|
Osnabrück (ots) - Schauspielerin vergleicht Auswirkungen von Filmrollen auf den
Alltag mit dem Spielen eines Instruments: "Ein bisschen Spucke ist immer noch
drin"
Osnabrück. Schauspielerin Luise Heyer (40) kann ihre Rollen am Dreh-Set im
Alltag nicht sofort abschütteln, "Der Körper nimmt das ja auch auf, was man
spielt", sagte Heyer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Der Körper ist
sozusagen das Instrument. Das bleibt ja erst einmal, das lässt sich nicht von
jetzt auf gleich abschütteln. Dem Körper ist es ja egal, ob die Emotion gespielt
ist oder nicht. Sie ist erst einmal gespeichert." Körper und Seele sieht Heyer
im Zusammenspiel und zieht einen Vergleich: "Um es mal bildlich zu formulieren -
wenn du Saxophon spielst und fertig bist, dann sind die Töne zwar durch, aber
ein bisschen Spucke ist immer noch drin."
Heyer blickt zuversichtlich auf die Oscar-Nominierung für den Film "In die Sonne
schauen", der in der Kategorie Bester Internationaler Film nominiert ist: "Ich
schätze die Chancen hier wirklich sehr gut ein", sagt die 40-Jährige. Eine
Anreise zur Verleihung in Los Angeles auf eigene Kosten sei ihr vermutlich "zu
teuer".
Die langjährige Theaterschauspielerin vermisst trotz aller TV- und Kino-Erfolge
die Bühne, auch wenn sie die Auftritte manchmal ängstigen: "Ich hatte da oft das
Gefühl, dass, wenn sich jemand geräuspert hat, dass es daran liegen könnte, dass
ich gerade richtig schlecht spiele", sagt Heyer.
+++
dr
Die Antworten von Luise Heyer im Wortlaut:
Sie haben in zahlreichen schwierigen bis krassen, schwer zu spielenden Rollen
überzeugt. Als Hape Kerkelings Mutter in "Der Junge muss an die frische Luft",
als mörderische Sabine in der gleichnamigen "Polizeiruf 110"-Episode oder
zuletzt in der Verfilmung des Fitzek-Thrillers "Der Heimweg". Können Sie am Ende
von solchen Drehtagen überhaupt abschalten?
Ich würde für mich sagen, dass ich das gut kann, auch wenn mein Umfeld
vielleicht etwas Anderes sagen würde. Aber das ist natürlich auch davon
abhängig, was ich spiele. Zum Beispiel beim "Heimweg" ist das eine wahnsinnig
körperliche Erfahrung gewesen. Es war kalt, es war Nacht, das war körperlich
sehr anstrengend. Bei "Sabine", dem "Polizeiruf", wo ich auch viel alleine
gespielt habe, war es glaube ich gut, dass ich nicht in meiner Heimatstadt
Berlin gedreht hatte. Der Körper nimmt das ja auch auf, was man spielt. Der
Körper ist sozusagen das Instrument. Das bleibt ja erst einmal, das lässt sich
nicht von jetzt auf gleich abschütteln. Dem Körper ist es ja egal, ob die
Emotion gespielt ist oder nicht. Sie ist erst einmal gespeichert.
Man nimmt schon etwas von der Rolle mit nach Hause von dem, was man gespielt
hat?
Wahrscheinlich schon, ja. Es wäre falsch zu sagen, dass man es einfach so
abhakt. Dein Körper und deine Seele sind dein Instrument. Um es mal bildlich zu
formulieren - wenn du Saxophon spielst und fertig bist, dann sind die Töne zwar
durch, aber ein bisschen Spucke ist immer noch drin.
Der Film "In die Sonne schauen" ist für die Oscarverleihung 2026 bereits in der
Kategorie Bester Internationaler Film nominiert. Bis zur Shortlist dauert es
noch ein bisschen. Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Sehr gut. Ich glaube, dass der Film wirklich sehr gute Chancen hat. Ich weiß
nicht, ob ich das zu einem anderen Film jemals gesagt habe oder hätte. Aber ich
schätze die Chancen hier wirklich sehr gut ein.
Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob Sie dann mit nach Los Angeles fahren
würden?
Ich vermute mal, dass das dann zu teuer für mich ist.
Sie müssten das selber bezahlen?
Ich denke schon. Und das ist ja ein Ensemble-Film. Ich könnte mir vorstellen,
dass vielleicht ein oder zwei spielende Personen mitgenommen werden können. Aber
da muss man dann natürlich auch ehrlicherweise sagen, dass andere Figuren, auch
wenn es da keine krassen Hauptfiguren gab, da viel größer sind. Ich schätze
meine Chancen sehr klein ein, dass mir gesagt wird, dass ich da mitgenommen
werde. Aber wenn, dann mache ich das natürlich doch. Und wenn nicht, dann komme
ich halt mit einem anderen Film wieder, oder? (lacht)
Selbstverständlich! Ursprünglich kommen Sie ja vom Theater. Rostock, dann
Dortmund ...
In Rostock habe ich meine Schauspielschule gemacht. Zwischen Rostock und
Dortmund habe ich dann durch Zufall meine erste Spielfilmrolle bekommen. Und vor
meiner Schauspielausbildung habe ich ausschließlich Theater gespielt.
Vermissen Sie die Bühne?
Ja. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich vermisse einiges an der Bühne. Aber
ich habe auch immer große Angst gehabt. Ich hatte da oft das Gefühl, dass, wenn
sich jemand geräuspert hat, dass es daran liegen könnte, dass ich gerade richtig
schlecht spiele. (lacht)
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/58964/6154018
OTS: Neue Osnabrücker Zeitung
|