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Köln (ots) - Jihia Sinwar, dem Chefplaner des Hamas-Massakers vom 7. Oktober
2023, wird der Ausspruch zugeschrieben, nun habe er die Israelis genau dort, wo
er sie haben wolle. Sinwar hat den Tod gefunden, den seine Anhänger als
Martyrium sehen. Aber seine mörderische PR-Strategie ist aufgegangen, wie das
ESC-Debakel beweist: Die Folgen des Gaza-Krieges werden in der internationalen
Öffentlichkeit weithin allein Israel zur Last gelegt.
Dabei haben palästinensische Terroristen den größten Judenmord seit dem
Holocaust begangen und die Bedingungen für den damit entfesselten Krieg gesetzt:
verminte Häuser, Munitionslager unter Wohnvierteln, Kindergärten als
Raketenbasen, angeheuerte Zivilisten als Geiselwächter. Israel allerdings hat
sich in einem Maße darauf eingelassen, das zuletzt die eigene Militärführung
nicht mehr für verantwortbar hielt. Zudem lieferten rechtsextreme israelische
Minister mit maßloser Rhetorik den Feinden ihres Landes das publizistische
Wurfmaterial frei Haus.
Israelische Kollegen wie
Paria behandeltEuropäische Medien sollten da ihren Job tun: differenziert
berichten und analysieren. Stattdessen behandeln Vertreter von vier
Rundfunkanstalten aus EU-Ländern ihre israelischen Kollegen wie Paria, mit denen
sie beim ESC nicht zusammenarbeiten wollen. Und dies, nachdem bei den beiden
letzten ESC-Runden die israelischen Teilnehmerinnen Eden Golan und Yuval Raphael
- eine Überlebende des Hamas-Massakers - übelsten Angriffen ausgesetzt waren.
Es ist gut, dass die Mehrheit des Senderverbandes EBU sich dem Boykottdruck
nicht gebeugt hat. Bei aller verständlichen Kritik am Vorgehen Israels darf
nicht vergessen werden, wer im Gazakrieg der Angreifer war und wer der
Angegriffene.
Über diesen Krieg sachgerecht zu berichten, war schwierig. Auch deutsche Sender
haben Anlass, ihren Umgang mit Gaza-Videos kritisch zu überprüfen. Dazu gehört
allerdings auch der Hinweis auf israelische Restriktionen, die ihre Arbeit stark
erschwerten. Ob das unter diesen Bedingungen zu erreichende Ergebnis preiswürdig
war, darüber kann man geteilter Meinung sein - nicht aber darüber, dass die
Diffamierungskampagne gegen die mit einem Medienpreis ausgezeichnete
ARD-Journalistin Sophie von der Tann die Grenzen jeder legitimen Kontroverse
weit überschritten hat.
Das darf so nicht weitergehen. Ob beim ESC oder bei der Kölner Verleihung des
Hanns-Joachim-Friedrich-Preises: Alle möglichen Interessengruppen versuchen,
Medien im Nahost-Konflikt zu instrumentalisieren. Das dürfen unabhängige
Journalistinnen und Journalisten nicht mit sich machen lassen.
Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Raimund Neuß
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OTS: Kölnische Rundschau
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