Seite zu Favoriten hinzufügen / Link zu ihrer Webseite einrichten 

Deutschland

Top-News



Thunfischfang am stärksten durch den Klimawandel bedroht

5.11.2025 03:00 Uhr Marine Stewardship Council (MSC)

Berlin (ots) - Neue Modellrechnungen zeigen: Der Klimawandel birgt ein besonders hohes Risiko für die Befischung weit wandernder Fischarten

Eine Analyse von mehr als 500 MSC-zertifizierten Fischereien weltweit ergab, dass die Folgen des Klimawandels besonders für die Befischung weit wandernder Arten wie Thunfisch oder Schwertfisch ein großes Risiko darstellen. Klimawandelfolgen sind beispielsweise Veränderungen im Verbreitungsgebiet von Fischbeständen oder sinkende Fischpopulationsgrößen.

Dies ist das Ergebnis einer vom Marine Stewardship Council (MSC) geleiteten Studie, die heute in der Fachzeitschrift Cell Reports Sustainability veröffentlicht wurde (1).

Für die vom Common Oceans Programm der Welternährungsorganisation FAO unterstützte MSC-Studie haben Wissenschaftlerinnen weltweit das Risiko des Klimawandels für eine nachhaltige Befischung beliebter Speisefischarten, Krustentiere und Weichtiere untersucht - von der Sardelle bis zum Thunfisch, von der Garnele bis zur Muschel. Das Ergebnis: Weit wandernde Raubfischarten wie der Thunfisch führen die Risiko-Skala an, an zweiter Stelle folgen kleine Schwarmfische wie Hering, Makrele oder Sardine, gefolgt von Weißfischen wie Kabeljau, Scholle, Seezunge oder Seeteufel.

Klimawandel schafft Fischereikonflikte - internationale Lösungen erforderlich

Mit der durch den Klimawandel verursachten Meereserwärmung verlagern viele weit wandernde Fischarten ihren Lebensraum in kühlere Meeresgebiete. So wurden beispielsweise kürzlich Blauflossenthunfische in britischen Gewässern gesichtet, die dort üblicherweise nicht leben; auch im Pazifik mehren sich die Anzeichen, dass Thunfischschwärme aus westlichen in kühlere östliche Regionen dieses Ozeans abwandern.

Wenn Thunfische oder andere Fischarten ihren Lebensraum auf diese Weise verlagern, gelangen sie in die Hoheitsgewässer neuer Länder. Dadurch entstehen Nutzungskonflikte zwischen jenen Ländern, die den Bestand bisher befischt haben, und jenen, in deren Gewässer der Bestand nun eingewandert ist und die ihn ebenfalls befischen möchten. Solche Nutzungskonflikte münden schnell in einer Überfischung des Bestands, wie aktuell bei der nordostatlantischen Makrele zu beobachten.

Um derartige Konflikte und die daraus resultierenden Überfischungsrisiken zu verringern, ist dringend eine bessere internationale Zusammenarbeit nötig, betonen die Studienautorinnen (2)..

Lauren Koerner, Data-Science-Managerin beim MSC und Mitautorin der Studie:

" Die Folgen des Klimawandels führen zu Veränderungen im marinen Ökosystem, Fischbestände ziehen in neue, kühlere Meeresgebiete, bestehende Fischereiabkommen und Fangquotenzuteilungen werden damit obsolet. Was wir heute brauchen, sind flexible Fischereiabkommen, die Veränderungen in der Verbreitung oder der Größe von Fischbeständen adäquat berücksichtigen. Andernfalls wird es selbst für hochmotivierte Fischereien schwer, nachhaltig zu fischen."

"Der Klimawandel zeigt keinerlei Anzeichen einer Verlangsamung, gleichzeitig wachsen die Weltbevölkerung und die Nachfrage nach Fisch. Regierungen und Fischereimanagement-Organisationen müssen ihre Praktiken anpassen, um mit den Veränderungen Schritt zu halten und sicherzustellen, dass unsere Meere nicht überfischt werden."

Folgen für Umwelt und Ernährung weltweit

Nicht nur ökologisch, sondern auch sozioökonomisch bergen der Klimawandel und das Schrumpfen oder Abwandern von Fischbeständen Risiken, unter anderem beim Thunfisch, einem der weltweit beliebtesten Speisefische.

Joe Zelasney, Leiter des Projektbereichs Thunfisch im Common Oceans Programm der FAO :

" Mit dem Klimawandel wird es in der Thunfischfischerei Gewinner und Verlierer geben. Für einige vom Thunfisch abhängige Inselstaaten im Globalen Süden könnten die wirtschaftlichen Folgen verheerend sein. Es ist daher entscheidend, dass die Regierungen der Fangnationen und die internationalen Fischereimanagementorganisationen, die den Thunfischfang auf hoher See regulieren, eng zusammenarbeiten und den klimabedingten Veränderungen einen Schritt voraus sind um Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit in den betroffenen Regionen schützen zu können. "

Im Vorfeld der UN-Klimaverhandlungen (COP30) , die nächste Woche beginnen, ruft der MSC die Regierungen aller Fischereinationen dazu auf, bei der gemeinsamen Bewirtschaftung von Fischbeständen stärker zusammenzuarbeiten, den Fischfang grenzüberschreitend zu regulieren und Überfischung zu verhindern.

-

(1) Titel der Studie: " Climate change risks to future sustainable fishing using global seafood ecolabel data (http://ots.de/wWOOqx) "

(2) Auch nicht wandernde Fischarten sind durch die Auswirkungen des Klimawandels gefährdet. Zum Beispiel kann ihre Bestandsgröße infolge zunehmender Meereserwärmung und -versauerung schrumpfen. Auch für diese Fischarten ist ein adaptives Fischereimanagement zur Anpassung der Fangmengen und Fischereiaktivitäten und zur Verhinderung von Überfischung essentiell. Allerdings ist ein gutes Fischereimanagement bei nicht wandernden Arten deutlich weniger komplex und konfliktanfällig als bei wandernden Arten - und das Überfischungsrisiko somit geringer.

Pressekontakt:

Marine Stewardship Council (MSC) Andrea Harmsen +49 30 609 8552 10 mailto:andrea.harmsen@msc.org


Quelle: ots / newsaktuell - Pressemitteilung - Marine Stewardship Council (MSC)
Für den Inhalt übernehmen wir keine Verantwortung