|
Berlin (ots) -
- Niederlande verbietet ab 2026 private Silvesterböllerei - zum Schutz von
Mensch, Tier und Umwelt
- Bündnis #böllerciao fordert Verbot auch in Deutschland, darunter
Polizeigewerkschaft, Ärzteschaft, Tierschutzorganisationen und erstmals auch
das Deutsche Kinderhilfswerk
- DUH-Bundesgeschäftsführer Resch zur Innenministerkonferenz: "Wer jetzt weiter
wegschaut, nimmt die nächste Horrornacht billigend in Kauf"
- Schon mehr als 673.000 Unterschriften: Bündnis ruft alle Bürgerinnen und
Bürger auf, den Druck zu erhöhen unter: http://www.duh.de/boellerciao
Kurz vor dem Start der Innenministerkonferenz fordern die Deutsche Umwelthilfe
(DUH) und ein breites Bündnis aus 55 weiteren Organisationen von den
Innenministerinnen und Innenministern der Länder sowie vom Bundesinnenminister
ein bundesweites Verbot privater Silvesterböller und -raketen. Die Niederlande
haben bereits erkannt, dass die verheerenden Folgen von privatem
Silvesterfeuerwerk nur durch ein flächendeckendes Verbot gestoppt werden können
und handeln ab 2026 entsprechend. Innenminister Alexander Dobrindt weigert sich
jedoch weiterhin, Konsequenzen zu ziehen.
Die Folge: Einsatzkräfte werden mit Raketen und Böllern attackiert, Millionen
Haus-, Nutz- und Wildtiere geraten in panische Angst und an keinem Tag des
Jahres ist die Luft so stark mit Feinstaub belastet wie in der Silvesternacht.
Hinzu kommen tausende Verletzte, darunter viele Kinder, die sich an
liegengebliebenen, vermeintlich nicht explodierten Böllern schwer verletzen.
Erstmals beteiligt sich daher auch das Deutsche Kinderhilfswerk als erste
Kinderrechtsorganisation am Bündnis.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Die Niederlande handeln und
schützen ihre Bevölkerung, ihre Tiere, die Einsatzkräfte und die Umwelt.
Deutschland hingegen lässt weiter zu, dass für den Spaß einer sehr kleinen
Minderheit jedes Jahr tausende Menschen verletzt werden, Städte im Feinstaub
versinken und Millionen Tiere in panische Flucht geraten. Ich erwarte von den
Innenministerinnen und Innenministern, dass sie den Willen der Mehrheit
anerkennen und endlich handeln. Ein Verkaufs- und Anwendungsverbot privater
Pyrotechnik ist längst überfällig. Wer immer noch Zweifel hat, soll am 1. Januar
eine Notaufnahme besuchen und sich anschauen, was jedes Jahr angerichtet wird.
Wer jetzt weiter wegschaut, nimmt die nächste Horrornacht billigend in Kauf."
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP): "Es ist
höchste Zeit, der massiven Silvestergewalt wirksam entgegenzutreten. Die
Innenministerkonferenz muss das Thema Böllerverbot endlich ernst nehmen und den
Regionen ermöglichen, regionale Lösungen umzusetzen. Wir Polizistinnen und
Polizisten sind es leid, jedes Jahr am eigenen Leib zu spüren, was politische
Untätigkeit anrichtet."
Jan Tjeerd de Faber, Kinderaugenarzt und Mitinitiator des Vuurwerkmanifest: " In
meiner ersten Schicht an Silvester 2003 sollte ich einem kleinen Jungen am
OP-Tisch ein durch Böller stark verletztes Auge retten, ohne Erfolg. Das war der
Auslöser: Seitdem setze ich mich vehement gegen privates Feuerwerk ein. Jahr um
Jahr musste ich erleben, dass Kinder und völlig Unbeteiligte durch Böllerei die
schlimmsten Schicksalsschläge erleiden. Nach 20 Jahren haben niederländisches
Parlament und Senat das Gesetz "Veilige Jaarwisseling" (Deutsch: Sicheres
Silvester) beschlossen und damit privates Feuerwerk verboten. In Deutschland ist
die Lage bei den Verletzungen mindestens so fatal wie in den Niederladen. Das
muss ein Ende finden."
Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes: " Kinder
und Jugendliche gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen durch
Silvesterböller. Vor allem Kleinkinder, neurodiverse Kinder, Kinder mit
Traumaerfahrung oder einfach hoher Sensibilität leiden stark unter der Böllerei.
