|
Winterberg (ots) - Natürlich denkt Wolfgang Kindl schon an den Februar, wenn die
olympischen Rennen in Cortina d'Ampezzo anstehen. "Dass ich mich dafür
qualifiziere, ist ein riesengroßes Ziel", sagt der 37 Jahre alte Rodler aus
Innsbruck, "es wären dann meine fünften Spiele." Eine stolze Zahl. Der 1,66
Meter große Athlet möchte auf der neuen "Pista Olimpica Eugenio Monti" auch
Geschichte schreiben. "Wenn ich dabei bin, dann möchte ich auch mit Medaillen
heimfahren - im Einzel und im Doppel", beschreibt er seine Ambitionen. Möglich
wäre sogar noch Edelmetall mit der Staffel. Drei Medaillen hat noch nie ein
Rodler bei denselben Olympischen Spielen gewinnen können.
Noch ist dies nur ein Traum. Die Realität heißt Qualifikation. Die ist im
starken österreichischen Team nicht so einfach. "In unserem Team ist es schon
brutal schwer, sich zu qualifizieren", erläutert Kindl, "in jeder Disziplin muss
einer, der Weltklasse ist, zuschauen." Im Einzel kämpfen vier Athleten um drei
Startplätze: David und Nico Gleischer, Jonas Müller und Kindl. Im Doppel wollen
Juri Gatt und Riccardo Schöpf sowie Yannick Müller und Armin Frauscher dem Duo
Thomas Steu/Wolfgang Kindl den Startplatz streitig machen.
Ein großer Pluspunkt in dieser Situation ist Kindls große Erfahrung. Vor 20
Jahren gab er bereits sein Debüt im Weltcup. 2017 erlebte er bei der
Weltmeisterschaft im heimischen Igls sein bisheriges Karriere-Highlight: Sowohl
im Einzel wie auch im Sprint gewann er den Titel. Im Gesamtweltcup wurde er
dreimal Zweiter und zweimal Dritter. Bei den Olympischen Winterspielen vor vier
Jahren in Peking holte er Silber im Einzel und mit dem Team in der Staffel. Doch
er musste auch immer wieder mit Rückschlägen fertig werden. Ganz ehrlich gibt er
zu, dass er sich bei Schlittenbau ein wenig vertan hat. "Ich habe mich ein wenig
verkopft im Material", erklärt er, "ich habe immer wieder Neues probiert, das
dann nicht funktioniert hat." Dazu erkrankte er im Sommer 2024 am Pfeifferschen
Drüsenfieber, was die Vorbereitung auch nicht begünstigte.
Als sehr wichtig bezeichnet Wolfgang Kindl die Entscheidung, dass er neben dem
Einer auch im Doppel antritt. Was zunächst nur als Scherz begonnen hat, wurde
schnell ein Fakt. Thomas Steu war vor zwei Jahren nach dem Rücktritt seines
Untermanns Lorenz Koller auf der Suche nach einem neuen Partner. Aus einer Laune
heraus sagte Kindl: "Ich setze mich hinten drauf, das wird schon klappen." Es
hat geklappt. "Danach haben wir ernstlich drüber nachgedacht und analysiert, wie
man das schaffen kann, dass es wirklich funktioniert."
Die Grundvoraussetzung war erst einmal, dass der Schlitten komplett umgebaut
wurde. Schließlich ist Kindl zehn Zentimeter kleiner als Lorenz Koller. Auch im
Training mussten Kompromisse eingegangen werden, schließlich musste Kindl neben
dem Doppel auch noch mit dem Einer fahren. "Thomas hat sehr gut mitgespielt",
lobt Kindl seinen Vordermann. Auch bei der Präparation des Schlittens liegt die
Hautarbeit bei Steu. Doch die beiden harmonieren hervorragend. Und sind zudem
noch erfolgreich. Zwar nicht immer so wie im vergangenen Winter in Pyeongchang,
als Kindl innerhalb von zwei Stunden erst beim Doppelrennen triumphierte und
dann auch noch im Einer den Weltcup gewann. In der Gesamtwertung des EBERSPÄCHER
Weltcup belegte Kindl im Einzel Platz fünf, im Doppel mit Steu Platz drei.
Einerseits kann Wolfgang Kindl als Gefühlsfahrer seine Erfahrungen vom Einer mit
ins Doppel mitnehmen. "Auch im Doppel spürt man, wenn man lenken muss."
Andererseits profitiert er vom Doppel wieder für den Einzel. "Weil ich den Kopf
schon immer sehr weit hinten hatte, habe ich sehr wenig auf optische Signale
vertraut, sondern bin nach Gefühl gefahren. Ich glaube, dass ich das im Doppel
noch ein wenig mehr ausweiten und auf den Einsitzer übertragen konnte."
Natürlich hatten sich Wolfgang Kindl und Thomas Steu auf den Weltcupauftakt in
Innsbruck-Igls gefreut. Sie hatten sich einen Vorteil auf der heimischen Bahn
erhofft. Weil der Eiskanal nach den Umbauarbeiten noch nicht homologiert werden
konnte, findet der Start in die Olympiasaison am kommenden Wochenende (5. bis 7.
Dezember) in Winterberg statt. Dass Routinier Kindl es auch in der Ferne kann,
hat er am vergangenen Wochenende auf der Olympiabahn in Cortina mit Platz drei
im Einer und Platz vier im Doppel bewiesen. Der Doppelstart bei den Olympischen
Spielen in Cortina rückte dadurch ein Stück näher.
Pressekontakt:
Margit Dengler-Paar
Pressechefin
Internationaler Rodel Verband (FIL)
Nonntal 10
83471 Berchtesgaden
Tel.: + 49 179 459 66 30
E-Mail: mailto:press@fil-luge.org
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/166424/6171217
OTS: FIL - Internationaler Rodel Verband
|