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Sankt Anna am Aigen (ots) - Lieferengpässe, fehlende Teile, Stillstand in den
Werken - der jüngste Produktionsstopp bei VW zeigt, wie anfällig selbst
Branchenriesen für Störungen in der Lieferkette sind. Für mittelständische
Zulieferer kann ein solcher Stillstand existenzbedrohend werden, wenn Zahlungen
ausbleiben oder Aufträge plötzlich eingefroren werden. Die Abhängigkeit von
einzelnen Großkunden wird damit zum Risiko.
Wer sich zu stark auf einen Hauptabnehmer verlässt, spielt mit dem Feuer. Dieser
Beitrag zeigt, wie Mittelständler ihre Strukturen widerstandsfähiger machen; von
der Diversifizierung der Kundenbasis über strategische Lagerhaltung bis hin zu
digitalen Frühwarnsystemen, die Engpässe erkennen, bevor sie teuer werden.
Strukturelle Abhängigkeiten und Fehlanreize in der Lieferkette
Mittelständische Zulieferer bewegen sich in einem System, das von einseitigen
Machtverhältnissen geprägt ist. Großkunden wie VW geben nicht nur die Preise,
sondern auch Taktung, Liefermengen und Fristen vor und bestimmen damit
weitgehend die Produktionsrealität ihrer Zulieferer. Diese sind gezwungen, ihre
Kapazitäten, Investitionen und oft sogar ihre Personalplanung an die Vorgaben
der OEMs (Original Equipment Manufacturers) anzupassen.
Kommt es dann zu einem kurzfristigen Produktionsstopp, etwa wegen fehlender
Halbleiter, sinkender Nachfrage oder Modellwechseln, geraten viele
Mittelständler in Schieflage. Sie bleiben auf fixen Kosten und Lagerbeständen
sitzen, während die Zahlungseingänge ausbleiben. Hinzu kommt, dass die
Kundendiversität häufig gering ist: Ein oder zwei Hauptabnehmer tragen den
Großteil des Umsatzes, was das Risiko zusätzlich bündelt.
Erschwerend wirkt das Just-in-Time-Prinzip, das kaum Puffer erlaubt und die
gesamte Wertschöpfung eng verzahnt. Fällt an der Spitze der Kette die Produktion
aus, steht auch am Ende alles still. So entsteht eine Abhängigkeit, die sich
nicht über operative Effizienz lösen lässt, sondern strukturelle Veränderungen
erfordert.
Wege zur Unabhängigkeit: Strategische Hebel für Mittelständler
Unabhängigkeit von einzelnen OEMs bedeutet nicht, sich von ihnen abzuwenden,
sondern die eigene Position zu stärken. Wichtig ist eine Kombination aus
Marktbreite, technologischer Tiefe und kooperativer Stärke.
1. Diversifizierung der Kundenbasis:
Viele Zulieferer konzentrieren sich aus Kostengründen auf wenige Abnehmer. Eine
schrittweise Öffnung hin zu weiteren OEMs oder angrenzenden Branchen wie
Maschinenbau, Medizintechnik oder erneuerbare Energien schafft Stabilität. Der
Effekt zeigt sich meist nicht sofort, doch selbst kleinere zusätzliche
Umsatzquellen können im Krisenfall den Ausschlag geben.
2. Technologische Spezialisierung:
Wer über einzigartiges Know-how, patentierte Verfahren oder hochspezialisierte
Komponenten verfügt, wird schwer ersetzbar. Solche Unternehmen agieren nicht
über den Preis, sondern über Kompetenz und erhöhen damit ihre Verhandlungsmacht.
Gleichzeitig entstehen neue Marktchancen, ohne dass die Partnerschaft zu
bestehenden OEMs geschwächt wird.
3. Kooperationen und Netzwerke:
Gemeinschaftliche Entwicklungsprojekte, regionale Zuliefercluster oder
Innovationsnetzwerke ermöglichen es, Ressourcen zu teilen, Kapazitäten flexibel
zu steuern und Risiken zu streuen. Auf diese Weise entsteht eine neue Form von
Resilienz, die nicht gegen, sondern mit dem Markt geht.
Langfristig können Mittelständler nur dann bestehen, wenn sie als
Entwicklungspartner auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Wer eigene
Innovationskraft beweist, wird Teil der Lösung, nicht Teil des Problems.
Wie kann Technologie helfen, diese Hebel wirksam umzusetzen?
Digitale Transparenz entscheidet heute darüber, wie widerstandsfähig
Lieferketten wirklich sind. Moderne Systeme erfassen Materialflüsse,
Transportwege und Lieferanten in Echtzeit und erkennen Störungen, bevor sie zur
Produktionsbremse werden. Plattformen wie das SAP Business Network oder
riskmethods werten Datenströme aus und warnen automatisch bei drohenden
Engpässen.
Ergänzend ermöglichen KI-gestützte Prognosen und digitale Zwillinge, Risiken zu
simulieren und alternative Szenarien durchzuspielen. So wird aus reaktiver
Krisenbewältigung vorausschauendes Handeln.
Allerdings funktioniert das nur, wenn Daten entlang der gesamten Kette geteilt
werden. Offene Schnittstellen und gegenseitiges Vertrauen sind daher ebenso
entscheidend wie Technologie selbst; sie machen digitale Resilienz erst möglich.
Fazit
Der Produktionsstopp bei VW ist kein Einzelfall, sondern ein Warnsignal für die
gesamte Industrie. Mittelständische Zulieferer können sich nur behaupten, wenn
sie strukturelle Abhängigkeiten abbauen, ihre technologische Eigenständigkeit
stärken und digitale Transparenz schaffen. Resilienz entsteht nicht über Nacht,
aber sie beginnt mit der Entscheidung, sich nicht mehr allein vom Takt des
Großkunden treiben zu lassen.
Über Margot Königshofer:
Margot Königshofer ist Gründerin und Geschäftsführerin der Procfit GmbH,
spezialisiert auf den Aufbau und die Optimierung von Lieferketten für Startups,
junge Unternehmer und Onlinehändler. Mit mehr als 19 Jahren Erfahrung und einem
Netzwerk aus 70.000 Lieferanten hat sie über 800 Projekte erfolgreich begleitet.
Procfit unterstützt Unternehmen mit einem kompletten Servicepaket für Einkauf
und den Aufbau ihrer Lieferketten. Mehr Informationen unter:
https://www.procfit.at/ .
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Margot Königshofer
E-Mail: mailto:m.koenigshofer@procfit.at
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