Raunheim (ots) - Vom Klemmbrett zur KI: Wie die Luftfahrtindustrie ihre Abläufe
neu erfindet.
Flughäfen sind Hochleistungsmaschinen - und der Turnaround ist ihr Herzschlag:
Im kurzen Zeitfenster zwischen der Landung eines Flugzeugs und dem Abflug zum
nächsten Ziel müssen eine Vielzahl von Aufgaben wie das Ein- und Aussteigen der
Passagiere, das Be- und Entladen von Gepäck, die Reinigung, das Betanken sowie
Sicherheitschecks perfekt ineinandergreifen. Viele Prozessschritte, die zwar z.
T. auch digital ablaufen, hängen weiterhin vom menschlichen Input ab. Vergessene
Rückmeldungen sind alltäglich, Informationen werden geschönt, und die
tatsächliche Lage erfährt man oft erst am Telefon. Das ist keine Basis für ein
wirksames Steering, sondern ein Nährboden für Verzögerungen, die erhebliche
Kosten nach sich ziehen und zudem zu Anschlussproblemen und Kettenreaktionen bei
anderen Flügen führen. Hier setzt der Bedarf an innovativen KI-Lösungen an: Mit
intelligenten Systemen, die die komplexen Abläufe am Boden nicht nur in Echtzeit
überwachen, sondern auch vorausschauend steuern können.
Im Gespräch mit Christian Ritter, Head of Product und Manuel van Esch,
Geschäftsführer bei zeroG. Die Tochtergesellschaft der Lufthansa Systems
entwickelt datengetriebene, KI- und maschinelle Lernlösungen in der Luftfahrt,
die Airlines Wettbewerbsvorteile bringen, Kosten senken und Prozesse optimieren.
Herr van Esch, Herr Ritter, wo sehen Sie aktuell den größten Hebel, um die
Bodenprozesse am Flughafen besser zu gestalten?
Van Esch: Viele Flughafenprozesse sind noch analog, vorhandene digitale Lösungen
oft isoliert und nicht vernetzt. Der entscheidende Hebel liegt in der
datengetriebenen Transparenz. Dazu kommt die KI, die Datenströme zusammenführt,
Muster bzw. Musterabweichungen erkennt und so den Turnaround proaktiv steuern
kann. Genau darauf baut unser Projekt "seer" auf, lokal und einzigartig hier in
Hessen entwickelt.
Ritter: Die seer Airport Intelligence Suite
(https://www.zerog.aero/products/seer) , die wir als Lösung zusammen mit dem
Flughafen Frankfurt und der Lufthansa-Gruppe entwickelt haben, ist eine
kamerabasierte Computer-Vision-Lösung, die KI nutzt, um Echtzeitdaten voll
automatisiert von Flugzeugpositionen zu erfassen und zu analysieren. Jeder
Schritt der Flugzeugabfertigung, vom Andocken der Fluggastbrücke bis zur
Gepäckverladung und Betankung, wird von Kameras erfasst. Die KI versieht die
Abläufe automatisiert mit Zeitstempeln, sodass ein einheitliches transparentes
Lagebild aller Bodenprozesse entsteht. Digitale Assistenten ersetzen
fehleranfällige Telefonketten, Ausnahmesituationen werden vorhergesagt und die
Prozesssicherheit wird maßgeblich erhöht. Am Flughafen Frankfurt haben wir seer
erfolgreich eingeführt und erwarten eine Einsparung von bis zu fünf Minuten pro
Turnaround. Durch seer sind Flughäfen der Zukunft nicht mehr auf reaktive
Lösungen angewiesen, sondern können operative Herausforderungen proaktiv
behandeln und abmindern. Unsere Technologie erlaubt es, dass diese für jeden
Flughafen, der seinen Turnaround-Prozess filmen kann - selbst unter suboptimalen
Bedingungen, wie niedrig stehende Sonne, Nebel, Vereisungen, Schneefall und
Starkregen, funktioniert.
Welche weiteren KI-Initiativen treiben Sie bei zeroG voran, um den Luftverkehr
zukunftsfähiger zu machen?
Ritter: Neben Computer-Vision gibt es bei uns weitere Projekte, die sich mit dem
Einsatz von KI in der Luftfahrt beschäftigen, wie im Ressourcenmanagement oder
in der Netzwerkplanung zur besseren Auslastung der Flotte. Über moderne
Technologien, wie Reinforcement-Learning-Modelle, schaffen wir Lösungen, um
beispielsweise Bodenfahrzeuge, Crews oder Gate-Zuweisungen effizienter zu
disponieren.
Van Esch: Heute arbeiten wir mit Observing AI, die Daten sammelt sowie
Generative AI, die nicht nur beobachtet, sondern aus diesen Datenergebnissen
neues Wissen zu schafft. Aktuell entwickeln wir eine Agentic AI System
Intelligence, die den Menschen als Sparring-Partner unterstützt: Sie spielt
Szenarien durch, bewertet Handlungsoptionen und setzt im Rahmen klarer
Leitplanken eigenständig Entscheidungen um. Der Mensch behält jederzeit die
Kontrolle - er kann eingreifen, Aufgaben delegieren oder bei komplexen Fällen
gezielt Feedback geben. Mir ist wichtig zu betonen: KI bedeutet mehr als
Kostensenkung. Ihr eigentliches Potenzial liegt darin, völlig neue Abläufe und
Prozesse zu schaffen, die den Luftverkehr nachhaltig verändern können.
Investitionen sollten daher nicht nur am ROI gemessen, sondern als langfristiger
Gewinn für Kunden und Mitarbeitende verstanden werden.
Weitere Informationen:
Mit ihren branchenführenden Fähigkeiten, Methoden und Prozessen konzentriert
sich zeroG auf die individuellen Bedürfnisse von Fluggesellschaften, unabhängig
davon, wo sich das Unternehmen auf dem Weg zu einem datengesteuerten Ansatz
befindet. https://www.zerog.aero/
Pressekontakt:
Francesca Vetter
M: mailto:francesca.vetter@zerog.aero
T: +49 151 589 43498
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/181243/6138635
OTS: zeroG GmbH
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