Bielefeld (ots) - Das Phänomen falscher oder übertriebener Diagnosen in
Patientenakten geht in Teilen auf den Dokumentationszwang für Ärzte zurück. Das
berichtet die in Bielefeld erscheinende "Neue Westfälische". Ein Vertreter des
Hausärzteverbands Westfalen-Lippe räumte gegenüber dem Blatt ein, dass Ärzte für
jede Untersuchung eine medizinische Begründung dokumentieren müssten, damit die
Leistung von der Krankenkasse bezahlt wird. So werde in einigen Fällen aus einem
reinen Verdacht ein Eintrag in einer Patientenakte, der wie ein Befund wirkt.
Die elektronische Patientenakte ePA ermöglicht es gesetzlich Versicherten
erstmals, Einblick in ihre ärztlichen Unterlagen zu nehmen. Die "Neue
Westfälische" hatte berichtet, dass es immer wieder zu Fällen kommt, in denen
Patienten die dort vermerkten Befunde nicht nachvollziehen können. Die falschen
Einträge können zu Problemen mit Versicherungen, bei Bewerbungen für einige
Berufe und beim Wechsel in die Private Krankenversicherung führen.
Gegenüber der Zeitung betonte nun Jens Grothues, Vorstandsmitglied des
Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, dass er allen Patienten rate, Einsicht in
ihre Akten zu nehmen und im Zweifelsfall Einträge ändern zu lassen. Besonders
brisant sei der Eintrag von chronifizierenden psychiatrischen Diagnosen. Hier
rate er Ärzten zu Zurückhaltung.
Der Arzt enthüllt außerdem, dass es vor einigen Jahren ein Anreizsystem im
Rahmen des Risikostrukturausgleichs gegeben habe. "Da gab es
Krankenkassenmitarbeiter, die durch Praxen gezogen sind und aufgefordert haben,
kompliziertere Diagnosen zu verschlüsseln." Dadurch hätten die Kassen mehr Geld
erhalten. Dieses Vorgehen gehöre aber der Vergangenheit an.
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