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Berlin (ots) - Die Bundeswehr sei "viel besser als der Ruf", versichert
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Man könnte auch sagen: Die
Bundeswehr - besser als man denkt! Der Kompromiss zur Wehrpflicht ist
beschlossen - diese soll weiterhin hauptsächlich auf Freiwilligkeit basieren,
und weil die Ressource Junginfanterist knapp ist, wird die Werbetrommel gerührt.
So auch der Wehrbeauftragte Henning Otte: Die Musterung solle als "kostenfreier
staatlicher Fitnesstest" verstanden werden, "ein Beitrag zur öffentlichen
Gesundheitsfürsorge". Sehr zuvorkommend. Danke vielmals!
Wenn dies und das lauwarme Vaterlands-Pathos nicht fruchten, wedelt der Herr
Unteroffizier Karriereberater mit 2600 Euro brutto im Monat. Dazu
Führerscheinzuschuss für Pkw oder Lkw, IT-Lehrgänge und allerlei
Ausbildungsangebote. Prinzipiell sind höhere Löhne ja unterstützenswert, doch
die Frage ist hier: Für wen ist das attraktiv? Einen 18-Jährigen aus gut
situiertem Elternhaus, der ohnehin studieren wird und dessen Führerschein längst
bezahlt ist, lockt das Angebot kaum. Für einen Jugendlichen aus einer Familie,
in der 2600 Euro brutto ein gutes Einkommen sind und in der ein Führerschein
unbezahlbar bleibt, sieht die Rechnung schon ganz anders aus.
Die Freiwilligkeit, auf die die SPD pocht, wird demnach zur sozialen
Sortiermaschine: Nicht Überzeugung oder gar Vaterlandsliebe entscheiden, wer zur
Bundeswehr geht, sondern die ökonomische Lage des Elternhauses. Man kann das
eine Berufsarmee nennen. Ehrlicher wäre: eine Klassenarmee.
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