessante Möglichkeiten zur Unterstützung der
Betrieblichen Gesundheitsförderung", so Reimann. Es komme darauf an, den Einsatz
von KI in der Arbeitswelt so zu gestalten, dass sowohl Unternehmen als auch
Mitarbeitende bestmöglich profitierten. Aus Sicht von Experten sei es besonders
wichtig, dass Führungskräfte bei der KI-Einführung die Bedürfnisse der
Mitarbeitenden ausreichend berücksichtigen und ihnen den Nutzen neuer
Anwendungen vermitteln. "Vor allem durch Partizipation lassen sich Vertrauen
schaffen und Ängste abbauen", so Reimann. Die AOK biete bereits ein
Online-Seminar zum Thema an, dass sich insbesondere an Führungskräfte richte.
Neuburger: KI kann Führungskräfte bei wertschätzender Führung unterstützen
Die Einführung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könne die mentale und
physische Gesundheit der Beschäftigten "erheblich beeinflussen", betont Dr.
Rahild Neuburger, operative Leiterin der Forschungsstelle für Information,
Organisation und Management an der LMU Munich School of Management und Autorin
des Fehlzeiten-Reports 2025. Positive Effekte seien beispielsweise
Zeitersparnis, die Erleichterung des Arbeitsalltags oder der Wegfall lästiger
Routinetätigkeiten. Auf der anderen Seite stünden neben der Angst vor der
Ersetzung des eigenen Jobs auch Ängste vor Überforderung, Arbeitsverdichtung
oder Kontrollverlust.
Die Rolle der Führungskräfte sei entscheidend für die Vermeidung solcher
negativen Effekte. "Der gezielte Einsatz von KI-Tools zur eigenen Unterstützung
der Führungskräfte und zur Handhabung mentaler Belastungen der Beschäftigten
kann eine zentrale Stellschraube sein", so Neuburger. KI-Anwendungen könnten
beispielsweise helfen, erste Anzeichen von Überarbeitung, Arbeitsverdichtung
oder Burnout zu erkennen. Denkbar sind auch der Einsatz von Chatbots zur
psychosozialen Unterstützung, die KI-basierte Erstellung individueller
Gesundheitspläne oder der Einsatz KI-unterstützter Schulungsprogramme zur
Förderung von Resilienz, Stressbewältigung oder Achtsamkeit. "Außerdem kommt es
darauf hin, den Prozess zur Einführung von KI in Unternehmen stärkenorientiert
zu gestalten und die Mitarbeitenden dabei einzubinden und den Kompetenzaufbau zu
unterstützen", betont Neuburger.
Krankenstand zuletzt weiter auf hohem Niveau
Der Fehlzeiten-Report 2025 zeigt, dass sich die erkrankungsbedingten Fehlzeiten
auch 2024 auf einem anhaltend hohen Niveau bewegt haben. So ist jeder bei der
AOK versicherte Beschäftigte im vergangenen Jahr im Schnitt 2,3-mal
krankheitsbedingt ausgefallen. Mit 228 AU-Fällen je 100 Mitglieder ist bisherige
Höchstwert aus dem Jahr 2023 von 225 Fällen je 100 Mitglieder noch einmal
übertroffen worden.
Auch im bisherigen Verlauf des Jahre 2025 zeichnet sich wieder ein ähnlich hoher
Krankenstand bei den Beschäftigten ab. Haupt-Treiber dieser Entwicklung sind
nach wie vor die Atemwegserkrankungen. Sie erreichten im Februar 2025 einen
neuen Höchststand und haben sich seit April 2025 auf einem etwas niedrigeren
Niveau eingependelt als in den Vergleichsmonaten des Jahres 2024. "Die
Gesamt-Bilanz des Jahres 2025 wird vermutlich aber ähnlich hoch ausfallen wir im
Vorjahr", so die Prognose von WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. "Das hat vor
allem mit den wellenförmig verlaufenden Viruserkrankungen zu tun. Erkältungs-
und Grippewellen sowie Corona-Infektionen haben bereits seit September 2025
zugenommen und werden das AU-Geschehen bis zum Ende des Jahres bestimmen."
Ein weiterer Einflussfaktor für die hohen Krankenstände sei mit hoher
Wahrscheinlichkeit auch die Einführung der elektronischen Krankmeldung, die laut
aktuellen Analysen zu einer vollständigeren Erfassung der Fehlzeiten geführt
hat. Zudem sei nach wie vor ein "stetiger Anstieg der psychisch bedingten
AU-Fälle" zu verzeichnen. "In den letzten zehn Jahren sind die Ausfalltage wegen
psychischer Erkrankungen um 43 Prozent gestiegen", so Schröder. Sie seien im
Vergleich zu anderen Erkrankungsarten mit langen Ausfallzeiten von
durchschnittlich 28,5 Tagen pro Erkrankungsfall verbunden und damit ebenfalls
ein "langfristiger Treiber" für die Gesamt-Krankenstände.
Arbeitsbezogene Belastungen: Entspannung der Lage nach Ende der Pandemie
Eine Langzeit-Auswertung des WIdO zur Wahrnehmung des eigenen
Gesundheitszustandes und der arbeitsbezogenen Belastungen zeigt in vielen
Bereichen eine deutliche Entspannung. "Nachdem die Befragungen der Beschäftigten
in den Pandemie-Jahren deutlich höhere Werte insbesondere beiden psychischen
Belastungen gezeigt hatten, liegen die Werte für Themen wie Erschöpfung, Wut
oder Niedergeschlagenheit jetzt wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie",
berichtet WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.
Bei den sogenannten "kognitiven Irritationen" verzeichnete das Institut
ebenfalls positive Trends. So ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, denen es nach eigenen Angaben schwerfällt, nach der Arbeit
abzuschalten, im Jahr 2025 mit knapp 18 Prozent deutlich niedriger als im Jahr
2022 mit 31 Prozent. Auch der Anteil derer, die außerhalb der Arbeitszeit an
Schwierigkeiten bei der Arbeit denken, ist gesunken - von 40 Prozent im Jahr
2022 auf 25 Prozent in diesem Jahr.
Hinweis für die Redaktionen:
Die gesamte Pressemappe zum Fehlzeiten-Report 2025 finden Sie unter
https://www.aok.de/pp/bv .
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