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 Frankfurt (ots) - Die Wärmewende soll eine der größten Klimabaustellen
Deutschlands schließen: Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs entfällt
hierzulande auf Raumwärme und Warmwasser. Seit Anfang 2024 gesetzlich verankert,
ist es Ziel der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) Struktur in den Umbau zu bringen
und Wege zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 aufzeigen. Eine jetzt
veröffentlichte Basisstudie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und
Raumforschung (BBSR) zeigt erstmals, wo Deutschland tatsächlich steht - und
offenbart große Unterschiede zwischen den Kommunen.
 "Die Ergebnisse sind ein Weckruf an Politik und Verwaltung", sagt Andreas
Müller, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima
(ZVSHK) und Mitglied im Lenkungskreis der Allianz Freie Wärme. "Laut
BBSR-Untersuchung weichen bisherige Wärmeplanungen deutlich im Umfang, in der
Darstellung und in der Informationstiefe voneinander ab. Die Wärmewende wird
vielerorts noch im Blindflug umgesetzt. Viele Wärmepläne beruhen offenkundig auf
Szenarien, die wahrscheinlich so nicht eintreten - etwa beim zukünftigen
Energiebedarf oder bei der Sanierungsquote. Wenn politische Vorgaben und
Investitionsentscheidungen auf solchen vagen Daten basieren, erhöhen sich
zwangsläufig die Risiken, die unmittelbar die Bürgerinnen und Bürger betreffen.
Kommunen sollten ihre Wärmeplanungen noch stärker an realistischen Parametern
ausrichten, um Fehlentwicklungen und -entscheidungen zu vermeiden."
 
 Große Unterschiede, geringe Vergleichbarkeit
 
 Für die Studie wurden 342 Wärmepläne - überwiegend aus Baden-Württemberg -
untersucht. Das Fazit: Die Bandbreite in Methodik, Datenqualität, Bearbeitungs-
und Informationstiefe ist enorm. Zieljahre reichen von 2030 bis 2045, die
zugrunde liegenden Annahmen sind oft uneinheitlich. Rechnet man Verzögerungen
und Genehmigungszeiten ein, bleiben real oft nur 15 Jahre - für die
tiefgreifendste Infrastrukturumstellung seit Jahrzehnten. "Für konkrete
Transformationsprojekte und eine bundesweite Steuerung ist das problematisch,
die Ergebnisse sind nur eingeschränkt vergleichbar", erklärt Andreas Müller.
"Hausbesitzer sollten jetzt die Heizungsmodernisierung angehen und nicht auf die
lange Bank schieben, bis möglicherweise erst in den nächsten Jahren die Projekte
aus der Wärmeplanung starten", empfiehlt er weiter.
 
 Hinzu kommt: Viele Kommunen kalkulieren mit zu optimistischen Sanierungsraten im
Gebäudebestand - im Schnitt mit zwei Prozent doppelt so hoch wie derzeit
tatsächlich erreicht wird. Dadurch wird der künftige Wärmebedarf vielfach zu
niedrig angesetzt, was Netze und Erzeugungskapazitäten später überfordern
könnte.
 
 Dezentral unterschätzt, zentrale Lösungen bevorzugt
 
 Kritisch bewertet die Allianz Freie Wärme auch die Schwerpunktsetzung vieler
Planungen. Während Wärmenetze nahezu automatisch und ohne wirtschaftlichen
Systemvergleich als Kernelement der Wärmewende behandelt würden, bleibe das
Potenzial dezentraler Lösungen - etwa moderner Wärmepumpen, Biomasseanlagen,
Holzwärme, Erneuerbarer Flüssigbrennstoffe und Gase, hybrider Systeme oder
Solarthermie - methodisch unterbelichtet. "Alle im §71 GEG genannten
Erfüllungsoptionen werden aber in der Fläche entscheidend sein, um Klimaziele
bezahlbar und flexibel zu erreichen", betont Andreas Müller.
 
 Zeit, Geld und Kapazitäten als Engpass
 
 Nach Einschätzung der Allianz Freie Wärme steht die Umsetzung der Wärmeplanung
zudem vor massiven Herausforderungen: fehlende Fachkapazitäten, lange
Genehmigungszeiten sowie hohe Investitionsbedarfe für Netze, Speicher und
Gebäudemodernisierung. Damit die Wärmewende gelinge, brauche es realistische
Zeitpläne, praktikable Standards und verlässliche Förderkulissen.
 
 "Die Basisstudie zeigt einmal mehr, dass die Wärmewende nicht über
unverbindliche Wärmepläne entschieden wird", so Andreas Müller. "Sie entsteht in
den Gebäuden - und nur mit der Akzeptanz der Menschen und Unternehmen, die vor
Ort in erneuerbare bzw. klimaneutrale Wärmeerzeugungsanlagen investieren. Das
Gebäudeenergiegesetz erlaubt verschiedene klimafreundliche Heiztechnologien.
Investoren sollten daher nicht auf die Wärmeplanung warten."
 
 Für weitere Informationen:
 
 BBSR-Basisstudie: Basisanalyse kommunaler Wärmepläne | Download (https://www.bbs
r.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/analysen-kompakt/2025/ak-11-2025-dl.pdf?__
blob=publicationFile&v=3) PDF
 
 Allianz Freie Wärme: Kurzleitfaden Kommunale Wärmeplanung (2024) | Download (htt
ps://www.freie-waerme.de/news/pressetexte/news-detail/newsarticle/detail/News/ko
mmunale-waermeplanung-waermewende-laeuft-unrund-und-oft-im-blindflug/) PDF
 
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