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Berlin (ots) - Verbandspräsident Gallenkamp: "Wer die Deindustrialisierung
Deutschlands aufhalten will, muss bei den entscheidenden Standortfaktoren
Energie, Bürokratie und Abgaben nachbessern" / Absatz und Umsatz der
Papierindustrie 2025 weiter rückläufig / Aktuelle Umfrage: 81 Prozent der
Bundesbürger befürworten niedrigere Energiepreise für energieintensive Branchen
/ BMWE-Staatssekretärin Gitta Connemann will Bürokratiekosten für die Wirtschaft
um ein Viertel reduzieren / IGBCE-Hauptvorstand Francesco Grioli: "Die
papiererzeugende Industrie hat hier eine Zukunft. Deutschland und Europa
brauchen diese Branche." / 93,5 Prozent sehen wichtige Rolle für Papier und
Pappe in der Zukunft.
Industrieunternehmen werden in Deutschland nur dann weiterhin erfolgreich
agieren können, wenn sich die Standortbedingungen in den Bereichen Energie,
Bürokratie und Unternehmensabgaben im Vergleich zum internationalen Wettbewerb
entscheidend und nachhaltig verbessern. Darauf hat der Präsident des Verbands
DIE PAPIERINDUSTRIE und CEO des Spezialpapierherstellers Felix Schoeller,
Hans-Christoph Gallenkamp, auf dem diesjährigen Paper Summit des Verbands in
Berlin vor rund 150 Führungskräften der Papierbranche und ihrer Marktpartner
hingewiesen. Dabei gehe es nicht allein "um die Beseitigung nachteiliger
Standortfaktoren, sondern darum, die drohende Deindustrialisierung Deutschlands
aufzuhalten", erläuterte Gallenkamp.
Die Entwicklung in der Papier- und Zellstoffindustrie sei dafür - im dritten
Rezessionsjahr in Folge - eines der warnenden Beispiele. Trotz größter
Anstrengungen der Unternehmen verzeichne die Branche weiterhin rückläufige
Produktionsmengen und Kapazitäten. Ende dieses Jahres werden Stand heute nur
noch 129 Werke mit 218 Papiermaschinen in Betrieb sein. 2020 waren es noch 152
Werke mit 260 Papiermaschinen. Damit wurden in den letzten fünf Jahren 15
Prozent der Werke und Papiermaschinen stillgelegt. Auch bei der Produktion
zeichnet sich in den ersten drei Quartalen dieses Jahres im Vergleich zum
Vorjahr eine 3,5 Prozent geringere Produktionsmenge und 4 Prozent weniger Umsatz
ab. In Europa ist die Gesamtproduktionsmenge von Papier und Pappe im ersten
Halbjahr 2025 mit 39,6 Mio. Tonnen um 1,3 Prozent geringer als im
Vorjahreszeitraum. Der Rückgang der Produktionsmenge in Deutschland im selben
Zeitraum belief sich auf 3,2 Prozent und ist damit 2,5x stärker als in Europa.
Das bleibt nicht ohne Konsequenzen für das Investitionsvolumen. Investierte die
Papierindustrie 2024 noch über 288 Millionen Euro in den Substanzaufbau, sind es
in diesem Jahr lediglich elf Millionen Euro[1].
Repräsentative Umfrage: 81 Prozent für niedrigere Energiepreise für
energieintensive Branchen
Trotz richtungsweisender Beschlüsse der Koalition bei den Energiepreisen, wie
der Abschaffung der Gasspeicherumlage oder des Zuschusses bei den
Stromnetzentgelten, seien die Preise für Strom und Gas nach wie vor zu hoch.
"Diese Maßnahmen stellen lediglich den Status von vor 2022 wieder her. Es sind
aber immer noch keine wettbewerbsfähigen Energiepreise", so Gallenkamp. Diese
Erkenntnis hat sich auch in der Bevölkerung durchgesetzt, wie aus einer
repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verbands DIE PAPIERINDUSTRIE hervorgeht,
die das Meinungsforschungsinstitut Appinio kurz vor dem Paper Summit 2025 unter
2.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland durchgeführt hat. Darin
befürworten über 81 Prozent der Befragten, dass die energieintensiven Industrien
durch wettbewerbsfähige Energiepreise im Land gefördert werden. 93 Prozent
votierten für insgesamt bessere Bedingungen für energieintensive Betriebe, um
die Arbeitsplätze zu sichern.
