Berlin (ots) - Boris Pistorius ist dieser Tage auf Werbe- und Einkaufstour. Der
Verteidigungsminister vereinbart deutsche Militärpräsenz in Island, will in
Kanada ein U-Boot-Geschäft einfädeln, bespricht in Großbritannien diverse
Projekte für Rüstungsinvestitionen. Zuletzt hatte er Kontakte zur Schweiz, zu
Polen und Schweden - ein Handlungsreisender in Sachen Kriegsgerät mit riesigem
Budget.
Die Dauerberichterstattung über solche Aktivitäten normalisiert Hochrüstung zum
Alltag. Begleitet wird diese fatale Zeitenwende durch die Zurichtung der
gesamten Gesellschaft aufs Kriegerische. Kanzler Merz will sich den Sozialstaat
nicht mehr leisten, aber für Waffen ist Geld ohne Ende da.
Dazu gehört der erhöhte Druck, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Die
nachwachsenden Generationen sollen zum Dienst an der Waffe genötigt werden.
Pistorius will ganze Jahrgänge komplett mustern und für die Bundeswehr erfassen
lassen, weil man so angeblich das zum Hauptfeind erklärte Russland abschrecken
könne.
Fragt eigentlich jemand die Betroffenen, die junge Generation? Ja, es gibt
Umfragen, und die sagen, dass zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen gegen eine
Wehrpflicht sind. Nur ein Drittel in dieser Altersgruppe findet ein -
verfassungsrechtlich bedenkliches - Losverfahren für die Auswahl von
Wehrpflichtigen gerecht. Da ist es kein Wunder, dass Beratungsstellen für
Kriegsdienstverweigerer einen drastischen Anstieg der Anfragen von Jugendlichen,
Eltern und Großeltern sowie von aktiven Soldaten und Reservisten verzeichnen.
Wer will sich schon gern verheizen lassen? Es ist an der Zeit, mal wieder
Reinhard Meys fast 40 Jahre altes Lied "Nein, meine Söhne geb' ich nicht" zu
hören. Hinzuzufügen wäre heute: Die Töchter auch nicht.
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