Aufgrund ihres höheren Atemvolumens im Verhältnis zur Körpergröße und ihrer
höheren Atemfrequenz atmen Kinder und Jugendliche die extremen
Feinstaubkonzentrationen besonders schnell ein, zudem kommt es jedes Jahr bei
ihnen überproportional zu schweren Augenverletzungen. Ein Verbot privater
Feuerwerke schützt somit nicht nur Umwelt und Tiere, sondern vor allem die
Gesundheit der Jüngsten ."
Volker Gaßner, Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland: " Rund um den
Jahreswechsel bedeuten buntes Feuerwerk und laute Böllerschüsse für viele
Heimtiere, Wildtiere und Tiere in der Landwirtschaft einen tagelangen
Ausnahmezustand. Ihr empfindliches Gehör nimmt die Explosionen deutlich lauter
wahr als Menschen, die grellen Lichtblitze und der Geruch von Rauch verstärken
den Stress zusätzlich. Silvesterfeuerwerk ist ein ernstes Tierschutz-Problem,
dass die Politik endlich durch ein privates Böllerverbot bekämpfen muss - für
das Wohl tausender Tiere, der Umwelt und Menschen ."
Hintergrund:
Seit Jahren zeigen repräsentative Umfragen stabile Mehrheiten von rund 60
Prozent für ein Verbot privater Pyrotechnik. Auch eine aktuelle Umfrage aus
diesem Jahr bestätigt erneut: Die allermeisten Menschen planen, den
Jahreswechsel ohne eigenes Feuerwerk zu feiern - und lediglich 5 Prozent geben
an, in diesem Jahr auf jeden Fall zu böllern. Das Bündnis erwartet von Bund und
Ländern, diese eindeutige Stimmungslage ernst zu nehmen und endlich entsprechend
zu handeln.
Dem wachsenden Aktionsbündnis für ein böllerfreies Silvester gehören neben der
DUH 55 weitere Organisationen an: Gewerkschaft der Polizei, Bundesärztekammer,
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz, TASSO, Jane Goodall Institut Deutschland,
Deutscher Tierschutzbund, PETA Deutschland, Bundesverband der Ärztinnen und
Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner, Deutsches Kinderhilfswerk e.V., Menschen
für Tierrechte - Baden-Württemberg, Bundesverband Tierschutz e.V., NaturFreunde
Deutschlands, Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln, Pro Wildlife e.V., Tierärzte
für verantwortbare Landwirtschaft e. V., Deutsche Tinnitus-Liga e.v.,
Bundesverband Bürohund e. V., Haustierregister FINDEFIX, Deutscher
Naturschutzring (DNR) e. V., Retinologische Gesellschaft e. V.,
Welttierschutzgesellschaft e. V., Berlin-Brandenburgische Augenärztliche
Gesellschaft, Land der Tiere, Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V.,
Wildtierschutz Deutschland e. V., Deutsche Atemwegsliga, Deutsche
Lungenstiftung, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
(DGP), Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD),
Senior*innenvertretung Tempelhof-Schöneberg, Die Augenchirurginnen,
Landesseniorenbeirat Berlin, Animals United e. V., Deutsche Tier-Lobby e. V.,
Fortuna hilft e. V., Stiftung Hof Butenland, Deutsche Gesellschaft für Geriatrie
e. V., fuss e. V., KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, NAJU
(Naturschutzjugend im NABU), Health for Future, holi.social,
Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Verband Neurodiversität, Deutscher
Allergie- und Asthmabund (DAAB), Andreas Reuland (Augenarzt), Norbert
Mülleneisen (Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde und Umweltmediziner),
International Fund for Animal Welfare (IFAW), Bundesverbands für Umweltberatung
(bfub) e.V., Zero Waste Germany e. V., Naida e.V., Tierschutz-Entwicklungshilfe
e.V., Berliner Behindertenverband e.V, KynoLogisch gemeinnützige GmbH
Links:
- Zum Offenen Brief: http://www.duh.de/boellerciao
- Antrag für Feuerwerksverbotszonen: https://l.duh.de/antrag
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, mailto:resch@duh.de
Pressestelle Gewerkschaft der Polizei (GdP)
030 399921-113, mailto:gdp-pressestelle@gdp.de
Uwe Kamp, Pressesprecher des Deutschen Kinderhilfswerkes
0160-6373155, mailto:presse@dkhw.de
Corinna Madjitov, Pressereferentin VIER PFOTEN
0162 8572065, mailto:corinna.madjitov@vier-pfoten.org
Dr. Jan Tjeerd de Faber, Kinderaugenarzt
+31614261080, mailto:defaber@telfort.nl
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, mailto:presse@duh.de
http://www.duh.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/22521/6170406
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.
|