Berlin (ots) - Wie wird man sich einst an die vergangenen zwei Jahre erinnern?
An Gewalt und Leiden im Nahen Osten? Vieles deutet darauf hin, dass es ein
einseitiges Erinnern sein wird, zumindest in der westlichen Welt. Zu Recht wird
man regelmäßig der Opfer gedenken, die beim Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023
getötet und verletzt wurden. In viel geringerem Maß aber an die Zehntausenden
palästinensischen Toten, und gemeint sind hier nicht die Hamas-Terroristen,
sondern die vom israelischen Militär getöteten Frauen, Kinder, Ärzte,
Journalisten, humanitären Helfer.
Diese für den Westen oft namenlosen Opfer sind in der herrschenden
Widerspiegelung des Gaza-Krieges kaum mehr als eine statistische Fußnote. Die
Untaten der Hamas sind gut und erschütternd dokumentiert. Dagegen hat die
Allianz der Israel-Unterstützer den Terror gegen palästinensische Zivilisten
lange nur schulterzuckend hingenommen.
Es ist ein Ungleichgewicht, das sich in der Berichterstattung über den
Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln fortsetzt. Und es ist der
Anfang einer gefilterten Geschichtsschreibung darüber. Dabei würden eine
gerechte Aufarbeitung aller Verbrechen, eine angemessene Würdigung aller Opfer
zu den Voraussetzungen für Frieden und irgendwann einmal Versöhnung gehören.
Aber wo ist eine Ausstellung über das Leiden der Palästinenser, wie es sie für
die Hamas-Opfer gibt? Wo sind die Gedenkstunden mit politischer und kultureller
Prominenz? Und wer erwartet so etwas überhaupt in einem Land, in dem man wegen
des Tragens palästinensischer Symbole von der Polizei verprügelt wird?
Vor unseren Augen beginnt das Zurechtbiegen der Geschichte. Es ist die Aufgabe
einer demokratischen Öffentlichkeit, das nicht zuzulassen.
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