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Essen (ots) - Das niederländische Volk ist immer für eine Überraschung gut. Der
Islam- und Europafeind Geert Wilders ist bei den Parlamentswahlen abgestraft
worden, seine Partei für die Freiheit (PVV) schmierte ordentlich ab, auch wenn
es bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab.
Vor zwei Jahren siegten erstmals die Rechtspopulisten in unserem oft als so
liberal geltenden Nachbarland, darauf hat Wilders zwei Jahrzehnte hingearbeitet.
Der Rechtsruck besorgte auch uns diesseits der Grenze.
Damals schlug Geert Wilders plötzlich gemäßigte Töne an, um sich
kompromissbereit und damit regierungsfähig zu zeigen. Er wollte sich nicht nur
der Stimmen seiner Stammwählerschaft sicher sein, sondern auch im Lager der
Mitte fischen. Das ist ihm gelungen, wenngleich sein Traum, an der Spitze des
Landes zu stehen, nicht in Erfüllung ging. Er musste nach 223 Tagen der
Verhandlungen in die zweite Reihe rücken und dem parteilosen Dick Schoofs das
Amt des Ministerpräsidenten überlassen. Nach rund eineinhalb Jahren scheiterte
die Regierung, unter anderem weil sich die vier Parteien in zentralen Fragen,
vor allem der Asylpolitik, nicht einigen konnten.
Im aktuellen Wahlkampf blitzte indes wieder der alte Wilders durch, mit seiner
harten Linie in der Migrationspolitik und provokanten Vorschlägen, die
Mehrwertsteuer auf Lebensmittel auf null zu setzen und das mit Kürzungen in der
Entwicklungshilfe auf Kosten von Regionen wie Afrika zu finanzieren.
Die linksliberale D66 unter ihrem Spitzenkandidaten Rob Jetten geht bereits
jetzt als Gewinner aus dieser Wahl hervor, sie wird die größten Chancen auf die
Regierung haben. Jetten ist ein junger Polittyp, der positiv auf das Land blickt
und damit das Gegenteil von Wilders verkörpert. Dabei scheute sich Jetten im
Wahlkampf nicht davor, nationale Töne anzuschlagen und mit der
Niederlande-Flagge in den Wahlkampf zu ziehen. Und er hat im Wahlkampf auf
Themen gesetzt, die sich mit weiteren Problemen im Land beschäftigen, wie der
Wohnungsnot.
Die Rechten lassen sich also durchaus einfangen. Die linken Kräfte in
Deutschland sollten gut hinschauen. Die Niederlande sind eben immer für eine
Überraschung gut.
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