BMWI-Staatssekretärin Gitta Connemann für "entschiedenen Bürokratierückbau"
Gitta Connemann, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für
Wirtschaft und Energie und zugleich Beauftragte der Bundesregierung für den
Mittelstand, unterstützte auf dem Paper Summit Gallenkamps Forderung nach
umfassenden Strukturreformen im Rahmen ihrer Keynote: "Deutschland befindet sich
in einer historischen Wachstumskrise. Korrekturen reichen nicht, um wieder auf
Wachstumskurs zu kommen. Unser Standort braucht substanzielle Strukturreformen,
um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Dazu gehört auch ein entschiedener
Bürokratierückbau. Ineffiziente und zu lange Verfahren, überbordende
Dokumentations- und Meldepflichten, all das lähmt unser Land. Überregulierung
kostet Geld, Zeit, Personalressourcen und Kraft. Deshalb wollen wir die
Bürokratiekosten für die Wirtschaft um ein Viertel reduzieren durch weniger
Beauftragte, ein Lichten des Regelungsdschungels, weitere Praxis-Checks,
schnellere Genehmigungsverfahren und eine noch stärkere Digitalisierung der
Verwaltungsdienstleistungen. Wir wollen einen Paradigmenwechsel: Weg vom
Misstrauen, hin zum Vertrauen. Unsere Modernisierungsagenda für Staat und
Verwaltung setzt dafür den Startpunkt." Auch großen Teilen der Bevölkerung ist
das Problem der überbordenden Bürokratie bewusst: Fast zwei Drittel (64 Prozent)
der Bundesbürger sehen Bürokratie laut Verbandsumfrage als eine Hauptursache für
die schwache Wirtschaftslage an.
IGBCE-Hauptvorstand Grioli: "Die Politik muss die Umsetzungsgeschwindigkeit
massiv erhöhen"
Das Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE, Francesco Grioli,
forderte die Politik auf, die Umsetzungsgeschwindigkeit bei neuen Vorhaben
massiv zu erhöhen: "Es gibt Wege aus der Krise. Es gibt Chancen, auf einen neuen
Wachstumskurs zurückzufinden. Es gibt Perspektiven für gute Industriearbeit in
Deutschland. Dazu gehören eine starke, aktive Industriepolitik, niedrigere
Energiepreise, eine Reform des Emissionshandels sowie der Ausbau der
Infrastruktur. Die papiererzeugende Industrie hat hier eine Zukunft. Deutschland
und Europa brauchen diese Branche. Ihre Produkte sind Pfeiler unseres Alltags,
unserer Versorgungssicherheit und unserer sicherheitspolitischen Architektur. "
Papier ist und bleibt gefragt
Die deutsche Papier- und Zellstoffindustrie sieht sich als unverzichtbarer
Treiber einer nachhaltigen Zukunft. Laut der Studie des Verbandes bleibt Papier
ein Schlüsselmaterial: 93,5 Prozent der Verbraucher und Verbraucherinnen sind
überzeugt, dass Papier künftig eine wichtige Rolle spielen wird. Besonders im
Verpackungsbereich wünschen sich die Befragten mehr umweltfreundliche
Alternativen - über 90 Prozent begrüßen den Ersatz von Kunststoffverpackungen
durch Papier- und Pappverpackungen. Dass es keinen Tag ohne Papier gibt, zeigen
auch die häufigsten Nutzungssituationen: Ganz vorne rangieren dort die
Hygienepapiere, aber auch Versandverpackungen und Zeitungen und Zeitschriften
gehören zu den Hauptverwendungsarten. Im öffentlichen Sanitärbereich wünschen
sich fast 84,9 Prozent der Verbraucher und Verbraucherinnen vor allem Papier zur
Händetrocknung. Auch als Träger für Bildung (84,6 Prozent) und für wichtige
Dokumente (88,2 Prozent) bevorzugen die Verbraucher und Verbraucherinnen Papier.
Die Umfrage zeigt, dass Papier und Pappe aus dem alltäglichen Leben der Menschen
nicht wegzudenken sind.
[1] Ergebnis einer Verbandsumfrage 2025 unter 37 Mitgliedsunternehmen, die ca.
60 Prozent des Branchenumsatzes repräsentieren.
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DIE PAPIERINDUSTRIE
Marilena Hantke
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