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Berlin (ots) - Der demografische Wandel, die Zunahme chronischer und psychischer
Erkrankungen sowie veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen stellen das
Gesundheitswesen in Deutschland vor wachsende Herausforderungen. Damit steigt
die Bedeutung eines Public-Health-Ansatzes, der Risiken früh erkennt, wirksame
Prävention ermöglicht und die Gesundheit der Bevölkerung nachhaltig stärkt. Die
Bundesärztekammer (BÄK) bewertet es daher als wichtiges politisches Signal, dass
Public Health im Koalitionsvertrag und in den Vorhaben der Bundesregierung
ausdrücklich verankert ist. Zugleich zeigt die Stellungnahme der
Bundesärztekammer "Medizinisch-wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu Public
Health" (https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/wissenschaftlic
her-beirat/Veroeffentlichungen/WB-Stellungnahme_Public_Health_20_11_2025.pdf) ,
dass Deutschland eine übergreifende, wissenschaftlich fundierte
Public-Health-Strategie benötigt, um bestehende Potenziale auszuschöpfen und
Prävention, Gesundheitsförderung sowie den öffentlichen Gesundheitsdienst
nachhaltig zu stärken.
Die Stellungnahme der BÄK wurde heute vor der Bundespressekonferenz vorgestellt.
Dazu erklärt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer: "Es gibt
viele Einflussfaktoren und Umstände, die bestimmen, ob ein Mensch gesund bleibt
oder erkrankt. Manchmal ist es einfach nur Schicksal, doch maßgeblich hängen
Gesundheit und Krankheit von individuellen Verhaltensweisen, aber auch von
Lebensumständen und sozialem Status ab. Public Health greift diese und viele
weitere Zusammenhänge auf: Es geht darum, Ursachen von Erkrankungen zu erkennen,
Prävention zu fördern und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Wenn wir die
Gesundheit der Bevölkerung langfristig stärken wollen, müssen wir sie im Sinne
eines Health-in-all-Policies-Ansatzes in allen Politikfeldern mitdenken. Nur
wenn politische Entscheidungen in Bereichen wie Bildung, Umwelt, Arbeit,
Stadtentwicklung oder Verkehr auch gesundheitliche Auswirkungen berücksichtigen,
kann die Gesunderhaltung der Bevölkerung als gemeinsame gesellschaftliche
Aufgabe gelingen."
Nina Warken, Bundesministerin für Gesundheit : "Die Stellungnahme verdeutlicht
die Komplexität der Aufgabe, Public Health insgesamt zu stärken. Deutschland hat
beim Gesundheitszustand der Bevölkerung, bei der Gesundheitskompetenz und den
Anreizen, ein möglichst gesundheitsbewusstes Leben zu führen, noch deutlich Luft
nach oben. Gleichzeitig ergeben sich viele Möglichkeiten für gute Lösungen, an
denen die Gesundheitspolitik ansetzt: Durch das kürzlich vorgestellte
Forschungsdatenzentrum können wir die Forschung durch eine deutlich breitere
Datenbasis auf ein neues Level heben. Die Gesundheitskommunikation werden wir
inhaltlich noch stärker miteinander abstimmen - angefangen bei den
nachgeordneten Behörden des BMG. Angesichts der geopolitischen Veränderungen und
aktuellen Krisen gewinnt zudem die Gesundheitssicherheit massiv an Bedeutung.
Deshalb werden wir die Resilienz unseres Gesundheitssystems im Falle eines
Ausnahmezustands stärken. Dies ist kein Alarmismus, sondern ein Rendez-vous mit
der sicherheitspolitischen Realität. Ich bin dankbar, dass wir bei den
bevorstehenden Aufgaben auf die Ärzteschaft zählen können."
Prof. Dr. Ute Thyen, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und Federführende
des Arbeitskreises "Medizinisch-wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu Public
Health" : "Die Stärkung des Arbeits- und Forschungsfeldes Public Health
insbesondere in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung
sowie Gesundheitsschutz erfordert transparente Governance, klare
Finanzierungsstrukturen, zentrale Dateninfrastrukturen und ressortübergreifendes
politisches Handeln. Die Prävention muss gegenüber der kurativen
Gesundheitsversorgung gestärkt werden, insbesondere durch gesunderhaltende
Gestaltung der Lebenswelten. Evidenzbasierter Gesundheitskommunikation,
Einbindung und Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Nutzung
digitaler Daten für eine effektive Public-Health-Strategie kommt eine besonders
hohe Bedeutung zu."
Prof. Dr. Michael Hallek, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK,
ergänzt : "Public-Health-Forschung ist die Grundlage für wirksame
Verhältnisprävention, für die Stärkung gesundheitlicher Kompetenzen und für mehr
Chancengerechtigkeit. Damit leistet sie einen zentralen Beitrag zur Gesundheit
der Bevölkerung, zur Resilienz unseres Versorgungssystems sowie zum
gesellschaftlichen Zusammenhalt. In den vergangenen Jahren sind wichtige
Voraussetzungen geschaffen worden - von einer gestärkten Forschungslandschaft
über einen leistungsfähigeren Öffentlichen Gesundheitsdienst bis hin zu
Fortschritten bei Datenschutz und Dateninfrastrukturen. Gleichzeitig bleibt viel
zu tun: Forschungsressourcen müssen stärker gebündelt, erfolgreiche
Interventionen schneller in die Praxis übertragen und qualitativ hochwertige
Daten für Forschung besser zugänglich gemacht werden."
- Stellungnahme der BÄK "Medizinisch-wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu
Public Health" (https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/wissen
schaftlicher-beirat/Veroeffentlichungen/WB-Stellungnahme_Public_Health_20_11_2
025.pdf)
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