Berlin (ots) - Als das Martyrium der 20 noch lebenden israelischen Geiseln
endlich vorbei war, als die Hamas sie dem Roten Kreuz übergab, veröffentlichten
viele deutsche Medien die Namen der Männer. Sie berichteten, wo sie verschleppt
worden waren und was sie vorher gemacht hatten. Auch nachdem jetzt zwei weitere
Leichname israelischer Staatsbürger übergeben wurden, erfuhren wir ihre Namen.
Wenn es aber um die rund 150 Palästinenser geht, deren sterbliche Überreste nun
nach Gaza gebracht wurden, erfahren wir hier in Deutschland nichts über sie.
Dabei waren mehr als 1700 der 2000 Freigelassenen an und nach jenem 7. Oktober
willkürlich festgesetzt worden. Israelische Friedensgruppen wie Standing
Together sind es, die sie zu Wort kommen lassen, nicht journalistische
Plattformen. Dort erfahren wir, wer sie sind und wie sie gelitten haben. Und von
den Toten, die jetzt in Gaza identifiziert werden, weisen viele Spuren von
Folter auf. Vielen fehlen Gliedmaßen, viele weisen Schusswunden auf. Die
meisten wurden ohne Namen, nur mit einer Nummer zurückgegeben.
Auch der Name des ZDF-Mitarbeiters, der am Sonntag bei einem israelischen
Luftangriff ums Leben kam, wird in den Berichten über den Vorfall nicht genannt.
Er hat aber seit vielen Jahren für den deutschen Sender gearbeitet. Immerhin:
Die Chefredakteurin nannte es "nicht hinnehmbar", dass "Medienschaffende bei der
Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden". Eine bewusste Strategie dürfte die
Anonymisierung nicht sein. Dennoch trägt man dadurch zur Dehumanisierung der
Palästinenser bei. Sie erscheinen als eine im Zweifel gefährliche Masse, die
letztlich ein legitimes Angriffsziel ist. Das sollten deutsche Medien nicht
länger mitmachen.
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