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Losheim am See (ots) - Er ist grau-grün, unscheinbar und meistens irgendwo im
Handschuhfach zwischen alten Kassenbons und abgelaufenen Parktickets verborgen:
der Fahrzeugschein. Oder genauer gesagt die "Zulassungsbescheinigung Teil I" -
wie es seit 2005 offiziell heißt. Da dieser Begriff aber klingt, als wäre er in
einem besonders humorlosen EU-Ausschuss entstanden, hat sich das gewohnte Wort
in der Alltagssprache tapfer gehalten. Doch hier zählt ohnehin nicht der Name,
sondern der Inhalt. Was wie ein simples Stück Papier aussieht, entpuppt sich bei
näherem Hinsehen als Schatzkarte voller Informationen. Denn der Fahrzeugschein
ist mehr als nur ein Pflichtdokument. Er ist so etwas wie der Personalausweis
des Fahrzeugs - nur eben mit mehr Zahlen und ohne Passfoto. Von der Leistung
über das Gewicht bis zu geheimnisvoll anmutenden Codes wie HSN und TSN: Wer sich
ein wenig hineindenkt, kann im Schein erstaunlich viel über das eigene Auto
erfahren. Und manchmal sogar Dinge entdecken, die auf den ersten Blick verborgen
bleiben. Die Datenflut beginnt schon oben links: Unter Feld B zeigt sich das
wahre Alter des Fahrzeugs: Das Datum der Erstzulassung ist so etwas wie der
Geburtstag auf vier Rädern. Gleich darunter geht es in die Vollen: P.2 verrät
die Leistung in Kilowatt. Wer lieber in PS denkt, multipliziert einfach mit
1,36. In P.4 steht die Nenndrehzahl - also der Punkt, an dem der Motor seine
ganze Kraft entfaltet. Und wer schon immer wissen wollte, wie stark die Pferde
unter der Motorhaube sind, wird unter P.1 fündig: Dort wird der Hubraum in
Kubikzentimetern beziffert - der Klassiker unter den Leistungsmerkmalen. Doch
damit nicht genug. Auch die Antriebsart ist vermerkt. "Zumindest theoretisch,
denn bei Hybridfahrzeugen steht hier mitunter schlicht Benzin oder Diesel,
obwohl das Auto zusätzlich elektrisch fährt. Ein Detail, das man nur entdeckt,
wenn man genauer hinschaut", erklärt Florian Mai, der Technische Leiter der KÜS.
Hauptuntersuchung: Kein Bühnenauftritt ohne Fahrzeugschein
Besonders spannend wird es, wenn es um zwei kryptische Kürzel geht: HSN ist die
Herstellerschlüsselnummer und TSN steht für Typschlüsselnummer, beides in Feld 2
zu finden. Diese Zahlenkombinationen sind die Eintrittskarte in die Welt zum
passenden Ersatzteil. Wer sie kennt, spart sich im Teilehandel ein endloses
Rätselraten oder Fehlbestellungen. Und auch für Umweltzonen oder Steuerfragen
sind sie relevant: Denn sie verraten indirekt, welcher Abgasnorm das Fahrzeug
entspricht. Doch all das ist nicht nur für den Besitzer interessant. Spätestens
wenn die Hauptuntersuchung ansteht, wird der Schein zur Schaltzentrale - und für
Prüfingenieure zur unverzichtbaren Grundlage. Denn bevor bei der KÜS die
Hebebühne summt, wandert der Blick des Prüfers zunächst auf das grau-grüne
Papier. Der Fahrzeugschein wird eingescannt oder die erforderlichen Daten werden
von Hand übertragen.
Damit hat der Prüfer alle entscheidenden Angaben sofort auf dem Bildschirm:
Welche Assistenz- und Sicherheitssysteme verbaut sind, welche Abgasnorm gilt,
welche Prüfverfahren zulässig sind. Danach kommt der sogenannte HU-Adapter ins
Spiel - das ist die technische Verbindung zwischen Fahrzeug und der von der KÜS
entwickelten Prüfsoftware Explorer KE. Über sie synchronisiert sich der
Prüfrechner mit dem Bordnetz des Autos. Ein digitaler Dialog entsteht.
"Besonders bei neueren Modellen gewinnt dieser Andockpunkt an Bedeutung. Denn je
komplexer das Auto, desto mehr Systeme müssen abgefragt und bewertet werden",
weiß Florian Mai. Und ohne die Angaben im Schein wäre etwa ein präziser
Soll-Ist-Vergleich kaum möglich. Dieses verdichtete Stück Technikinfo aus Papier
wird damit zum Taktgeber der Prüfung. Ganz gleich, ob es um die Abgaswerte oder
die Bezugsbremskraft geht: Erst der Abgleich mit dem Dokument macht die
Beurteilung rechtlich belastbar. Am Ende ist die Hauptuntersuchung ein
Zusammenspiel von Mensch, Maschine, Messprogramm - und Papier.
Mehr als nur ein Stück Papier
So viel Information auf so wenig Raum - das ruft natürlich auch Mythen auf den
Plan. Etwa die Annahme, man dürfe den Fahrzeugschein einfach kopieren und im
Handschuhfach lassen. Falsch! Das Original muss mitgeführt werden, weil es bei
einer Kontrolle oder nach einem Unfall als rechtlich relevantes Schriftstück
gilt. Und noch ein Extra: Auf der Vorderseite oben rechts steht übrigens die
Seriennummer des Dokuments - sie ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Damit
lässt sich die Echtheit des Scheins prüfen. Man darf sie aber nicht mit der
Fahrzeug-Identifizierungsnummer verwechseln. Die steht im Feld E und ermöglicht
die eindeutige Identifikation des Autos. Auch sie ist einmalig. Am Ende ist
dieser schlichte Faltzettel in Tarnfarbe weit mehr als nur ein Stück Papier. Für
Laien ein kleiner Rätselblock. Für Profis ein Datenpaket mit System. Und für das
Auto? Der Ausweis, der nie abläuft.
Über KÜS | Fahrzeugprüfungen und -gutachten
Die KÜS ist in Deutschland seit 1991 als Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation
amtlich anerkannt. Mit rund 8.000 Untersuchungsstellen, 1.600 Prüfingenieurinnen
und Prüfingenieuren sowie rund fünf Millionen Fahrzeuguntersuchungen pro Jahr
ist die KÜS ein gefragter Dienstleister mit ausgeprägter Kompetenz in
Fahrzeugsicherheit und Mobilität. Das Dienstleistungs-Portfolio reicht von
amtlichen Fahrzeuguntersuchungen und Sachverständigen-Tätigkeiten
(Schadengutachten, Wertgutachten) über Schulungsangebote bis hin zu IT-Lösungen.
Zur KÜS-Unternehmensgruppe gehören die KÜS als Überwachungsorganisation, die KÜS
Technik GmbH als Technischer Dienst der KÜS, die KÜS DATA GmbH mit eigenem
Hochleistungs-Rechenzentrum für maximale Datensicherheit, die KÜS Akademie GmbH
für die Aus- und Weiterbildung, die KÜS Automotive GmbH für Fahrzeuggutachten
sowie die KÜS Service GmbH mit Expertise u. a. in Arbeitssicherheit und
Datenschutz.
Als expandierender Spezialist für Verkehrssicherheit stellt sich die KÜS
konsequent den Anforderungen einer Mobilität, die sich aktuell rasant verändert.
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